Anonym im Internet surfen: Wie Sie Ihre Identität verschleiern
Letzte Aktualisierung am: 18. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Nutzer sollten auf ihre Privatsphäre achten
Das Internet bietet großartige Möglichkeiten, hat aber auch seine Schattenseiten. Die Organisation vor allem persönlicher Informationen wirft rechtliche Fragen auf, welche noch vor einigen Jahren in der Form kaum denkbar gewesen wären.
Der Sensibilisierung für die eigenen digitalen Daten wird auch in Zukunft ein großer Stellenwert zukommen. In Anbetracht ständiger Skandale rund um mangelnden Datenschutz im Internet empfinden viele Nutzer zunehmend den Wunsch, weniger von sich preiszugeben – häufig ohne genau zu wissen, wie dies bewerkstelligt werden kann. Anonym surfen im Web – wie geht das? Hier finden Sie eine Übersicht über mögliche Methoden.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Anonym surfen
Wer anonym surfen will und wem der Inkognitomodus nicht ausreicht, der kann bspw. einen Proxy-Server verwenden, der eine andere IP-Adresse zuteilt, wodurch zahlreiche Infos wie etwa der Standort nicht weitergegeben werden. Der VPN-Client ist eine weitere Möglichkeit.
Durch zahlreiche Informationen, die User dem Netz zur Verfügung stellen, sind ganze Nutzerprofile erstellbar. So entstehen auch sog. Filterblasen, die etwa nur noch Suchergebnisse anzeigen, die zum Suchverhalten des Nutzers passen. Cookies tragen einen wesentlichen Teil dazu bei. Wenn Sie anonym im Web surfen, können Sie solche Filterblasen vermeiden und erhalten eine größere Vielfalt an Informationen.
Auch wenn Sie anonym surfen wollen, sollten Sie auf Ihrem Rechner stets alle Sicherheitsupdates installieren. Dadurch machen Sie es Trojanern und Malware schwieriger, Ihre persönlichen Daten auszuspähen.
Zunächst einmal: Welche Daten hinterlasse ich eigentlich?
Unerkannt surfen – das klingt nicht nur erstrebenswert, sondern auch ein bisschen verwegen. Dabei handelt es sich in der Praxis weniger um geheimnisvolle Vorgänge als um konkrete technische Angebote, welche Nutzer in ihrer täglichen Internetroutine einbauen können.
Um deren Funktionen zu begreifen, müssen Nutzer sich über eines im Klaren sein: Das freie Internet ist weitläufig dezentral. Es existiert keine große Datenbank, auf welcher alle Informationen über die eigene Person liegen. Entsprechende Daten werden mal hier, mal dort hinterlassen; wer also anonym surfen möchte, sollte wissen, welche Informationen überhaupt geschützt werden sollen.
Zu diesen zählen vor allem:
- Die eigene IP-Adresse
- Anfragen in Suchmaschinen
- “Ausfüllfelder” in Formularen
- Die E-Mail-Adresse
- Seitenbesuche
- Interneteinkäufe
- Aktivitäten in Chatforen
Hier kommen natürlich noch all jene Informationen hinzu, die über soziale Netzwerke – beruflich oder privat – bereitwillig ins Netz gestellt werden.
Die Daten mögen verstreut sein, können und werden jedoch miteinander abgeglichen und zusammengeführt – Stichwort „Profiling“. Eigentlich ein Begriff aus der Kriminalistik meint es die oft unrechtmäßige Zusammenführung und Auswertung von Informationen, welche eindeutig auf eine natürliche Person zurückzuführen sind. Auf diese Weise kann ein umfassendes Bild einer Person entworfen werden: Nutzungsverhalten, persönliche Vorlieben, private Konten und Nachrichten. Dies hat nicht nur großen markttechnischen Wert; die Möglichkeiten von Propaganda und gezielter Meinungsbeeinflussung sind enorm.
Wie kann ich anonym im Web surfen?
Aufs Wesentliche heruntergebrochen können hier zwei unterschiedliche Vorgehensweisen unterschieden werden: Entweder wird die eigene Datenmenge durch verschiedene Vorkehrungen begrenzt oder die eigenen Daten werden anonymisiert bzw. verschlüsselt. Dementsprechend gibt es unterschiedliche Mittel und Wege, wie Nutzer online anonym surfen können.
Der Inkongnito-Modus im Internetbrowser schränkt die Datenmenge nur begrenzt ein
Auch eher unerfahrene Nutzer dürften ihn kennen: den Inkognitomodus oder auch Privatmodus. Nahezu alle gängigen Netbrowser-Anbieter haben eine solche Funktion integriert. Durch gezieltes Ansteuern wird ein meist abgedunkelter Tab geöffnet, welcher ein Anonym-Surfen im jeweiligen Browser verspricht. Konkret bedeutet das: Seitenbesuche werden nicht im eigenen Browserverlauf verzeichnet, Cookies und Zugangsdaten werden nicht abgespeichert und nach dem Schließen des Browsers werden besuchte Seiten nicht automatisch wieder aufgerufen. Auch Eingaben in Suchfelder werden nicht verzeichnet.
An der Oberfläche sieht dies sehr gründlich aus, jedoch findet diese „Bereinigung“ nur auf Seiten des Users statt. „Inkognito Surfen“ bedeutet hier lediglich, dass entsprechende Daten nicht vom Browseranbieter aufgezeichnet werden. Seitenanbieter vermerken trotzdem weiterhin Ihren Besuch!
Proxy-Server: Mit anderer IP-Adresse surfen
Nutzer sind in der Regel stets mit einer IP-Adresse ausgestattet. Die Abkürzung steht für „Internet Protocol“ und meint eine Zahlenfolge, welche Auskunft über die Art des Internetzugangs und die jeweiligen technischen Endgeräte geben. Die IP-Adresse ist also die eigene Anschrift im World Wide Web.
Ein Proxy ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Schnittpunkt zwischen zwei Rechenstellen, welche miteinander kommunizieren. Normalerweise nimmt ein Proxy keinen Einfluss auf die Daten, welche weitergegeben werden; ein Proxy-Server hingegen kann durchgehende Datensätze verändern, bevor er sie weitergibt.
Wenn User einen solchen Proxy-Server für ihren Browser zwischenschalten, dann wird die IP-Adresse verschlüsselt bzw. verändert an den Server des jeweiligen Seitenbetreibers weitergegeben. Sie können also ohne Angabe Ihrer eigenen IP im Web surfen. Auf die Art werden Informationen über den Rechner, den Standort und den Internetanbieter, den der Nutzer verwendet, nicht übermittelt.
Anonym surfen über einen VPN-Klienten
Ähnlich wie der Proxy-Server kann ein VPN-Client dazu verwendet werden, um im Internet anonym bzw. versteckt surfen zu können. VPN ist kurz für „Virtual Private Network“, zu Deutsch „virtuelles, privates Netzwerk“. Es handelt sich dabei ebenfalls um eine Technik, welche die IP-Adresse des Nutzers verschlüsselt – mitunter besteht die Möglichkeit, die IP einer bestimmten Stadt oder eines bestimmten Landes zu wählen.
Abgesehen davon ist ein VPN-Client eine gern genutzte Möglichkeit, um bestimmte Ländersperren bei Streaming-Diensten zu umgehen; Provider können beim Schalten eines VPN-Clienten ja nicht auf den Standort zugreifen bzw. ein anderer Standort wird mitgeteilt.
Deaktivierung von Cookies
Wer anonym surfen möchte, der kann nicht nur seine Adresse im Internet verbergen; auch die Erfassung des eigenen Surf-Verhaltens mindert die Privatsphäre des Einzelnen. Dies wird online hauptsächlich durch Cookies realisiert. Hinter dem kindlichen Namen verbergen sich kleine Textdateien, welche in den Browserverlauf des Nutzers platziert werden und fortan mit dem Provider kommunizieren. Auf die Art kann aufgezeichnet werden
- wann, wie oft und wie lange ein Nutzer die gleiche Seite verwendet
- welche Voreinstellungen getätigt wurden
- mitunter kann auch der Browserverlauf zu Teilen ausgelesen werden
Verschiedene Stellen setzen Cookies; nicht nur Webseiten selbst, sondern auch Werbeanzeigen oder Datenanalysetools, die Provider zur Optimierung ihres Angebotes verwenden.
Um eine Erfassung durch solche Cookies zu verhindern und fortan geheim zu surfen, können bereits gesetzte Cookies im Browser gelöscht bzw. deren Einsatz grundsätzlich unterbunden werden. Wenn Sie dies tun, müssen Sie sich jedoch darüber im Klaren sein, dass bestimmte Angebote dann mitunter nicht oder nur noch teilweise in Anspruch genommen werden können.
Metasuchmaschinen: Verdeckt Surfen auch beim Suchen
Der häufig zu wünschen übrig lassende Datenschutz bei Google, Bing und Co. hat in den letzten Jahren vermehrt für harsche Kritik gesorgt. Nutzer und deren Suchanfragen werden nicht nur umfassend erhoben und zusammengeführt; basierend auf Suchgewohnheiten werden sogenannte „Filterblasen“ geschaffen. Usern werden dann bei einer Suche eher Ergebnisse eingespielt, die zu ihrem bisherigen online-Verhalten passen – was natürlich im Umkehrschluss dazu führt, dass andere Informationen außen vor bleiben.
Bei der Benutzung von Suchmaschinen ist ein Anonym-Surfen zum einen dahingehend sinnvoll, als dass Suchanfragen vom Nutzer abgekoppelt werden – auf diese Weise sollen Nutzer geschützt werden und gleichzeitig exakte Suchergebnisse erhalten. Zum anderen sind die Suchergebnisse dann weniger von berechneten Interessen oder gar bezahlten Inhalten durchsetzt.
Möchten Sie anonym surfen, kann statt Google und Ähnlichem eine sogenannte Metasuchmaschine verwendet werden. Diese funktionieren meist mit denselben Algorithmen, anonymisieren Suchanzeigen jedoch und greifen auch anderweitig keine Informationen über Sie ab.
Der Browser „Tor“ – anonym im Netz durch mehrfache Umleitung
Wer sich über das Anonym-Surfen im Online-Bereich informiert, wird kaum um das Projekt „Tor“ herumkommen. Das um die Jahrtausendwende initiierte Anonymisierungsnetzwerk funktioniert, vereinfacht gesprochen, über mehrere Proxyserver und Netzwerke, welche ausgehende Nutzerdaten verschlüsseln und turnusmäßig Daten löschen.
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Sicherheitsupdates!
Auch wenn Sie anonym bzw. verschlüsselt im Netz surfen, besteht immer die Gefahr, dass Ihre persönliche Daten durch Trojaner und ähnliche Malware ausspioniert wird. Aus diesem Grund sollten Sie stets aktuelle Antivirenprogramme verwenden und Ihren Rechner in regelmäßigen Abständen auf Bedrohungen scannen lassen.
Komplett unsichtbar im Internet surfen – das ist (noch) nicht möglich
Gleichwohl mehrere Möglichkeiten bestehen, im Internet anonym zu surfen und die Menge der eigenen Daten zu begrenzen: User hinterlassen in der Regel immer Spuren auf die eine oder andere Weise. Dies hat nicht immer nur mit Datensammelwut oder Auspionieren zu Gewinnzwecken zu tun; für manche Angebote ist es unerlässlich, Informationen über Nutzer zu speichern und zu verwerten.
Zudem sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass Möglichkeiten der Verschleierung nicht nur Gutes bewirken. Anonymisiert zu surfen, ist auch vorteilhaft für kriminelle Aktivitäten, Absprachen und Organisation – unbescholtene Bürger sollten nicht ohne deren Wissen oder gar gegen deren Willen bespäht werden, gleichzeitig sollen aber kriminelle Kräfte im Netz dingfest gemacht werden können. Der Spagat erweist sich häufig als schwierig.