Erdgas-Umrüstung beim Auto: Wann lohnt es sich?
Letzte Aktualisierung am: 25. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Auto umrüsten: Mit Erdgas fahren Kraftfahrzeuge umweltfreundlicher
PKW-Maut, Dieselfahrverbote, Umweltzonen: In Deutschland wird über etliche Wege versucht, dem Klimawandel zumindest ein wenig entgegenzuwirken. Eine Möglichkeit, Ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, ist die Erdgas-Umrüstung Ihres Autos. Diese lohnt sich allerdings nicht für jeden Autofahrer, da die Umrüstung auf Erdgas mit hohen Kosten verbunden ist und in bestimmten Bereichen die Bewegungsfreiheit mit dem eigenen Gefährt einschränkt.
Hier lesen Sie alles zum Thema Erdgas-Umrüstung: Welche Kosten dabei auf Sie zukommen, was beim Umbau genau gemacht wird und welche Vor- und Nachteile dieser mit sich bringt. Außerdem erfahren Sie, was Sie nach dem Erdgas-Umbau tanken müssen und welche Fördermöglichkeiten es für die Umrüstung gibt.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Erdgas-Umrüstung
Grundsätzlich ist das nur bei Benzinern möglich. Erdgas muss entzündet werden, weshalb der Motor Zündkerzen braucht. Ein Benzin-Auto hat bereits Zündkerzen. Bei der Erdgas-Umrüstung wird in der Werkstatt meist einfach eine Weitere eingebaut. Diesel-Fahrzeuge besitzen grundsätzlich keine Zündkerzen, da sich das Gemisch im Motor selbst entzündet. Es wäre viel zu teuer und aufwendig, etwa vier neue Zündkerzen einzubauen.
Die Kosten hängen immer von Fahrzeug ab und von der Größe sowie Anzahl der Erdgastanks. Sie liegen etwa bei 3.500 bis 4.500 Euro.
Da die Umrüstung auf Erdgas mit hohen Kosten verbunden ist, lohnt sie sich nur, wenn Sie viel fahren und das Auto noch viele Jahre nutzen. Die Preise für CNG liegen tageszeitabhängig zwischen 1,06 und 1,20 Euro. Vor- und Nachteile der Umrüstung haben wir hier für Sie aufgelistet.
Das passiert bei der Erdgas-Umrüstung in der Werkstatt
Erdgas ist nicht das Gleiche wie Autogas. Erdgas tritt – wie der Name schon sagt – unter der Erde auf. Es besteht hauptsächlich aus Methan, welches hochentzündlich ist. Andere Bestandteile können je nach Lagerstätte hinzukommen. Nach einer Erdgas-Umrüstung tanken Sie tatsächlich Gas. Der Kraftstoff wird zwar stark komprimiert, aber bleibt dennoch gasförmig. Erdgas wird daher mit CNG für “Compressed Natural Gas” abgekürzt.
Autogas hingegen besteht zum größten Teil aus Propan und Butan und ist ein Nebenprodukt der Erdgas-Gewinnung. Die beiden Stoffe bleiben aber nicht in Form von Gas erhalten, sondern werden stark abgekühlt und verflüssigt. Die Temperatur und der entsprechende Druck werden auch in der Zapfsäule gehalten, damit sich der Aggregatzustand nicht wieder verändert. Dadurch tanken Sie mit Autogas einen flüssigen Kraftstoff. Die Abkürzung für Autogas ist meist LPG für “Liquefied Petroleum Gas” oder auch NGL für “Natural Gas Liquids”.
Vor der Erdgas-Umrüstung wird das Auto einer Abgassonderuntersuchung unterzogen. Damit der Kraftstoff gelagert werden kann, benötigt es ein oder mehrere Gastanks. Diese erhalten die nötigen Ventile und die Verbindung zum Motor.
Die Erdgastanks werden zumeist hinter der Rückbank im Kofferraum verbaut oder am Fahrzeugboden. Diese haben laut einiger Hersteller rund 20 Jahre Lebenszeit zu erwarten.
Wird die CNG-Umrüstung in einem Fachbetrieb durchgeführt, achten die Kfz-Mechaniker zumeist darauf, Bauteile zu verwenden, welche bereits ein ECE-Zeichen besitzen. Diese müssen vor der anschließenden Abnahme nicht gesondert genehmigt werden. Die Kollegen vom Technischen Überwachungsverein (TÜV) und der DEKRA führen die Abnahme durch. Im Anschluss folgt eine Gassystemeinbauprüfung (GSP) durch einen Sachverständigen. Die Erdgas-Umrüstung erfolgt also nach diesem Schema:
- Abgassonderuntersuchung
- Erdgasumbau des PKW
- Abnahme
- GSP
Auto auf Erdgas umrüsten: Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen
So eine Erdgas-Umrüstung ist kein kleiner „Eingriff“. Dieser sollte in einer Fachwerkstatt durchgeführt werden, da Sie unter Umständen Probleme bei der Betriebserlaubnis in Deutschland bekommen könnten, wenn Sie Ihr Fahrzeug beispielsweise im Ausland umrüsten lassen. Denn die Gasanlage, die in der jeweiligen Werkstatt verwendet wird, muss eine EU-Zulassung haben, welche sie nicht in jedem Land erhält.
Beim Erdgas-Umbau am Auto hängen die Kosten von der Werkstatt ab, die Sie mit der Umrüstung beauftragen, daneben natürlich vom Modell des PKW und der Größe der Erdgastanks. Grob geschätzt kostet die Erdgas-Umrüstung zwischen 3.500 und 4.500 Euro. Dazu kommen die Gebühren für die GSP, die sich auf feste 100 Euro belaufen.
Um bei der Erdgas-Umrüstung auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie wenn möglich auf folgende Punkte achten:
- Lassen Sie den Umbau in einer Werkstatt durchführen, in der Sie die Qualifizierung der Mechaniker an Hand von Zertifikaten erkennen können. Für die Erdgas-Umrüstung bietet sich eine GAP-Schulung (Gasanlagenprüfschulung) an.
- Die verbaute Gasanlage sollte nach ECE-R-115 zugelassen sein
- Achtung: Bei der Erdgas-Umrüstung erlischt in aller Regel die Herstellergarantie für Sachmängel! Eine Zusatzversicherung kann hier Abhilfe schaffen.
Erdgas-Umrüstung: Eine Förderung kann Sie finanziell unterstützen
Gasversorgungsunternehmen unterstützen die Erdgas-Umrüstung zum Teil mit hohen Beiträgen von mehreren Hundert Euro oder Tankgutscheinen. So soll ein Anreiz geschaffen werden, etwas für die Umwelt zu tun und das eigene Auto umrüsten zu lassen. Voraussetzung für die Förderung ist meist lediglich die Neuzulassung eines Erdgas-Fahrzeuges oder die erstmalige Erdgas-Umrüstung. Einige Stromanbieter ermöglichen die Finanzspritze sogar für mehrere private Autos und Firmenfahrzeuge einer Person. Für genaue Informationen wenden Sie sich bitte an Ihren jeweiligen Stromanbieter.
Daneben ist die Kfz-Steuer für erdgasbetriebene Fahrzeuge deutlich niedriger. Die Preise für CNG an den Tankstellen unterscheiden sich zudem stark von denen für Diesel oder Benzin. Er liegt in Abhängigkeit von der Uhrzeit und dem Wochentag ungefähr zwischen 1,10 Euro und 1,20 Euro.
Lässt sich ein Diesel-Auto auf Erdgas umrüsten?
In der Theorie ist es durchaus möglich, den Erdgas-Umbau bei einem Diesel-Auto durchzuführen. In der Praxis jedoch ist das nicht nur mit sehr hohem Aufwand verbunden, sondern löst auch sehr viel höhere Kosten aus. Weil Benzin-Motoren in Autos sich nicht wie die in Diesel-Fahrzeugen selbst entzünden, sondern dafür Zündkerzen besitzen, lassen sich Benziner leichter auf Erdgas umrüsten. Es muss schlicht eine weitere Zündkerze eingebaut werden.
Diesel-Motoren benötigen keine Zündkerzen. Über die Verdichtung angesaugter Luft, welche über Ventile eingezogen wird, entsteht eine starke Hitze von bis zu 900 Grad Celsius. Beim Einspritzen von Diesel entzündet sich das Gemisch und verbrennt. Der entstandene Druck versetzt die entsprechenden Kolben und damit das Auto in Bewegung.
Nach einer Erdgas-Umrüstung ist das Prinzip das gleiche, wie bei Autos mit Benzin-Motoren: Das Gemisch entsteht auf ähnliche Weise nur dass die Luft nicht so stark verdichtet wird. Hier ist ein Funke nötig, um das Benzin-Luft-Gemisch zu entzünden. Daher braucht ein Auto nach einer Erdgas-Umrüstung eine oder mehrere Zündkerzen.
Wie sauber ist das Auto nach der Erdgas-Umrüstung?
Die Erdgas-Umrüstung tut einiges für die Umwelt. Der Ausstoß an Kohlenstoffdioxid ist weitaus geringer als bei diesel- oder benzinbetriebenen Fahrzeugen, weil der Kraftstoff sehr viel weniger Kohlenstoffatome enthält. In herkömmlichen Verbrennungsmotoren wird eine Vielzahl davon freigesetzt, bei Erdgasfahrzeugen gelangt bis zu 25 Prozent weniger CO2 in die Luft. Dennoch ist das Gas nicht emissionsfrei, denn auch das im CNG enthaltene Methan fördert den Treibhauseffekt.
Davon abgesehen muss das Erdgas erst einmal gefördert werden. Die Vorgänge dabei können zum Teil als moralisch bedenklich eingestuft werden. CNG tritt meist in der Nähe von Erdöl auf, weshalb das Gas direkt abtransportiert werden muss, um an das wertvolle Öl zu gelangen.
Häufig wird das austretende Gas allerdings einfach verbrannt, anstatt es als Energiequelle zu nutzen. Wird es hingegen sachgemäß gefördert, folgt der Transport des Gases. Deutschland erhält Erdgas vor allem aus den Niederlanden und über die Nord Stream-Pipeline aus Russland. Auch die Überführung von Erdgas auf dem Schiff ist möglich, welche wiederum Auswirkungen auf die Ökobilanz hat. Tatsächlich gibt es auch Erdgas-Vorkommen in der Nordsee.
Das Tanken nach der Erdgas-Umrüstung
Hat das Gas die Tankstelle erreicht und haben Sie Ihr Auto einer Erdgas-Umrüstung unterzogen, müssen Sie früher oder später CNG tanken, wenn Sie von dem neuen günstigen Kraftstoff profitieren wollen. Das Versorgungsnetz an Erdgastankstellen, die CNG anbieten, ist in Deutschland bisher nicht sehr groß, worin ein entscheidender Nachteil liegt. Derzeit gibt es rund 900 Tankstellen, die CNG hierzulande anbieten.
Wollen Sie nach der Erdgas-Umrüstung tanken, finden Sie – je nachdem wo Sie in Deutschland unterwegs sind – die Bezeichnung L oder H an der Zapfsäule. In aller Regel können beide Erdgasarten verwendet werden. Der Unterschied liegt in dem Heizwert, der bei H-Gas (High-Gas) höher liegt als bei L-Gas (Low-Gas). Dadurch hat H-Erdgas eine höhere Reichweite als L-Gas und ist dementsprechend etwas teurer.
Erdgas-Umrüstung Ihres PKW – für wen lohnt sich der Umbau?
Vorteile | Nachteile |
---|---|
förderungsfähig: Stromanbieter und einige Versicherer gewähren Zuschüsse und Vergünstigungen | reine Erdgasautos haben eine geringe Reichweite |
geringe Kosten beim Tanken, wenn hauptsächlich Erdgas zum Fahren genutzt wird | kein flächendeckendes Netz an Tankstellen |
Ersparnis bei der Kfz-Steuer | Platz im Kofferraum verringert |
Reduzierung des Ausstoßes von Kohlenstoffdioxid um bis zu 25 % |
Grundsätzlich lohnt sich die Erdgas-Umrüstung für Vielfahrer. Da die Kosten im mittleren dreistelligen Bereich liegen, müssen Sie das Auto oft nutzen, damit sich diese rentieren und sich der Umbau lohnt. Für Fahrzeuge, welche lediglich am Wochenende genutzt werden, empfiehlt sich die Erdgas-Umrüstung eher nicht.
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Überall kann man lesen, wie man ein Fahrzeug umrüsten kann auf Gasbetrieb. Zunehmend gibt es auch neue Gasfahrzeuge (z.B. Wasserstoff). Das ist ja auch alles überlegenswert. Abe nirgends habe ich bisher etwas über die Problematik des Parkens in Tiefgaragen u,ä. gelesen. Es gibt sehr viele alte TG, an denen noch das Verbotsschild für “Druckgasfahrzeuge” prangt. Natürlich ist das seit Jahrzehnten nicht mehr vom Gesetz (Garagenverordnungen/Bauverordnungen) verboten, Gasfahrzeuge in TG zu parken. Aber es gibt sehr oft Streitereien, weil eben immer noch die alten Schilder (s.o.) dort hängen. Bisher habe ich bei allen Umrüstern und Foren zu dem Thema nichts Verwertbares gehört, wie TÜV-Gutachten, Gerichtsurteile, Anordnungen u.ä.).
Eigentlich hatte ich gedacht hier etwas darüber zu finden, aber da wird man wieder alleine gelassen. Hauptsache, man hat umgerüstet.
Schade!
Viele H.-W. Vohr
Der Artikel umgeht komplett das Thema CNG aus Bio-Resten/Stroh. Die Kapazitäten für die Produktion von BioCNG (der Name Erdgas ist hier irreführend) in Deutschland reichen zwar nicht für alle, sind aber noch sehr ausbaufähig. Damit wären die damit betriebenen Fahrzeuge fast CO2-neutral.
Ich habe für mich das umriüsten auf CNG entdeckt jedoch finde ich patu keine zertifizierte Werkstatt. Bei mir im Stuttgarter Raum
Vielleicht kann mir hier jemand helfen
Sehr geehrte Damen und Herren.
Ich habe einen Oldtimer BMW R51/2 mit Seitenwagen.
Frage.Könnte man dieses Gespann auch auf Erdgas umrüsten, ohne das der
Motor leidet.Die Druckflaschen könnten im Seitenwagen Platz finden.
Gerne erwarte ich einen Kommentar von Ihnen.
Mit freundlichen Grüssen
R. Z
@Hierhager M:
Nein, lohnt sich nicht. 5 Jahre und erst 13300 km, bis sich bei dieser Jahresfahrleistung ein Umbau amortisiert hat der Rost schon längst das Auto gefressen.
Möchte fragen ob sich bei meinen Seat elektronick eine Umrüstung auf Gas möglich ist und welche Kosten auf mich zukommen .
Das Auto hat einen Kilometerstand von 13300 km und ist 5 Jahre alt.
Gruß M. hierhager