Euronotruf 112 – Länderübergreifendes Notrufsystem in Europa
Letzte Aktualisierung am: 6. September 2024
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Notruf 112 – Europaweit und darüber hinaus
Die Notrufnummern 110 und 112 sind in Deutschland jedem Kind bekannt. Im Falle einer Notlage kann über diese Nummern schnell und zuverlässig Hilfe gerufen werden. Ob Polizei, Feuerwehr oder Notarzt: Der Notruf soll jeden, der Hilfe braucht, in die Lage versetzen, diese schnell zu rufen.
Doch was muss getan werden, wenn Sie im Ausland schnelle Hilfe benötigen? Wie verhalten Sie sich, wenn Sie nach einem Unfall den Notruf wählen? Was muss den Helfern am Telefon mitgeteilt werden? Wie gestaltet sich ein europaweiter Notruf?
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Euronotruf 112
Den Notruf 112 können Sie in allen Mitgliedsstaaten der EU wählen, wenn Sie in einer Notsituation Hilfe benötigen. Die Nummer 112 ist aber auch in anderen Ländern verfügbar. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Beantworten Sie die W-Fragen: Wo befinden Sie sich? Was ist passiert? Wie viele Personen benötigen Hilfe? Welche Verletzungen gibt es? Warten Sie auf Rückfragen. Weitere Details dazu erfahren Sie hier.
Ja. Für den Notruf gilt die Sprache des Landes, in welchem Sie sich gerade befinden. Können Sie diese Sprache nicht, ist es in den meisten Mitgliedstaaten der EU auch möglich, auf Englisch Angaben zum Unfall zu machen. Häufig beherrschen die Notrufzentralen auch die Sprachen der jeweiligen Nachbarländer.
In welchen Ländern können Sie die Notrufnummer 112 wählen?
Bereits 1991 beschloss die EU-Kommission eine gemeinsame europäische Notfallnummer für den gesamten Raum von EU, EFTA, Ukraine und Russland. Damit sollen die Gefahren durch die unterschiedlichen Notfallnummern in Europa beseitigt werden.
Seitdem haben sich viele europäische und außer-europäische Länder dem Vorschlag angeschlossen und seit 2004 ist die europaweite Notrufnummer 112 auch im deutschen Telekommunikationsgesetz (TKG) verankert.
Auch Länder, die nicht zur Europäischen Union gehören, haben sich der Initiative angeschlossen und ihre Notrufnummern angepasst bzw. die 112 als ständigen Euronotruf zu ihrem System hinzugefügt.
Inzwischen ist es in jedem europäischen Staat mit Ausnahme von Albanien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Montenegro möglich, über die 112 einen Euronotruf abzusetzen. Außerdem haben sich Algerien und die Türkei als europäische Nachbarn entschieden, die Notrufnummern für Europa zu übernehmen. Seit dem gilt, dass der Notruf europaweit 112 ist. Dadurch können Sie, bevor Sie anfangen Erste Hilfe zu leisten, immer einen Krankenwagen, die Feuerwehr oder die Polizei verständigen.
Auch fernab des europäischen Kontinents ist es in einigen Ländern möglich, mit dem europäischen Notruf Hilfe zu rufen. Beispiele dafür sind Südafrika, Südkorea oder Indien. In den Vereinigten Staaten, Australien und Neuseeland funktioniert die 112 auch von Mobiltelefonen aus, wenn sie mit einer europäischen SIM-Karte versehen sind. In diesem Fall sorgt der Mobilfunkanbieter für die Verbindung zur nächsten Leitstelle.
Vorsicht, da es sich technisch gesehen beim Wählen der 112 in den USA, Australien oder Neuseeland nicht um den Euronotruf handelt, kann auch nicht garantiert werden, dass der Informationsaustausch problemlos funktioniert. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sprachprobleme bestehen können.
Was müssen Sie in Europa bei einem Notruf beachten?
Um Notrufnummern in Europa zu verwenden, benötigen Sie natürlich ein funktionierendes Telefon. Egal ob von einem Festnetz-Gerät oder einem Mobiltelefon, die Notrufnummer 112 kann europaweit, zu jeder Zeit und kostenfrei gewählt werden.
Das angeschlossene System verbindet den Euronotruf dann schnellstmöglich mit der nächsten Rettungsleitstelle, wo der Einsatz koordiniert und gestartet wird. So kann auch bei einem Unfall im Ausland schnell geholfen werden.
In Deutschland wird im Fall eines Notrufs die Position des Anrufers bestimmt. Wenn der Notruf über ein Festnetztelefon oder eine Notruf-Säule aufgegeben wird, lassen sich die Standort-Daten leicht erfassen und werden der Leitstelle mitgeteilt. Für Mobiltelefone gab es in Deutschland bereits verschiedene Systeme.
Zu Beginn der Notrufortung für Mobiltelefone wurden Telefone von den speziell ausgerüsteten Rettungsleitstellen mit einer sogenannten Ortungsplattform per GSM-Ortung lokalisiert. Inzwischen ist die Verantwortung, im Falle eines Notrufs den Standort preiszugeben, an die Netzbetreiber übergegangen, die die Übertragung der Geo-Daten bei einem Notruf übernehmen müssen.
Die Vielzahl an Daten, die auch bei einem Euronotruf ohne Einwilligung und Zutun des Anrufers ausgetauscht werden, ist ein Dorn im Auge der Datenschützer. Rechtmäßig ist die Übertragung dennoch. Die Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation der EU hat explizit eine Ausnahme formuliert, die es möglich macht, dass Einrichtungen zur Verarbeitung von Notrufen auch ohne Einwilligung des Anrufers Standortdaten speichern. Auch eine Unterdrückung der Telefonnummer darf somit aufgehoben werden.
Die fünf W-Fragen: Europäischen Notruf richtig absetzen
Wenn Sie einen Euronotruf absetzen, ist es wichtig, dass möglichst viele relevante Informationen übermittelt werden. Natürlich ist es dazu sinnvoll, die Fragen des Disponenten abzuwarten. Jedoch führt die psychische Belastung, die daraus resultiert, Beteiligter oder Zeuge eines Notfalls zu sein, oft dazu, dass ein Redeschwall kaum zu vermeiden ist.
Um trotzdem viele wertvolle Informationen zu geben, gibt es die sogenannten 5 W-Fragen. Diese stehen für fünf Informationskomplexe, die im Notfall beachtet werden sollen, und sind auch für den Euronotruf relevant.
- Wo? – Beschreiben Sie möglichst genau, von wo aus Sie den Euronotruf absetzen.
- „Wo befinden Sie sich?“ – „Ich bin auf der Autobahn x zwischen y und z in Richtung z. In der Nähe der Kilometermarke a.“
- Was? – Beschreiben Sie möglichst genau, was passiert ist.
- „Können Sie beschreiben, was passiert ist?“ – „Es gab einen Auffahrunfall mit 5 Fahrzeugen, ein Fahrzeug brennt, ich konnte die Tür nicht öffnen und es läuft Flüssigkeit auf die Fahrbahn.“
- Wie viele? – Geben Sie an, wie viele Personen Hilfe benötigen.
- „Können Sie mir sagen, wie viele Personen in den Unfall verwickelt sind?“ – „Ich bin mir nicht sicher, aber es sind mit mir mindestens sechs Personen.“
- Welche Verletzung? – Falls Sie die Situation abschätzen können, beschreiben Sie die Art der Verletzungen, mit der die Helfer zu rechnen haben.
- „Wissen Sie, welche Art von Verletzung vorliegt?“ – „Ich glaube, ich habe mir etwas gebrochen. Aber einer von den anderen ist eingeklemmt und kann sich nicht befreien. Da ist viel Rauch und offenes Feuer.“
- Warten auf Rückfragen! – Auch wenn Sie der Meinung sind, dass Sie alles Wichtige gesagt haben, warten Sie auf Rückfragen. In der Aufregung kann schnell eine wichtige Information untergehen. Geben Sie dem Disponenten die Zeit, die Informationen zu sortieren und festzustellen, was fehlt.
- „Sind alle Verletzten, die Sie sehen können, bei Bewusstsein?“ – „Ja, aber der eine Mann reagiert nicht, wenn ich ihn anspreche.“
Wenn alle notwendigen Informationen bei der Leitstelle angekommen sind, wird der Disponent Sie darauf hinweisen, dass das Gespräch beendet werden kann und Hilfe unterwegs ist.
Selbst dann sollten Sie Ihr Telefon in der Nähe haben, da die Rettungskräfte sich möglicherweise noch einmal melden, wenn sie weitere Informationen brauchen. Damit ist der Euronotruf erfolgreich abgesetzt.