Auch Alltägliches kann schnell zum Problem werden!
Gerade junge Fahrer unterschätzen das Risiko, das auch schon kleinste Ablenkungen im Straßenverkehr darstellen können. Doch auch erfahrene Fahrer überschätzen oftmals das eigene Können am Steuer. Es gibt vielfältige Gefahrenquellen, die zur Ablenkung am Steuer führen können.
Das Mobiltelefon führt das Ranking dabei wohl an, ist aber nicht das einzige Problem.
Auch vermeintlich alltägliche Dinge können die Konzentration beim Autofahren negativ beeinflussen. Schon eine Sekunde der Unachtsamkeit kann dabei schnell zu einem Verkehrsunfall führen. Im besten Fall sind nur Blechschäden die Folge, im schlimmsten kommen Dritte oder die Kfz-Insassen selbst zu Schaden.
Erfahren Sie im Folgenden, was zur Ablenkung beim Autofahren führen kann und wie Sie das Unfallrisiko senken.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Ablenkung am Steuer
Was gilt als Ablenkung am Steuer?
Beispiele für Ablenkung am Steuer sind: Die Nutzung des Handys, das Rauchen oder Schminken oder sogar das Essen während der Fahrt. Eine Liste finden Sie hier.
Warum ist Ablenkung am Steuer so gefährlich?
Je höher die Geschwindigkeit, desto länger ist der Bremsweg. Noch schlimmer wird es, wenn sich durch die Ablenkung die Reaktionszeit erhöht.
Was kann mich noch vom Autofahren ablenken?
Auch innere emotionale Umstände, können Autofahrer stark ablenken. Wer z. B. großen Stress hat, unter starken Depressionen leidet oder Medikamente nimmt, sollte sich gut überlegen, ob er fahrtüchtig ist.
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Autofahren bedeutet erhöhte Verantwortung gegenüber allen Verkehrsteilnehmern
Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.” (§ 1 Absatz 1 StVO)
Diese einfache Grundregel, die allen Verkehrsteilnehmern gebührt, wird allzu oft vernachlässigt, häufig ohne böswillige Absicht. Viele Personen unterschätzen oftmals einfach, dass auch schon die kleinste Ablenkung am Steuer zu einer ernsten Gefahr für sich und andere werden kann. Das grundlegende Problem: Jede Unaufmerksamkeit erhöht die Reaktionszeit.
Die Reaktionszeit, das lernt jeder Führerscheininhaber schon in der Fahrschule, hat maßgeblich Einfluss auf den benötigten Anhalteweg, sollte plötzlich ein Hindernis vor dem Fahrer auftauchen. Der Anhalteweg setzt sich zusammen aus dem Reaktionsweg und dem Bremsweg. Ersterer beschreibt die zurückgelegte Strecke, die der Fahrer von dem Zeitpunkt des Gewahrwerdens eines Hindernisses bis zur abschließenden Reaktion (Bremsen) benötigt.
Im Idealfall ist bei einem aufmerksamen und fitten Fahrer von einer Reaktionszeit von maximal einer Sekunde auszugehen. Jede Ablenkung kann diese Reaktionszeit und damit also auch den Reaktionsweg verlängern – oder sogar gänzlich verhindern, dass ein Hindernis überhaupt wahrgenommen wird.
Das folgende Beispiel soll zeigen, wie sich eine verlängerte Reaktionszeit auswirken kann.
Anzusetzen ist dabei die allgemeine Formel, die für die Berechnung des Reaktionsweges gilt:
Reaktionsweg in m ≈ (Geschwindigkeit ÷ 10) x 3
Die Multiplikation mit 3 ergibt sich aus der Annahme, dass die Reaktionszeit maximal eine Sekunde beträgt.
Bei einer gefahrenen Geschwindigkeit von 50 km/h sollte der Reaktionsweg eines aufmerksamen Fahrers damit zirka 15 Meter betragen. Geübte Fahrer können durchaus schneller reagieren.
Angenommen nun, eine Ablenkung am Steuer führt zu einer verlängerten Reaktionszeit von drei Sekunden. Die Rechnung änderte sich dann wie folgt:
Reaktionsweg in m ≈ (Geschwindigkeit ÷ 10) x (3 x 3)
In diesem Fall läge allein der Reaktionsweg schon bei 45 Metern – 45 Meter, die ggf. sogar ganz im “Blindflug” absolviert werden. Dazu kommt dann noch der eigentliche Bremsweg, bis das Auto wirklich zum Stillstand kommt.
Angesichts der geringeren Abstände bei diesen Geschwindigkeiten zu vorausfahrenden Fahrzeugen kann also schon ein längerer Blick aufs Handy dazu führen, dass der Fahrer nicht mehr rechtzeitig reagieren kann, um einen Auffahrunfall noch zu verhindern.
Welche Tätigkeiten können beim Fahren zu risikoreichen Ablenkungen führen?
In der folgenden Liste erhalten Sie einige Beispiele dafür, was alles während der Fahrt zu einer mehr oder minder erheblichen Ablenkung am Steuer führen kann. Darunter sind einige alte Bekannte, aber sicherlich auch Vorgänge, die viele nicht sofort als konzentrationsmindernd ansehen würden.
hartnäckiger Schmutz auf der Scheibe, der den Blick immer wieder auf sich zieht
Bedienung des Scheibenwischers
in der Tasche kramen
nicht gesicherte Ladungsgegenstände, die hin- und herrutschen oder klappern
starke Emotionen und andere psychische Beeinträchtigungen (Wut, Trauer, Schmerz usf.)
Schminken/Rasieren
kognitive Einschränkungen durch Müdigkeit, Medikamente, Betäubungsmittel oder Alkohol
u. v. m.
Dass selbst das Hören von Musik am Steuer zu einer erheblichen Ablenkung führen kann, darauf will das folgende Video auf drastische Weise aufmerksam machen:
Sicherlich können geübtere Fahrer die ein oder andere Ablenkung am Steuer besser verkraften als Fahranfänger, sodass diese sich nicht maßgeblich zu einem Risiko ausbilden. Dennoch zeigt sich anhand dieser Auflistung: Im Grunde kann auch die alltäglichste Handlung beim Autofahren die Konzentration negativ beeinflussen. Jeder Blick weg von der Straße, jeder Griff, bei dem die Hand vom Steuer genommen werden muss, kann potentiell gefährlich werden.
Da pauschale Aussagen (abgesehen von der verbotswidrigen Nutzung von Mobiltelefon und Co.) kaum möglich sind, sollten Fahrer stets in sich gehen: Was lenkt Sie persönlich während der Fahrt stark ab? Versuchen Sie anschließend, die größten Störquellen entsprechend zu beseitigen oder zumindest weitestgehend in ihre Schranken zu weisen.
Jana studierte Germanistik, Philosophie und Englischen Literaturwissenschaften an der Universität Greifswald. Sie ist seit 2015 Bestandteil des bussgeldkatalog.org-Teams. Neben einem umfassenden Überblick zu verkehrsrechtlichen Fragestellungen liegt ihr Interesse u. a. im Bereich Tuning und Fahrzeugtechnik.