E-Highway für LKW: Akkus aufladen per Oberleitung

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 22. August 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

LKW plus Straßenbahn – Ist das die klimafreundliche Zukunftsmusik?

Der E-Highway in Lübeck (SH) soll im Herbst 2019 an den Start gehen.
Der E-Highway in Lübeck (SH) soll im Herbst 2019 an den Start gehen.

LKW, die aussehen wie eine Mischung aus Lastkraftwagen und Straßenbahnen: Der E-Highway in Hessen zeigt, wie Transportwege in der Zukunft zurückgelegt werden könnten. Zudem werden in der Bundesrepublik zwei weitere Strecken mit Oberleitungen eingerichtet.

Das Projekt „Elisa“ (elektifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen), das zu Zwecken des Klimaschuztes gegründet wurde, hat den deutschlandweit ersten E-Highway als Feldversuch realisiert. Hier lesen Sie, wie dieser funktioniert, was die Teststrecke in Hessen kostet und wo Sie demnächst weitere LKW mit Oberleitung sehen könnten.

FAQ: E-Highway

Wie funktioniert ein E-Highway?

Ein E-Highway ist auf der rechten Fahrspur mit einem Oberleitungsstromnetz ausgestattet. Fährt ein entsprechender LKW in den Bereich hinein, erkennen dessen Sensoren das Vorhandensein der Leitungen, fahren aus und der LKW kann seine Akkus mit Strom aufladen. Außerhalb des E-Highway können die LKW auch mit Diesel betrieben werden.

Was wird auf den Teststrecken untersucht?

Auf den Teststrecken in Hessen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sollen hauptsächlich Daten über den ökologischen und ökonomischen Nutzen der neuen Technik gesammelt werden. Sie soll dem Erreichen der Klimaziele dienen.

Was kostet das?

Der E-Highway in Hessen hat bis jetzt 14,6 Millionen Euro gekostet. Für die Auswertung der Daten fallen voraussichtlich weitere 15 Mio. Euro an. Mehr zu den Kosten lesen Sie hier.

Was der E-Highway bewirken soll

Die Testphase des E-Highway soll zeigen, ob die Luftschadstofbelasung dadurch gesenkt werden kann.
Die Testphase des E-Highway soll zeigen, ob die Luftschadstofbelasung dadurch gesenkt wird.

Das Bundeumweltministerium will den Güterverkehr revolutionieren und im Rahmen des Aktionsprogramms „Klimaschutz 2020“ Wege und Möglichkeiten finden, um künftig auf fossile Brennstoffe ganz oder teilweise verzichten zu können. Das Aktionsprogramm sollte eigentlich eine Reduzierung des C02-Ausstoßes um 40 Prozent bis 2020 im Gegensatz zu 1990 bewirken. Erreicht werden voraussichtlich nur rund 32 Prozent.

Der E-Highway könnte eine Lösung darstellen, wie die Ziele künftig besser realisiert werden könnten. In Deutschland werden aktuell an mehreren Teststrecken Kosten und Nutzen einer Elektro-Autobahn ins Verhältnis gesetzt:

  1. Die 25 km lange Teststrecke auf der A1 von Lübeck bis Reinfeld in Schleswig-Holstein (SH) soll im Herbst 2019 den Betrieb aufnehmen.
  2. Zwischen Raststatt und Rottweil wird auf der Bundesstraße 462 in Baden-Württemberg eine weitere E-Route eingerichtet, die den neuartigen Verkehr auch durch Ortschaften leiten soll.
Der E-Highway in Hessen ist deutschlandweit der erste seiner Art und seit dem 7. Mai 2019 befahrbar. Die Bundesrepublik liegt damit etwas zurück im Vergleich zu den Nachbarländern. Ein E-Highway wird in Schweden bereits seit 2016 getestet.

E-Highway auf der A5 in Hessen: Kosten, Daten, Zahlen

Der E-Highway zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt wird bis 2022 getestet.
Der E-Highway zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt wird bis 2022 getestet.

Die E-Highway-Teststrecke auf der Autobahn A5 in Südhessen zwischen Darmstadt und Frankfurt am Main hat bisher einige Gelder verschlungen. Diese kommen vor allem vom Bundesministerium für Umwelt. Rund 50 Millionen Euro stellt dieses für die drei Teststrecken in der Republik zur Verfügung.

  • Kosten: 14,6 Millionen Euro für den Bau und weitere 15 Millionen Euro für die Auswertung des Tests
  • Länge: auf 10 km (5 km jeweils zwischen Langen/Möhrfelden und Weiterstadt in jede Fahrtrichtung) sorgen 229 Masten für die Stromversorgung
  • Wann wird getestet?: Start war am 7. Mai 2019. Der Test des E-Highway soll bis 2022 laufen.
  • Welche Fahrzeuge sind dort unterwegs?: Spezielle LKW mit Oberleitungen fahren auf der jeweils rechten von insgesamt vier Spuren. Dabei handelt es sich um Hybriden: Geht der Strom aus, springt die Diesel-Versorgung ein und der Stromabnehmer über dem Dach des LKW wird eingefahren.
  • Wie viele Menschen nutzen die Strecke?: Jeden Tag fahren rund 135.000 Kfz (davon etwa 14.000 LKW) über die A5, die damit zu den am stärksten frequentierten Strecken in Deutschland gehört.

Wie funktioniert der E-Highway?

Die speziellen LKW, die für die E-Highway-Teststrecke in Hessen vorgesehen sind, verfügen über eine ausfahrbare Stromversorgung, die der einer Straßenbahn ähnelt. Ein intelligentes System erkennt, ob sich eine entsprechende Oberleitung über dem Lastkraftwagen befindet. Ist das der Fall, öffnet sich das Dach der LKW-Fahrerkabine ein Stück und der Stromabnehmer kann herausfahren. Beim Kontakt mit den Stromleitungen am E-Highway kann der LKW seine verbauten Akkus durch das öffentliche Stromnetz aufladen und währenddessen selbst über Strom angetrieben werden.

Ist der E-Highway zu Ende, fahren die Stromabnehmer wieder ein und der volle Akku oder der Diesel-Antrieb kann den LKW weiter zum Rollen bringen.

Nach der Auswertung der Testphase des E-Highway in Hessen, die 2022 endet, wird sich zeigen, welchen Nutzen eine elektrische Autobahn hat, welche Schwierigkeiten dabei auftreten können und, ob sie wirklich etwas zu sauberer Luft beitragen kann.

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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3 Kommentare

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  1. Möller
    Am 15. Januar 2022 um 18:09

    Wieso fördert der Bund mit Millionen von Steuergeldern einen Gütertransport auf der Straße? Muss es nicht darum gehen, die Gütertransporte mit allen Mitteln von der Straße zu bekommen?
    Muss hier ganz gezielt die Logistigindustrie, die das Projekt gar nicht bezahlen bzw. sich nicht mal beteiligen möchte, auf diese unsinnige Weise zu Lasten von Steuerzahler und Ökologie gefördert werden?

    • Friederich
      Am 24. Oktober 2022 um 3:03

      Die Idee Güter auf die Schine ist super, wenn jeder Supermerkt einen Schienenanschluss hat und wenn die bahn so flexibel wie der LKW wäre! Warum menen Sie ist es unsinnig LKW zu elektrifizieren CO2 enzusparen und die Abhängigkeit von russischem Öl zu reduzieren? und wieso sind Wind und solarstrom überhaupt die regenerativen die immerhin die Hälfte des Stroms liefern nicht ökologisch? und warum meinen sie ist dei abzocke die die russen mit unserer abhängigkeit betreiben für den Steuerzahler eine gute sache? dasgeld ist weg undnnicht in der staatskassse. Wenn wir Unternehmen hier haben und Arbeitnehmer hier haben ist das bestimmt nicht schlecht für die Steuerkasse und verschiebt vieleicht die nächste Steuererhöhung! Mir sind Stuerzahlungen an unseren staat lieber als die zahlungen an Oligarchen die demit Lusyachten statt Sozialleistungen in Deutschland fnanzieren….

  2. H-P
    Am 30. September 2020 um 22:49

    Bei so einer Teststrecke werden die LKW’s nur für 5 km aufgeladen.
    Warum ist es nicht möglich, die LKW’s über Nacht/bei Ruhepausen an ihren Rastplätzen aufzuladen.
    Der Aufwand an Bereitstellungen für Elektromasten wäre um ein vielfaches einfacher. Man könnte ausserdem auf das Überkopf-Aufladen verzichten und auf normale Steckersysteme übergehen, sodass die LKW’s dann aber mit höherem Ladestrom während den Ruhepausen aufgeladen werden können.

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