Bremsweg berechnen: Formel für reguläre Bremsung & Gefahrenbremsung

Von Jana O.

Letzte Aktualisierung am: 3. September 2024

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Kurz und knapp: Bremsweg richtig berechnen

Der normale Bremsweg kann mit dieser Formel berechnet werden:

Normaler Bremsweg ≈ (gefahrene Geschwindigkeit ÷ 10) x (gefahrene Geschwindigkeit ÷ 10)

Daraus ergeben sich folgende Bremswege:

GeschwindigkeitEinfacher Bremsweg
30 km/h9 m
50 km/h25 m
70 km/h49 m
100 km/h100 m
130 km/h169 m
Detaillierte Informationen zur Bremsweg-Formel sowie über den Bremsweg bei einer Gefahrenbremsung erhalten Sie im Folgenden.

In welchem Verhältnis stehen Bremsweg und Mindestabstand?

Wie lang ist der Bremsweg bei den unterschiedlichen Kfz?
Wie lang ist der Bremsweg bei den unterschiedlichen Kfz?

Mathematik ist für viele ein Graus, doch auch in der Fahrschule kommt niemand an umfangreichen Berechnungen vorbei. Eine der wichtigsten Rechnungen ist dabei stets die Ermittlung der Länge vom Bremsweg – bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Der Bremsweg ist deshalb von Bedeutung, weil er auch als Maßgabe für die mindestens einzuhaltenden Abstände zwischen den Fahrzeugen dient. Die Unterschreitung des Mindestabstands kann nicht nur zu hohen Bußgeldern, Punkten und Fahrverboten laut Bußgeldkatalog führen, sondern stellt zudem eine der Hauptursachen für Unfälle dar.

Doch welchen Abstand genau müssen Sie bei welcher Geschwindigkeit einhalten? Unterscheidet sich der Bremsweg bei Auto, Pkw, Motorrad und Co.? Wovon genau ist er eigentlich abhängig und mit welcher Formel können Sie den Bremsweg berechnen?

FAQ: Bremsweg

Mit welcher Formel kann ich den Bremsweg berechnen?

Die Formel für die Bremsweg-Berechnung lautet wie folgt:
1. (Geschwindigkeit in km/h : 10) x (Geschwindigkeit in km/h : 10) = normaler Bremsweg in Metern
2. Normaler Bremsweg : 2 = Bremsweg bei Gefahrenbremsung in Metern

Wie lang ist der Bremsweg bei 100 km/h und anderen Geschwindigkeiten?

Eine tabellarische Übersicht zu den Bremswegen (bei normaler und Gefahrenbremsung) finden Sie in dieser Bremswegtabelle.

Wie lang ist der Bremsweg bei einem Lkw?

Der Bremsweg ist bei schwereren Kfz wie Lkw regelmäßig länger als bei Kleinfahrzeugen wie Pkw oder Motorrad. Einen Vergleich der Bremswege finden Sie hier.

Welche Strecke umfasst der Bremsweg?

Der Weg, der ab der Bremsung zurückgelegt wird, bis ein Fahrzeug endgültig zum Stehen kommt, ist der Bremsweg. Dieser beginnt damit erst ab Betätigung des Bremspedals selbst. Der ein oder andere fühlt sich nun an seine Zeiten in der Fahrschule zurückerinnert. Hier tauchten in diesem Zusammenhang nämlich noch zwei weitere Begriffe auf: der Reaktions- und der Anhalteweg.

Der Reaktionsweg beschreibt den Zeitraum, den der Fahrzeugführer vom Wahrnehmen eines Hindernisses bis zum Reagieren, also dem Auslösen der Bremse, benötigt. In dieser Phase legt das Fahrzeug nämlich ebenfalls je nach Geschwindigkeit einen längeren Weg zurück.

Der Anhalteweg hingegen umfasst den gesamten Vorgang:

Bremsweg + Reaktionsweg = Anhalteweg

Beachten Sie, wenn Sie den Bremsweg ermitteln: Der tatsächliche Anhalteweg ist länger!
Beachten Sie, wenn Sie den Bremsweg ermitteln: Der tatsächliche Anhalteweg ist länger!

Hieraus ergibt sich Folgendes:

  • Die für die reine Bremsung benötigte Strecke ist kürzer als der tatsächliche Anhalteweg, sodass dieser nur der Orientierung dient und deshalb als mindestens einzuhaltender Abstand gelten kann.
  • Die Reaktionszeit ist beim Bremsweg ausgeklammert – diese ist lediglich für den gesamten Anhalteweg von Bedeutung.

Wie genau können Sie nun aber den Bremsweg berechnen? Im Folgenden wollen wir uns der allgemeinen Faustregel für den Bremsweg widmen, anschließend jedoch auch den Einfluss unterschiedlichster Umstände betrachten.

Bremsweg berechnen -Formel anschaulich erklärt

In diesem Youtube-Video sehen Sie, wie lang der Bremsweg ist und erfahren, wie sich der Bremsweg berechnet:

Wie wird der Anhalteweg berechnet?

Bremsweg beim Auto: Formel für die Berechnung

Beim Bremsweg ist zunächst zu unterscheiden zwischen der einfachen und der Gefahrenbremsung. Letztere wird umgangssprachlich auch als Vollbremsung bezeichnet. Dabei wird das Bremspedal bis zum Anschlag durchgetreten, um so schnell wie möglich anzuhalten und so nicht mit einem Hindernis zu kollidieren. Das kann zum Beispiel bei einem plötzlich auf der Fahrbahn auftauchenden Wildtier nötig sein.

Die Berechnung des einfachen Bremsweges ist mit der folgenden Faustformel möglich:

Normaler Bremsweg ≈ (gefahrene Geschwindigkeit ÷ 10) x (gefahrene Geschwindigkeit ÷ 10)

Bei der Gefahrenbremsung halbiert sich der einfache Bremsweg:

Bremsweg bei Gefahrenbremsung ≈ [(gefahrene Geschwindigkeit ÷ 10) x (gefahrene Geschwindigkeit ÷ 10)] ÷ 2

Das geschwungene Gleichheitszeichen verweist darauf, dass es sich bei dem Rechenergebnis nur um einen Näherungswert handelt. Der so ermittelte Bremsweg in Metern ist damit gedanklich immer mit einem “ungefähr” oder “zirka” zu versehen.

Mit den hier genannten Formeln lässt sich nun der Bremsweg berechnen. Im Folgenden ein paar Beispiele zur Veranschaulichung.

Wie lang ist der Bremsweg bei 30 km/h?

  1. Einfache Bremsung ≈ (30 ÷ 10) x (30 ÷ 10) = 9 Meter
  2. Gefahrenbremsung ≈ [(30 ÷ 10) x (30 ÷ 10)] ÷ 2 = 4,5 Meter

Wenn in einer 30er Zone also plötzlich ein Kind vor Ihrem Auto auftaucht, das sich zwischen den parkenden Autos auf die Straße begibt, müssen Sie im Falle einer Vollbremsung ungefähr mit einem Bremsweg von 4,5 Metern rechnen.

Wie lang ist der Bremsweg bei 50 km/h?

  1. Einfache Bremsung ≈ (50 ÷ 10) x (50 ÷ 10) = 25 Meter
  2. Gefahrenbremsung ≈ [(50 ÷ 10) x (50 ÷ 10)] ÷ 2 = 12,5 Meter

Im innerstädtischen Verkehr ist damit in aller Regel mit einem Bremsweg von 25 Metern zu rechnen, da hier zumeist eine Tempolimit von 50 km/h einzuhalten ist.

Gefahrenes Tempo = 100 km/h: Der Bremsweg liegt zwischen 50 und 100 Metern.
Gefahrenes Tempo = 100 km/h: Der Bremsweg liegt zwischen 50 und 100 Metern.

Wie lang ist der Bremsweg bei 60 km/h?

  1. Einfache Bremsung ≈ (60 ÷ 10) x (60 ÷ 10) = 36 Meter
  2. Gefahrenbremsung ≈ [(60 ÷ 10) x (60 ÷ 10)] ÷ 2 = 18 Meter

Blicken wir an dieser Stelle kurz zurück zum ersten Beispiel: Bei 30 km/h gefahrener Geschwindigkeit lag die zurückgelegte Strecke für die Bremsung noch bei 9 bzw. 4,5 Metern. Bei 60 km/h ist der berechnete Bremsweg viermal länger. Das bedeutet: Die verdoppelte gefahrene Geschwindigkeit verdoppelt den Bremsweg nicht einfach, sondern sie vervierfacht ihn.

Wie lang ist der Bremsweg bei 100 km/h?

  1. Einfache Bremsung ≈ (100 ÷ 10) x (100 ÷ 10) = 100 Meter
  2. Gefahrenbremsung ≈ [(100 ÷ 10) x (100 ÷ 10)] ÷ 2 = 50 Meter

Auf der Landstraße etwa, auf der Sie 100 km/h fahren können, beträgt der reine Bremsweg damit je nach Intensität der Bremsung zirka 50 bis 100 Meter. Auch hier ist verglichen mit einem Tempo von 50 km/h der Bremsweg vom Auto bei 100 km/h viermal so lang.

Beachten Sie dabei: Der Bremsweg beschreibt tatsächlich nur die Strecke, die ab Betätigung des Bremspedals bis zum Stillstand des Fahrzeuges zurückgelegt wird. Zusätzlich dazu ist die Reaktionszeit zu berücksichtigen, innerhalb derer der Fahrer eines Hindernisses gewahr wird und darauf reagiert. Die in dieser Zeit zurückgelegte Wegstrecke wird zum Bremsweg addiert und ergibt am Ende erst den tatsächlich benötigten Anhalteweg.

Bremswegtabelle

In der folgenden tabellarischen Auflistung geben wir Ihnen die rein rechnerisch ermittelten Bremswege an, die sich bei den unterschiedlichen gefahrenen Geschwindigkeiten ergeben:

Gefahrene Geschwindig­keit in km/heinfacher Bremsweg in MeternGefahren­bremsung in Metern
1010,5
2042
3094,5
40168
502512,5
603618
704924,5
806432
908140,5
10010050
11012160,5
12014472
13016984,5
14019698
150225112,5
160256128
170289144,5
180324162
190361180,5
200400200

Auch die hier genannten Werte zeigen:

Bei doppelter Geschwindigkeit ist der Bremsweg im Schnitt viermal so lang.

Aber Vorsicht: All diese Werte beziehen sich auf ideale Umstände wie trockene Verkehrswege, optimale Bereifung usf. Neben diesen Aspekten gibt es noch weitere Dinge, die den Bremsweg beeinflussen können.

Zusammenfassung: Wie lang ist der Bremsweg?

Die Infografik „Bremsweg und Aufprallgeschwindigkeit“ zeigt nochmal, wie lang der Anhalteweg eines Autos bei verschiedenen Geschwindigkeiten ist und mit welcher Geschwindigkeit es entsprechend auf ein 60 Meter entferntes Hindernis prallen würde.

Grafik zum Bremsweg eines PKW bei verschiedenen Geschwindigkeiten.
Grafik zum Bremsweg eines PKW bei verschiedenen Geschwindigkeiten.

Wovon ist der Bremsweg abhängig?

Wann verlängert sich der Bremsweg?
Wann verlängert sich der Bremsweg?

Es gibt zahlreiche Aspekte, die einen Einfluss auf den Bremsweg haben können. Aus diesem Grund können die in den obigen Berechnungen ermittelten Werte nur als ideale Orientierungspunkte gelten. Die tatsächlich benötigte Wegstrecke für die Bremsung ist von unzähligen Faktoren abhängig. Im Folgenden einige der wichtigsten Aspekte, die einen Einfluss ausüben können:

Gefahrene Geschwindigkeit

Wie bereits aus den Beispielberechnungen hervorgegangen ist, hat vor allem die Geschwindigkeit des Fahrzeuges Auswirkung auf den ungefähren Bremsweg. Allgemein gilt: Je schneller ein Fahrzeug unterwegs ist, desto länger ist auch der Bremsweg.

Straßenbeschaffenheit

Wichtig für den Bremsvorgang ist nicht nur die Reibung zwischen Bremsscheiben und Bereifung, sondern vor allem die Reibhaftung zwischen Reifen und Straße. Je größer der Reibungswiderstand ist, desto kürzer ist der Bremsweg. Durch Eisglätte, Schnee, Rollsplitt, Wasser usf. kann sich die Reibhaftung verringern, sodass sich die für die Bremsung benötigte Strecke verlängert.

Fahrzeugbeschaffenheit

Darüber hinaus ist natürlich auch der Zustand des Kfz von Bedeutung: Sind die Bremsen gut gewartet? Wie hoch ist die Bremsleistung allgemein? Verfügen die Reifen noch über ausreichend Profil, um eine optimale Straßenhaftung herzustellen? Ist genug Bremsflüssigkeit in den Leitungen, um das Signal schnell an die Bremse weiterzugeben?

Fahrzeuggewicht

Auch das Gewicht eines Fahrzeuges hat grundsätzlich Auswirkungen auf den Bremsweg. Ein Lkw wird allgemein eine längere Strecke für die Bremsung benötigen als ein Pkw.

Haftreibungspunkte

Darüber hinaus hat auch die Anzahl der Reifen einen Einfluss auf den Bremsweg. Je mehr Reifen mit der Straße in Verbindung sind, desto größer ist die Haftreibung insgesamt. Einspurige Kfz wie Motorräder haben hier eine geringere Haftfläche als Pkw. Auf der anderen Seite besitzen Lastkraftwagen mehr Reifen, um so das größere Gewicht zu kompensieren.

Was verlängert den Bremsweg?

Zusammengefasst ergeben sich folgende grundlegende Aspekte, die den Bremsweg insgesamt verlängern können:

  • geringere Reibung durch Rollsplitt, Eis, Schnee usf.
  • Reifen mit abgefahrenem Profil
  • abgefahrene Bremsbeläge oder defekte Bremsen
  • zu geringer Füllstand der Bremsflüssigkeit
  • höheres Fahrzeuggewicht (bei Lkw oder durch größere Ladung bzw. Überladung)
  • geringere Anzahl an Reifen mit Straßenhaftung
  • Gebrauch von Anhängern durch das zusätzliche Gewicht (bei ungebremsten Hängern auch durch die zusätzliche Schubkraft)
  • Bremsen auf abschüssiger Fahrbahn (bergab)
  • u. v. m.
Wie können Sie veränderte Umstände bei der Fahrt mit dem Auto in den Bremsweg einberechnen?
Wie können Sie veränderte Umstände bei der Fahrt mit dem Auto in den Bremsweg einberechnen?

Der Bremsweg in der Physik

Die oben genannte Formel kann aufgrund der zahlreichen möglichen Einflüsse also nur als allgemeine Faustregel gelten. Um den einzelnen Umständen, die den Bremsweg verlängern können, jedoch Rechnung zu tragen, braucht es umfangreicherer Berechnungen. Hier betreten wir den Bereich der Physik. Der Bremsweg kann unter Einbeziehung unterschiedlichster Elemente in den Rechenweg wesentlich exakter ermittelt werden.

Dabei können unterschiedliche Variablen einbezogen werden wie Straßenbeschaffenheit, Fahrzeuggewicht, Anzahl der Reifen usf. Derlei komplexe Berechnungen interessiert aber wohl vor allem Physiker. Für die Berechnung in der Fahrschule ist der Bremsweg anhand der einfachen Fausformel ausreichend. Sie müssen für den Erwerb vom Führerschein den Bremsweg also nicht wie ein Physikgenie ermitteln können.

Der Bremsweg ist nicht gleich Mindestabstand

Eingangs wurde bereits der Hinweis angebracht, dass der Bremsweg auch mit den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabständen in Zusammenhang steht. Allerdings sind diese beiden Werte nicht deckungsgleich. Für den einzuhaltenden Mindestabstand sind zwei unterschiedliche Richtwerte von Bedeutung:

  1. innerorts ≈ 15 Meter oder drei Fahrzeuglängen
  2. außerorts ≈ “halber Tacho” (also z.B. bei 100 km/h = 50 Meter)
Achtung: Bei Glätte, schlechter Sicht usf. müssen die Abstände den Verhältnissen angepasst werden, da hier ein längerer Reaktions- und Bremsweg zu erwarten ist.

Dass diese Faustregel auf den Bremsweg nicht ohne weiteres übertragbar ist, ergibt sich schon aus den oben in der Tabelle aufgeführten rechnerisch ermittelten Bremswerten. Die Mindestabstände können gerade einmal bis zu einer gefahrenen Geschwindigkeit von 100 km/h den Bremsweg bei Gefahrenbremsungen abdecken.

Allerdings ist neben dem Bremsweg auch die Reaktionszeit einzubeziehen, sodass der tatsächliche Anhalteweg letztlich länger ist. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h liegt der Reaktionsweg schon bei zirka 30 Metern. Der Anhalteweg läge damit bei insgesamt mindestens 80 Metern, sodass der Mindestabstand nicht mehr genügen würde, um einen Auffahrunfall zu verhindern.

Bei höheren Geschwindigkeiten genügt der Mindestabstand schon nicht mehr aus, um zumindest den Bremsweg bei Gefahrenbremsung abzudecken. Bei Tempo 200 wird dies besonders deutlich: Die zurückgelegte Strecke bei einer Vollbremsung entspräche hier schon in etwa dem auf dem Tacho angezeigten Wert.

Fazit: Den Bremsweg mit der Faustregel für die Ermittlung des Mindestabstandes auszurechnen, führt zu falschen Ergebnissen. Zudem zeigen die hier angestellten Berechnungen, dass der Mindestabstand in vielen Fällen nicht ausreicht, um ein Kfz noch rechtzeitig vor einem Zusammenstoß zum Stillstand zu bringen.

Bremsweg bei anderen Kfz

Bei Lkw ist der Bremsweg auch aufgrund der größeren Masse länger.
Bei Lkw ist der Bremsweg auch aufgrund der größeren Masse länger.

Im Jahr 2015 testete der ADAC die Bremsleistung unterschiedlicher Fahrzeugklassen, darunter auch Motorräder, Lastkraftwagen und Wohnmobile. Getestet wurde der benötigte Bremsweg bei Gefahrenbremsung jeweils unter Idealbedingungen bei einer gefahrenen Geschwindigkeit von 80 km/h. Die sich ergebenden Bremswege im Praxistest führten zu folgender Rangfolge:

  1. Pkw (23,5 Meter)
  2. Pkw mit Wohnanhänger (25,2 Meter)
  3. Motorrad (25,3 Meter)
  4. Sprinter (28 Meter)
  5. Wohnmobil (29,8 Meter)
  6. Lkw mit 40 Tonnen (36,2 Meter)

Das Ergebnis dieses Tests kann folgendermaßen gewertet werden:

Bremsweg beim Motorrad

Der Bremsweg ist beim Motorrad gegenüber dem Auto länger. Die motorisierten Zweiräder verfügen zwar über ein geringeres Gewicht als Pkw, aber sie besitzen auch nur zwei Reifen und zumeist nicht ganz so leistungsstarke Bremsen. Dadurch ist die Haftreibung insgesamt geringer als beim Auto, sodass der Bremsweg beim motorisierten Zweirad länger ist.

Noch schlechter sähe es etwa bei Fahrrädern aus. Die nichtmotorisierten Leichtgewichte verfügen meist nur über schwache Bremssysteme (verglichen mit Kfz). Allerdings liegen die gefahrenen Geschwindigkeiten eher selten über 20 km/h, sodass eine einfache Bremse hier meist ausreicht und der Bremsweg von einem Fahrrad insgesamt geringer ist.

Bremsweg bei Gespannen

Der Bremsweg von einem Pkw verlängert sich, wenn zusätzlich ein Anhänger an das Fahrzeug angehängt wird. Das zusätzliche Gewicht hat dabei auch Auswirkungen auf den Bremsweg. Bei ungebremsten Anhängern wirkt zudem der von hinten nach vorn auf das Zugfahrzeug wirkende Schub der Bremswirkung entgegen, sodass auch hier Einschränkungen zu erwarten sind.

Bremsweg von einem 40-Tonner

Der Bremsweg des getesteten 40-Tonners ist zwar fast 50 % länger, als der eines leistungsstarken Pkw, doch: Das 11-fache Gewicht kann durch die zusätzlichen Reifen, über die alle größeren Lastkraftwagen verfügen, vergleichsweise gut kompensiert werden. Zudem dürfen die massigen Fahrzeuge auch auf Autobahnen nur selten schneller als 80 km/h fahren, sodass die Bremswege meist ausreichen. Bei Einhaltung des vorgeschriebenen Sicherheitsabstandes würde somit auch dieser Koloss rechtzeitig zum Stillstand kommen – vorausgesetzt die Reaktionszeit des Fahrers ist nicht zu lang.

Die meisten Lkw-Unfälle geschehen nämlich nicht, weil die Schwergewichte einen wesentlich längeren Bremsweg haben: Häufig sind Unaufmerksamkeit, Ablenkungen oder Müdigkeit ursächlich dafür, dass ein Lkw auf ein Stauende auffährt – es handelt sich somit nicht selten um menschliches Versagen.

Über den Autor

Jana
Jana O.

Jana studierte Ger­manis­tik, Philosophie und Englischen Literatur­wissenschaften an der Universität Greifswald. Sie ist seit 2015 Bestandteil des bussgeldkatalog.org-Teams. Neben einem umfassenden Überblick zu verkehrsrechtlichen Fragestellungen liegt ihr Interesse u. a. im Bereich Tuning und Fahrzeugtechnik.

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8 Kommentare

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  1. Michael
    Am 26. Oktober 2024 um 10:43

    Hallo,
    Wenn ich jetzt aber mit 130km/h ca. 0,5Sek. also ca. 17m hinter einem anderen Verkehrsteilnehmer herfahre.
    Dieser nun eine Vollbremsung macht reduziert sich seine Geschwindigkeit doch innerhalb meiner Reaktionszeit von 1 Sek. auf ca. 100 km/h. Wenn ich dann sofort eine Vollbremsung machte, dürfte doch nix passieren, oder?

  2. W.Hu.
    Am 10. April 2024 um 19:08

    Vorweg:
    Die Auswertung vieler Unfälle in Deutschland, darunter fast alle Straßenbahnunfälle, hat ergeben, dass in Fahrzeugen die Insassen am meisten gefährdet sind, die angeschnallt sind! Aber natürlich, OBWOHL sie angeschnallt sind, die Insassen von PKWs, meist Selbstfahrer, nicht etwa WEIL …. Sicherer unterwegs sind die Insassen von Straßenbahnen, noch sicherer von Bussen, wiederum OBWOHL manche sich nicht festhalten. Die einleitende Merz-Frage erscheint daher geeignet, statistische Irrtümer zugunsten der PKW-Nutzung zu verstärken.

    Brisanter dürften die Gefährdungsunterschiede für die Verkehrsteilnehmer außerhalb der Fahrzeuge sein, auch wenn ich dazu keine Aussage von Unfallforschern kenne. Hier dürfte die Gefährdung durch Straßenbahnen insbesondere dort heftig überwiegen, wo Straßenbahngefälle oder nasses Laub in Gleisen den Reibungskoeffizienten verschlechtert und Mischverkehr oder eine nahe Kreuzung unvermeidbar wäre. Umsichtige ÖPNV-Planung schützt.

  3. GregorS
    Am 13. Mai 2021 um 4:39

    Hallo Merz G.E.

    Die Vollbremsung der Tram ist ein alltägliches Ereignis, das jeder kennt und das führt zur Annahme die Berechnung sei ebenso einfach.
    Tatsächlich ist das Ereignis wissenschaftlich betrachtet aber unvorstellbar komplex.
    Das liegt hauptsächlich daran, dass zwei Menschen beteiligt sind. Wären die zwei Objekte Autos, Fußbälle oder Cola-Flaschen dann wäre die Berechnung relativ einfach.

    Die exakte Antwort auf deine Frage hängt von hunderten oder gar tausenden Faktoren ab, die unmöglich zu bestimmen sind, weil sie jedes Mal anders sind. Zum Beispiel die genaue Stelle, bzw. die Stellen an denen sich die beiden Personen berühren und der Winkel haben Einfluss auf die Kraft.
    Wenn du diesen Versuch mit dem Mann und der sitzenden Frau fünf mal durch führst, wirst du feststellen, dass alle Versuche andere Ergebnisse haben. Auch die sitzende Frau würde berichten, dass Sie in allen fünf Fällen unterschiedlich stark “getroffen wurde”.

    Die Geschwindigkeit der Tram hat keinen Einfluss auf die Kraft, die auf die Frau wirkt. Vergleichbar damit, dass die gleiche Kraft auf deinen Körper wirkt, wenn du im Auto kurz “voll auf die Bremse trittst”, egal ob du gerade 50, 80, 100 oder 200 km/h fährst.
    Die physikalische Kraft die auf die sitzende Frau wirkt hangt von der kinetischen Energie ab, die der Mann beim Aufprall hat.

    Die Vollbremsung selbst wird nur einen kleinen Teil der Kraft erzeugen, die auf die Frau wirken wird. Den viel größeren Effekt hat die Schwerkraft. Wie lange der Mann auf die Frau hinab fallen wird und wie stark die Schwerkraft ihn bis zum Aufprall beschleunigt hat wird ausschlaggebend sein. Das wiederum hängt davon ab, wie groß der Mann ist, wie hoch sich der Sitz befindet usw……

    Mit den Daten, die du angibst kann man nur das hier berechnen:
    Eine Straßenbahn bremst mit ca. -2m/s². Es dauert etwa 0,7 Sekunden bis diese Kraft einen beliebigen Körper 45cm weit bewegt hat.
    Nach diesen 0,7 Sekunden hat der Körper eine Geschwindigkeit von ca. 4,8 km/h.
    90kg haben mit einer Geschwindigkeit von 4,8km/h eine Kraft von 120 N.

    Ein Körper der 90 kg wiegt und eine Kraft von 120 N hat, hat ein Aufprallgewicht von ca. 112 kg.

    Das Ergebnis beschreibt aber nicht das Gewicht mit dem der Mann auf die Frau geschleudert wird.
    Mit den Daten die du genannt hast, könnte man folgendes beschreiben:
    Stell dir vor 45cm vor dem Mann ist ein Netz gespannt, dass ihn auffangen soll. Das Netz hat ein maximale Belastbarkeit von 120 kg.
    Wenn die Tram nun bremst, wird der Mann in das Netz geschleudert und das Netz wird ihn auffangen ohne reißen.
    Wenn der Mann aber 5cm weiter weg vom Netz stehen würde, dann wird sein Aufprallgewicht mehr als 120 kg betragen und das Netz würde reißen.

    Es ist auch für mich erstaunlich, dass es nicht möglich ist mit 500 Wörtern eine “so einfache” Frage zu beantworten.
    Und genau das hat mein Interesse an Physik geweckt.

    Ich hoffe ich konnte dir trotzdem etwas helfe.

    Gregor S

  4. GregorS
    Am 13. Mai 2021 um 3:34

    Faktoren, die Einfluss auf den Bremsweg haben

    Hallo liebe Redaktion,
    beim surfen bin ich auf Ihren Artikel zum Thema Bremsweg gestoßen. Beim lesen ist mir aufgefallen, dass der Artikel leider mehrere fundamentale Fehler enthält und würde Sie gerne darauf aufmerksam machen.
    Ich bin mir bewusst, dass Ihr Artikel keine wissenschaftliche Abhandlung darstellen soll und dass Sie bewusst viele Details dieses Themas vernachlässigen, damit der Artikel für möglichst viele Leser verständlich bleibt.
    Zitat: Derlei komplexe Berechnungen interessiert aber wohl vor allem Physiker………

    Tatsächlich habe ich mal Physik studiert, bin mir aber vollkommen bewusst darüber, dass eine wissenschaftlich korrekte Erklärung des Bremswegs hier nichts zu suchen hat. Vielmehr soll meine Kritik / mein Feedback aufzeigen, dass der Bremsweg durchaus einfach verständlich und gleichzeitig “wissenschaftlich korrekt” erklärt werden kann.

    Bis zu dem Absatz “Fahrzeuggewicht” ist nahezu alles zutreffend. Ab diesem Absatz werden vor allem zwei Faktoren immer wieder genannt, obwohl diese keinerlei (bzw. verschwindend geringen ( <1%)) Einfluss auf den Bremsweg haben. Und zwar die Faktoren Gewicht und Anzahl der Reifen.

    Erläuterung
    Die zwei Faktoren, die den mit Abstand größten Einfluss auf den Bremsweg haben, sind der Reibungskoeffizient zwischen den Reifen und dem Straßenbelag und die kinetische Energie des Fahrzeugs. Diese Faktoren bestimmen mehr als 95% des Bremswegs. Alle anderen Faktoren zusammen sind verantwortlich für max 5%.
    Die kinetische Energie ergibt sich aus der Masse des Fahrzeugs (die das Gewicht bestimmt) und dessen Geschwindigkeit.
    Obwohl Masse und Gewicht nicht das gleiche sind, verzichte ich im weiteren Verlauf auf deren Unterscheidung, damit man es einfacher verstehen kann.
    Der Reibungskoeffizient ergibt sich aus der Anpresskraft mit der die Reifen auf den Straßenbelag drücken (hauptsächlich Gewicht des Fahrzeugs) und der Reibung zw. Asphalt und Reifen (die hängt wiederum von Faktoren wie Reifenqualität, Wetter, Straßenbelag usw. ab).

    Sowohl die kinetische Energie, als auch der Reibungskoeffizient hängen zwar vom Gewicht ab, allerdings hat das Gewicht den jeweils gegenteiligen Effekt auf diese beiden Faktoren.
    Mehr Gewicht erhöht die kinetische Energie des Fahrzeugs, was wiederum den Bremsweg verlängert.
    Mehr Gewicht erhöht aber auch den Reibungskoeffizienten, was wiederum den Bremsweg verkürzt.
    Diese zwei Effekte, die unmittelbar vom Gewicht abhängen, beeinflussen die zwei Faktoren in gleichem Maße.
    Die Verdoppelung des Gewichts führt zu einer Verdoppelung der kinetischen Energie was wiederum den Bremsweg verdoppelt.
    Gleichzeitig führt die Verdoppelung des Gewichts zur Verdoppelung des Reibungskoeffizienten, der wiederum den Bremsweg halbiert.

    Wenn Sie zwei identische PKW nehmen, den einen jedoch so gering wie möglich und den anderen so stark wie möglich beladen und unter identischen Bedingungen dann den Bremsweg dieser zwei PKW messen, werden Sie zu nahezu identischen Ergebnissen kommen.
    Das gleiche werden Sie feststellen, wenn Sie diesen Versuch mit zwei identischen Sprintern, LKWs oder auch Güterzügen durchführen.

    Unter ganz bestimmten Bedingungen kann das Gewicht geringen aber durchaus messbaren Einfluss auf den Bremsweg haben. Jedoch nur weil in seltenen Fällen das Gewicht großen Einfluss auf andere Faktoren haben kann, die dann wiederum den Bremsweg beeinflussen.

    Erläuterung:
    Der Gesamtschwerpunkt der Masse hat Einfluss auf den Bremsweg und dieser Punkt hängt vom Gewicht, bzw. von der Zuladung und vor allem deren Position ab. Wenn große Gewichte besonders weit oben positioniert werden, verschiebt sich dadurch der Schwerpunkt der Masse nach oben und dass kann den Bremsweg verlängern.

    Beispiel
    Wenn Sie den Versuch mit zwei PKWs machen, deren Zuladung max. 1000kg beträgt und sich diese 1000kg nicht im Innenraum und Kofferraum befinden, sondern auf dem Dachgepäckträger, dann werden Sie größere Unterschiede messen. Das Ergebnis des Versuchs kann dann den Eindruck erwecken das Gewicht habe Einfluss auf den Bremsweg.
    Aber tatsächlich hat das Gewicht auf den Schwerpunkt und dieser hat Einfluss auf den Bremsweg.

    Ich hoffe ich konnte den Sachverhalt verständlich erklären.

    Vielen Dank

    Gregor S

    • Egon S
      Am 19. April 2022 um 12:38

      Danke Herr Gregor S.

      Endlich mal jemand der Ahnung hat.
      Letztendlich bin ich aber jemand, der den Bremsweg / Anhalteweg nicht studieren möchte. Deshalb bleibe ich bei den Faustregeln.
      Leider schlafen zu viele Fahrer / -innen beim fahren eines Fahrzeuges. Die Bremse wird nicht sofort benutzt.
      Bremsen heißt auch, dem anderen Gegenüber nachgeben…. Also ein “negativer” Eingriff in die “Intimsphäre”.
      Mich würde nur mal interessieren, wie es bei breiten Reifen aussieht.
      Zum Beispiel 175er Reifen zu 225er. Auf demselben Fahrzeug. Mich brachten die breiten Pneus immer sehr schnell zum stehen. Da ich früher bei mehreren Gerichtsverhandlungen dabei war, fiel mir auf, dass dieser Umstand nie vom “Gutachter” beachtet wurde…

      • Gutachter
        Am 8. November 2024 um 17:54

        Weil auch die Größe der Reibfläche (hängt von der Reifenbreite ab) sich herauskürzt.
        Mehr Fläche führt dazu, dass der Druck auf die Fläche geringer wird, was die Reibung verringert und den Bremsweg verlängern würde. Dafür wird die bremsende Kraft auf einer größeren Fläche, was zu einer erhöhten Bremskraft führt, was in gleichem Maße den Bremsweg verkürzt. Die Reibungskraft hängt physikalisch (siehe Vorredner) ohne Berücksichtigung von Sondereffekten durch Schwerpunkt etc. NUR vom Reibungskoeffizienten ab, also der Straße und der Gummimischung.

  5. Martin P
    Am 19. August 2020 um 15:17

    Die Angabe zum Bremsweg beim Fahrrad ist irreführend, da man für den Vergleich von gleichen Geschwindigkeiten ausgehen muss. In dem Fall müsste aber nach dem Geschriebenen -analog zum Motorrad- gelten, dass bei gleicher Geschwindigkeit das Fahrrad einen längeren Bremsweg hat als das Auto!

  6. Merz G. E.
    Am 9. Juli 2020 um 3:09

    In einem mit 50 km/Std. fahrenden Tram wird durch Vollbremsung ein stehender 90 kg schwerer Mann (der sich nirgends fest hält) aus Abstand 45 cm auf eine sitzende Frau geschleudert. Wieviel Gewicht wirkt auf sie ein?????
    Danke für eine Antwort.!

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