TRUVELO M4² – Geschwindigkeitsmessung mit Piezotechnik
Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024
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Geschwindigkeitsmessung mit Piezotechnik
Ist ein Fahrer mit einem hohen Tempo auf den Straßen unterwegs, setzt er sich und die anderen Verkehrsteilnehmer einer hohen Gefährdung aus. Insbesondere Autobahnen stellen einen Risikofaktor dar. Laut einer Statistik des Bundesamtes zur „Unfallentwicklung auf deutschen Straßen 2012“ ist die Hälfte der Unfalltoten auf den deutschen Autobahnen auf die zu hohe Geschwindigkeit der Fahrzeuge zurückzuführen.
Um das Unfallrisiko zu senken, greift die Polizei auf verschiedene Blitzer zurück, die sich unterschiedlicher Techniken zur Geschwindigkeitsmessung bedienen. Im Folgenden stellen wir Ihnen den Truvelo M4² vor. Dieser gehört zu jenem Messverfahren, das sich der Piezomessung bedient. Wie diese genau funktioniert und welche Messfehler die Messung mit dem Truvelo aufweisen kann, darüber erfahren Sie hier mehr.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: TRUVELO M4²
Der TRUVELO M4² ist ein Gerät, bei dem die Geschwindigkeitsmessung mit sogenannter Piezotechnik stattfindet. Dabei befinden sich auf oder unter der Straße spezielle Sensoren. Sobald ein Kfz diese überfährt, kann die gefahrene Geschwindigkeit anhand einer Weg-und-Zeit-Analyse ermittelt werden.
Bei einer Geschwindigkeitskontrolle mit dem TRUVELO M4² werden 3 km/h vom Ergebnis abgezogen, wenn die gemessene Geschwindigkeit unter 100 km/h lag. Bei höheren Geschwindigkeiten werden 3 Prozent in Abzug gebracht.
Wurden gemessene Werte falsch zugeordnet, der TRUVELO M4² war nicht geeicht oder die Piezokabel des Blitzers wiesen Fehler auf, kann ein verfälschtes Messergebnis die Folge sein.
Funktionsweise des Truvelo M4²
Den Truvelo M4² gibt es als einen stationären und als einen mobilen Blitzer. Der Unterschied besteht darin, dass die mobile Version des Truvelo die Geschwindigkeit mittels Sensoren auf der Fahrbahndecke misst, die stationäre hingegen über Kabel in der Fahrbahn. Im Vergleich kommt das Messgerät Truvelo M4 in Deutschland nur noch recht selten zum Einsatz. Verbreiteter ist inzwischen das Nachfolgemodell des Truvelo, nämlich der VDS M5 Speed.
Wie bereits erwähnt, basiert das Messverfahren mit dem Truvelo M4² auf der Piezotechnik. Dabei werden im gleichen Abstand vier Koaxialkabel bzw. Piezosensoren in die Fahrbahndecke verlegt. Passiert ein Fahrzeug die Fahrbahn und damit auch die Kabel, werden die entsprechenden Informationen an einen Rechner weitergeleitet. Dieser ermittelt schließlich die Geschwindigkeit im Rahmen einer Weg-und-Zeit-Analyse, und zwar durch die Zeit, die zwischen den Abständen der gesendeten Impulse vergeht. Im Falle einer Geschwindigkeitsüberschreitung werden zusätzlich Bilder geschossen. In einigen Fällen wird ein zusätzlicher Blitz verwendet, um das Bild besser auszuleuchten.
Fehlmessungen – Wann lohnt sich ein Einspruch?
Ein Verstoß gegen das Verkehrsrecht bzw. ein Verstoß wegen eines erhöhten Tempos kann laut Bußgeldkatalog zu einem hohen Bußgeld führen. Daneben können unter Umständen Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot verhängt werden. Gerade für Fahrer, die beruflich von ihrem Führerschein abhängig sind, kann ein Bußgeldbescheid ärgerlich sein.
Unter Umständen kann sich manchmal allerdings ein Einspruch gegen einen Blitzer wie den Truvelo M4² lohnen, da fehlerhafte Messungen oder Fehler bei der Bearbeitung des Bußgeldbescheids den Blitzer-Bescheid ungültig machen können. Sind Sie sicher, dass Sie die Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten haben, könnten Sie ebenfalls die Gültigkeit der Messung anzweifeln.
Messungen durch Blitzer nicht einwandfrei
Nicht nur sind die Bußgeldbescheide oftmals mangelhaft oder falsch, sondern auch die Messtechnik der Blitzer selbst ist nicht vor Fehlern gefeit. Außerdem kann auch die fehlerhafte Bedienung des Truvelo M4² die Messergebnisse verfälschen. In einer Mitteilung des Deutschen Anwaltsvereins (DAV) heißt es:
„Messgeräte im Straßenverkehr sind hochkomplexe technische Geräte, mit allen Macken, die solche Geräte üblicherweise aufweisen. Dafür spricht allein der Umstand, dass regelmäßig neue Softwareupdates von den Herstellern geliefert werden. Auch Untersuchungen der Sachverständigen zeigen, dass Messgeräte falsch arbeiten können. Hinzu kommen Fehlerquellen durch falsche Bedienung. Unwidersprochen ist, dass es Fehlerquellen in polizeilichen Messverfahren immer wieder gibt.“
Im Folgenden zählen wir Ihnen mögliche Ursachen von Fehlmessungen auf, die im Rahmen des Truvelo M4² vorkommen können.
- Piezokabel nicht einwandfrei: Damit die Messung insgesamt verlässlich ist, müssen die Sensoren auch entsprechend einwandfrei funktionieren. Durch verschiedene Außenfaktoren, wie zum Beispiel eine hohe Temperatur, durch Bremsmanöver der Fahrzeuge oder das Eintreten von Wasser, ist dies nicht mehr garantiert. In diesen Fällen kann es zu verzerrten Messungen kommen. Auch die Beschaffenheit der Fahrbahn hat Einfluss auf die Messwerte. Ist die Fahrbahn beschädigt, kann dies Auswirkungen auf das Ergebnis vom Gerät haben.
- Eichung und Wartung nicht korrekt: Für das Gerät sieht die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) nicht nur eine jährliche Eichung vor. Auch eine Wartung durch die Firma ist vorgeschrieben, die jedes halbe Jahr durchgeführt werden soll. Sollte diesen Anforderungen nicht nachgegangen worden sein, ist die Messung anfechtbar.
- Mehrere Fahrzeuge auf einem Foto: Sind zwei Fahrzeuge auf dem Bild zu sehen, so ist dies ein Hinweis auf eine mögliche falsche Zuordnung des gemessenen Wertes. Bei einem solchen Bild ist es sinnvoll, einen Rechtsanwalt hinzuziehen.