Bremsen wechseln: Wann müssen Sie Bremsbeläge und Bremsscheiben wechseln?
Letzte Aktualisierung am: 3. September 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Defekte oder abgenutzte Bremsen erhöhen die Unfallgefahr!
Die Bremsen an Autos zählen zu den am stärksten beanspruchten Bauteilen. Durch die regelmäßig erzeugte Reibung zwischen Bremsbelägen und Bremsscheiben nutzen sich die Sicherheitseinrichtungen ab. Dadurch nimmt die Bremswirkung stetig ab, der Bremsweg verlängert sich.
Besonders im Falle einer Gefahrenbremsung steigt das Risiko, einen Unfall zu verursachen, wenn die Bremseinrichtungen nicht mehr optimal funktionieren. Aus diesem Grund ist die regelmäßige Prüfung der Bremsen unerlässlich. Und von Zeit zu Zeit müssen Sie an Ihrem Fahrzeug auch die Bremsen wechseln.
Doch nach wie vielen Kilometern müssen Sie Bremsen eigentlich wechseln lassen? Wie können Sie neue Bremsen gegebenenfalls selbst einbauen? Und müssen Sie die gesamten Bremsen erneuern oder genügt es, lediglich die Bremsbeläge zu wechseln? Dies und mehr erfahren Sie im folgenden Werkstatt-Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Bremsen wechseln
Verlängert sich der Bremsweg oder hören Sie ein schleifendes oder quietschendes Geräusch beim Bremsen, kann das ein Indiz darauf sein, dass die Bremsen ausgetauscht werden müssen. Viele Fahrzeuge verfügen außerdem inzwischen über einen Anzeige, die den Verschleiß anzeigt.
Es ist zwar nicht verboten, aber auch nicht empfehlenswert, die Bremsen selbst zu wechseln – es sei denn, Sie sind ein erfahrener Mechaniker. Denn bereits kleine Fehler beim Einbau können zu einer Einschränkung der Sicherheit führen.
In der Werkstatt müssen Sie für einen kompletten Wechsel mit rund 500 Euro rechnen.
Wie sind Kfz-Bremsen aufgebaut?
Heutzutage ist an den meisten Autos die Scheibenbremse Standard, auf die im Jahre 1902 erstmals der Brite Frederick Lanchaster ein Patent anmeldete. Die Scheibenbremse besteht aus einer Bremsscheibe, die hinter den Reifen an der Radnabe montiert ist, einem Bremssattel und dem daran befindlichen Bremsbelag.
Der Bremssattel umgreift einer Zange gleich – daher auch Bremszange genannt – die Bremsscheibe. An den Flächen der Bremskolben (Greifer der Bremszange), die bei Betätigung des Bremshebels von beiden Seiten auf die Bremsscheibe gedrückt werden, befinden sich wiederum die Bremsbeläge.
Bei älteren Scheibenbremsen sind diese auf Bremsklötzen montiert, die damit als Verbindungsglied zwischen Bremskolben und Bremsbelag fungieren. Die grobkörnige Oberflächenstruktur der Beläge erzeugt eine besonders hohe Reibung: Gleich Sandpapier schleifen die aus unterschiedlichen Reibemitteln bestehenden Bremsbeläge auf der Bremsscheibe. So wird der Rollwiderstand erhöht, das Fahrzeug verlangsamt.
Die Bremsen werden bei Pkw durch Druckveränderungen in den Bremsschläuchen betätigt. In diesen befindet sich die Bremsflüssigkeit – ein hydraulisches Fluid, das die Kraftübertragung gewährleistet.
Bremsen wechseln – aber wann?
Wann nun müssen Sie aber die Bremsbeläge erneuern, wann die Bremsscheiben wechseln? Anhand der Funktionsweise der Bremsen lässt sich schnell erkennen, dass mit der erzeugten Reibung auch ein hoher Grad an Verschleiß einhergehen muss. Folgende Abnutzungserscheinungen können an Bremsen das Wechseln einzelner Komponenten erfordern:
- Abnutzung der Bremsbeläge: Diese schleifen sich mit der Zeit ab oder die Oberfläche wird zu glatt, um noch ausreichend Reibung erzeugen zu können. Die Bremswirkung lässt nach.
- Abnutzung der Bremsscheibe: Durch die rauen Bremsbeläge wird auch die Bremsscheibe mit der Zeit abgeschliffen. Dadurch kann sie an den Kontaktstellen dünner werden, Risse bilden und die Bremskolben können keinen optimalen Druck mehr ausüben.
- Abnutzung des Bremsklotzes: Bei älteren Modellen können auch die noch serienmäßig vorhandenen Bremsklötze verschleißen, im schlimmsten Fall gar ganz heruntergeschliffen werden. Dann kommen nur noch die Kolben in Kontakt mit der Bremsscheibe und Metall reibt an Metall.
- Abnutzung des Bremssattels: Auch der Bremssattel selbst kann mit der Zeit an Funktion verlieren, etwa durch Korrosion, und dann nicht mehr genügend Kraft auf die Kolben und damit auf die Bremsscheiben übertragen. Die Reparatur ist unumgänglich.
Am ehesten können Sie erkennen, ob Sie die Bremsen wechseln lassen sollten, wenn die Bremswirkung nachlässt, Sie den Bremshebel immer weiter durchdrücken müssen oder aber ein metallisches Quietschen oder Schleifgeräusch zu hören ist.
Quietschende Bremsen können allerdings auch darauf hinweisen, dass nicht mehr ausreichend Bremsflüssigkeit in den Leitungen vorhanden ist oder diese in irgendeiner Form an Qualität verloren hat. Dann genügt es in der Regel, die Bremsflüssigkeit zu wechseln oder aufzufüllen.
Die bereits gefahrenen Kilometer sind hingegen kein sicherer Indikator! Abhängig von der Belastung, dem Fahrverhalten, möglichen Defekten usf. können die Bremsen erst nach 100.000 Kilometern oder aber auch schon nach 10.000 Kilometern abgenutzt sein. Die regelmäßige Kontrolle ist daher unerlässlich.
Viele moderne Autos verfügen zudem mittlerweile über eine sogenannte “Verschleißanzeige”. Sensoren an der Bremse registrieren optische und akustische Werte. Ab einem bestimmten Bereich erkennen sie, dass der Verschleiß bereits fortgeschritten ist und die Bremsbeläge zu wechseln sind. Dies zeigt dann eine Kontrolleuchte im Fahrzeugcockpit an.
Zudem wird die Funktionstüchtigkeit der Bremsen bei der regelmäßigen Hauptuntersuchung geprüft. Sind grobe Mängel vorhanden, wird die Erteilung der HU-Plakette in der Regel verweigert, bis diese behoben sind.
Dürfen Sie Bremsen in Eigenregie wechseln?
Wollen Sie dennoch die Bremsen in Eigenregie wechseln, sollten Sie hierfür sehr sorgsam vorgehen und sich entsprechend Zeit nehmen. Wenn Sie die Bremsen wechseln, ist die Dauer aufgrund der umfangreichen Arbeitsschritte schwer abzuschätzen. Beachten Sie bei der Auswahl der Bauteile auch, dass diese für Ihr Auto zulässig sind und sich mit den Sicherheitssystemen vertragen.
Wie die Bremsbeläge gewechselt werden können, erfahren Sie im folgenden Video:
Achtung: Umbauten an Bremsen sind immer abnahmepflichtig!
Wenn Sie Änderungen an den Bremsen selber vornehmen wollen, müssen Sie in jedem Fall das Auto nach dem Wechsel beim TÜV oder einer anderen Prüforganisation vorstellen. Die Sachverständigen müssen prüfen, ob die Bremsscheiben und/oder Bremsbeläge ordnungsgemäß montiert wurden und auch entsprechend funktionieren.
Erforderliche Zeugnisse und Belege, die Sie für den Umbau einer Bremse benötigen, sind ABE und Teilegutachten, sowie eine Bauartgenehmigung (bei Bremsbelägen) und ein positives Prüfzeugnis von TÜV, DEKRA o. a. Letzteres müssen Sie bei der Fahrzeugzulassungsstelle vorlegen, um die Veränderungen am Fahrzeug in die Zulassungsbescheinigung eintragen zu lassen.
Bremsen und Bremsbeläge wechseln – Welche Kosten erwarten Sie?
Da Sie idealerweise die Bremsen von Profis wechseln lassen sollten, um möglichen Problemen zu entgehen, ist anzuraten, dass Sie hierfür eine Werkstatt Ihres Vertrauens aufsuchen. Aber was kostet es, die Bremsen wechseln zu lassen?
Lassen Sie in einer Werkstatt Bremsscheiben und -beläge wechseln, können umfangreiche Kosten entstehen, die sich zum einen aus den Material-, zum anderen aus den Arbeitskosten ergeben. Lassen Sie die Bremsen erneuern, sind folgende Kosten zu berücksichtigen:
- Bremsscheiben wechseln (1 Satz à 2 Scheiben): zirka 100 Euro
- Bremsbeläge wechseln (1 Satz à 2 Belägen): zirka 50 Euro
- Arbeitskosten bei komplettem Satzwechsel: zirka 100 Euro
Je nach Antriebsart des Fahrzeuges können die Kosten für Bremsscheiben und Belege zwischen Vorder- und Hinterachse variieren. Die Umbauten an der Antriebsachse sind mit etwas höheren Kosten verbunden. 20 bis 50 Euro mehr können je Satz anfallen.
Sie erwarten also geringere Kosten, wenn keine Bremsscheiben zu wechseln sind, sondern nur die Beläge. Müssen Sie hingegen Bremsscheiben und Bremsbeläge wechseln lassen? Die Kosten sind dann regelmäßig etwa 100 Euro höher. Ein kompletter Wechsel der Bremsen an beiden Achsen schlägt mit etwa 500 Euro zu Buche.
Die Sicherheit im Straßenverkehr ist und bleibt unbezahlbar.
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