Falsch getankt? Verhaltenstipps bei einer Falschbetankung

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Was passiert, wenn man falsch tankt?

Wird falsch getankt, kann der Notdienst den Sprit abpumpen – solange der Motor nicht eingeschaltet wurde.
Wird falsch getankt, kann der Notdienst den Sprit abpumpen – solange der Motor nicht eingeschaltet wurde.

Mehrere zehntausend Male mussten die Notdienste im letzten Jahr Falschtankern helfen. Dazu kommen die Fahrzeuge, die von Werkstätten abgeschleppt wurden. Die Zahlen zeigen: Das Falschtanken ist keine Seltenheit. Doch wie kann es zu solchen Verwechslungen kommen? In erster Linie führt die Unachtsamkeit der Fahrer wohl dazu, dass dieser den falschen Kraftstoff getankt hat. Doch auch die reklamehafte Aufmachung der Zapfsäulen, stellt die Spritbezeichnung oft in den Hintergrund. Außerdem sind auch die synonym für verschiedene Kraftstoffe genutzten Markennamen verwirrend.

Darüber hinaus wird auf eine räumliche Trennung von Benzin und Diesel bei den meisten Tankstellen verzichtet, weswegen alle Zapfhähne gleich nebeneinander hängen. Kommt dann ein Ruf aus dem Autoinneren hinzu, greift der eine oder andere zur falschen Zapfpistole. Wer nun denkt, die Zapfpistole passe sowieso nicht, liegt falsch.

Bei den meisten Herstellern kann die Benzin-Zapfpistole in den Diesel-Einfüllstutzen geführt werden. Entgegen der landläufigen Meinung, dass eine Diesel-Zapfpistole nicht in einen Benzin-Einfüllstutzen passt, ergaben Untersuchungen, dass dies bei manchen Modellen doch der Fall ist. So passt beispielsweise in einen VW Golf V oder einen Peugeot 107 sowohl ein Benzin-, aber auch ein Diesel-Pistole.

In die meisten Dieselfahrzeugen passt auch eine Benzin-Zapfpistole hinein, da diese kleiner ist. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Fahrer anders herum vor Fehlern gefeit ist: Eine Untersuchung ergab, dass in manche Benzinfahrzeuge auch Diesel-Zapfpistolen passen.

Gerade wer fremde Autos fährt und sich auf sein Gehör verlässt, sollte beim Tanken vorsichtig sein. Die neueren Dieselmotoren sind leiser und häufig nicht mehr von einem Benziner zu unterscheiden. Daher sollten die Fahrer immer einen Blick auf den Tankdeckel werfen. Doch hier kommt es manchmal zu einem weiteren Problem: die Beschriftung fehlt oder ist sehr klein geschrieben, dann hilft nur ein Blick in das Handbuch oder den Fahrzeugschein. In letzterem ist im Feld P.3 die Kraftstoffart festgehalten. Das entsprechende Feld findet sich unten links auf dem Fahrzeugschein.

FAQ: Falsch getankt

Was passiert mit dem Wagen, wenn ich den falschen Kraftstoff tanke?

Wer mit einer falschen Betankung weiter fährt, riskiert einen Motorschaden. Bei neueren Dieselfahrzeugen kann außerdem die Einspritzanlage beschädigt werden. Beides kann sehr teuer werden.

Was soll ich tun, wenn ich meinen Wagen falsch betankt habe?

Stoppen Sie den Tankvorgang sofort, wenn Sie merken, dass es der falsche Kraftstoff ist. Starten Sie den Motor nicht. Schauen Sie in der Betriebsanleitung nach, welche Maßnahmen als nächstes notwendig sind. Weitere Verhaltenstipps haben wir im folgenden Abschnitt zusammengefasst.

Muss mein Auto zwingend repariert werden nach einer Fehlbetankung?

Je nachdem, welche Kraftstoffe Sie miteinander verwechselt haben, muss der Tank unter Umständen abgepumpt werden. Gegebenenfalls muss die Einspritzpumpe ausgetauscht werden. Wenden Sie sich an Ihre Werkstatt, um Näheres zu erfahren.

Benzin/Super statt Diesel getankt: Bei verkehrtem Verhalten droht ein Motorschaden!

Da die Benzin-Zapfpistole bzw. Super-Zapfpistole einen kleinen Durchmesser als die Diesel-Zapfpistole hat, kommt es in diesem Zusammenhang immer wieder dazu, dass Benzin in einen Diesel getankt wird. Ist dem Fahrer dieses Missgeschick passiert, so kommt es auf das Alter des Wagens an und wie viel Benzin/Super im Dieseltank gefüllt wurde.

Haben Sie falsch getankt, muss im schlimmsten Fall der Wagen abgeschleppt werden.
Haben Sie falsch getankt, muss im schlimmsten Fall der Wagen abgeschleppt werden.

Ist in dem Wagen noch ein Wirbel- oder Vorkammer-Diesel verbaut, tun wenige Liter Benzin im Dieselmotor diesem nichts. Fahren Sie in diesem Fall den Motor leer und füllen immer wieder Diesel nach.

Der Motor darf aber dabei nicht stark beansprucht werden. Fahren Sie also langsam und verzichten Sie auf Bergfahrten und hohe Geschwindigkeiten.

Ist das Fahrzeug bereits mit einem Direkteinspritzer ausgestattet, sollte sofort angehalten werden, um einen Motorschaden zu verhindern. Bemerkt der Fahrer rechtzeitig, dass er Super in einen Diesel getankt hat, darf der Motor nicht eingeschaltet werden. In aller Regel reicht es in dieser Situation, wenn Sie den Tank ausgepumpen lassen.

Sind ein Common-Rail und Pumpe-Düse-Triebwerk verbaut, darf der Motor in keinem Fall gestartet werden. In den meisten Autos dürfte ein solches Triebwerk verbaut sein, denn dieses ist bereits seit etwa 2000 auf dem Markt.


Wissen Sie nicht, was verbaut ist, sollte der Motor ebenfalls aus bleiben. Nehmen Sie Kontakt mit einer Werkstatt oder einem Pannendienst auf, dieser kann Sie beraten und mit Ihnen zusammen entscheiden, welche Variante die beste ist.

Statt Diesel Benzin getankt? Wenige Liter können einem alten Diesel nichts anhaben, wurde allerdings ein neueres Modell (nach 2000) falsch getankt, sollte der Wagen nicht angeschaltet werden. Ebenso sollte kein Benzin im Diesel landen, um eine Fließverbesserung herbeizuführen, denn auch dies schadet den neueren Motoren.

Diesel statt Benzin getankt: Geht das überhaupt?

Bei manchen Automodellen ist es möglich, die größere Diesel-Zapfpistole in die Tanköffnung eines Benziners zu halten. Dann kann es passieren, dass falsch getankt und Diesel statt Benzin eingefüllt wird. Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass dieses Missgeschick über einen Ersatz-Kanister hervorgerufen wird.

Wer E10 statt Super getankt hat, muss meist nichts befürchten, da 90 Prozent der Supermotoren auch E10 vertragen. Gehört Ihr Wagen allerdings zu den seltenen Exemplaren, welches dies nicht verträgt, führt das falsch getankte E10 statt des Super zu Schäden. Es kann helfen, den Tank mit einem ethanolarmen Kraftstoff aufzufüllen. Ob Ihr Wagen E10 verträgt, können Sie auf der Seite der Informationszentrale die Automobilwirtschaft finden.

Auch in diesem Fall sollte angehalten, beziehungsweise der Motor erst gar nicht gestartet werden. Je nach Menge kann der Diesel im Benzinmotor vorsichtig leergefahren werden, Benzin ist dann immer wieder nachzutanken. Von einer starken Beanspruchung des Motors ist in diesem Zusammenhang allerdings abzusehen. Erkundigen Sie sich bei einer Werkstatt, welche Verfahrensweise bei Ihrer Tankmenge die sinnvollere ist. Verkraftet der Motor den Diesel nicht, kommt es zu Schäden an der Einspritzanlage oder gar zum Motorschaden.

Super Plus statt Super getankt: Droht ein Schaden?

Wie auch Normalbenzin in einem Super Plus Motor nicht zu Schäden führt, ist auch eine Befüllung mit Super Plus statt Super meist unbedenklich. All diese Kraftstoffe sind auf Benzinbasis hergestellt und führen daher bei neueren Motoren nicht zu Schäden. Erkundigen Sie sich sicherheitshalber bei Ihrem Hersteller, bevor Sie die Fahrt fortsetzen.

Normalbenzin in einen Super oder Super Plus Tank gefüllt? Wer ein falsches Benzin getankt hat, muss meist nicht auspumpen lassen. Das Benzin sollte verfahren werden, ohne den Motor zu sehr zu beanspruchen. Sobald wie möglich, sollte dann Super bzw. Super Plus nachgefüllt werden. Zudem bemerken neuere Ottomotoren über Sensoren das minderwertige Benzin und gleichen diesen entsprechend aus.

Den falschen Sprit getankt: Die Verhaltenstipps im Überblick

Das Auto ist falsch getankt? In unserer Übersicht fassen wir die verschiedenen Fehlbetankungen übersichtlich zusammen und erklären, wie sich Fahrer verhalten sollten:
Dieselmotor mit Benzin getankt:

Wenn Sie falsch getankt haben und Benzin statt Diesel einfüllen, kommen Kosten von mehreren Hundert Euro auf Sie zu.
Wenn Sie falsch getankt haben und Benzin statt Diesel einfüllen, kommen Kosten von mehreren Hundert Euro auf Sie zu.
  • Wagen sofort anhalten oder gar nicht erst Starten.
  • Wenige Liter können alten Fahrzeugen nichts anhaben.
  • Fahren Sie ein neueres Modell, muss in jedem Fall eine Pumpe her.
  • Wurde das Auto bereits gestartet, muss wahrscheinlich das Einspritzsystem inklusive Hochdruckpumpe, Injektoren, Tank und Kraftstoffleitungen ausgetauscht werden.
  • Werfen Sie einen Blick in die Betriebsanleitung und nehmen Sie Kontakt zu einer Werkstatt auf.

Diesel in einen Benziner gefüllt:

  • Haben Sie nur wenige Liter getankt, kann versucht werden, den Kraftstoff zu verfahren und den richtigen nachzutanken. Es können dabei Schäden an der Einspritzanlage entstehen.
  • Ist der Wagen vollgetankt, sollte der Motor in keinem Fall gestartet werden, ansonsten muss auch hier die komplette Einspritzanlage repariert werden.
  • Wurde der Motor nicht gestartet, reicht es eventuell, den Tank abpumpen zu lassen.
  • Nehmen Sie Kontakt zu einer Werkstatt auf und schauen Sie in die Betriebsanleitung.

Falsches Benzin getankt:

  • Sofern der Motor nicht übermäßig belastet wird, kann der Sprit verfahren werden. Das korrekte Benzin sollte immer wieder nachgefüllt werden.

Greift nach einer Falschbetankung die Versicherung?

Das Missgeschick ist passiert und Sie haben falsch getankt. Zahlt die Versicherung in diesen Fällen? Handelt es sich bei dem falsch betankten Fahrzeug um Ihr eigenes, so müssen Sie, nachdem Sie falsch getankt haben, die Kosten selbst tragen. Keine Versicherung greift hier.

Doch wie sieht die Rechtlage aus, wenn Sie ein fremdes Fahrzeug falsch tanken? Richtungsweisend ist hierzu ein Urteil des Kammergerichts Berlin vom 2. Dezember 2011 (Az. 6 U 13/11). In diesem Fall hatte eine Frau den Wagen eines Dritten falsch getankt. Die Haftpflicht sollte dann den Schaden regulieren.

Die Richter argumentierten, dass beim falschen Tanken, dass Fahrzeug bei grundlegenden Dingen nicht korrekt bedient wird. Dabei handele es sich um einen Gebrauchsschaden, den die Versicherung nicht ausgleichem müsse. Darüber hinaus sei in diesem Fall der Schaden an dem Wagen erst durch das Starten des Motors entstanden, wodurch sich die Versicherung auf die Kraftfahrzeugsklausel in der Versicherungsbedingung berufen kann.

Diese Klausel besagt, dass Schäden, welche durch den Gebrauch entstehen, nicht übernommen werden. In dem Moment, wo der Wagen also bewegt wird, greift die Klausel. Eine genauere Auslegung des Urteils, lässt gar den Schluss zu, dass selbst der Tankvorgang an sich eine Bedienung ist, wodurch gleichzeitig auch ein Gebrauchsschaden entstehen kann.


Doch wie sieht es aus, wenn der Mietwagen falsch getankt wurde? Die meisten Mieter eines Autos gehen auf Nummer sicher und buchen eine Vollkaskoversicherung. Sie denken, so seien sie vor allen Schäden und damit Kosten sicher. Dies gilt allerdings nicht, wenn die Mieter der Mietwagen falsch getankt haben. Die Vollkasko greift dann nicht und der Schaden muss aus eigener Tasche reguliert werden. Welche Kosten dabei entstehen können, greifen wir im nächsten Abschnitt auf. Nur so viel sei gesagt: wenn es richtig schlecht läuft, fallen Kosten in Höhe eines Urlaubs an.

Falsch getankt: Was kann passieren und mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Lief der Motor, nachdem falsch getankt wurde, muss eventuell das gesamte Einspritzsystem erneuert werden.
Lief der Motor, nachdem falsch getankt wurde, muss eventuell das gesamte Einspritzsystem erneuert werden.

Die Folgen einer Falschbetankung sind sehr variable und kommen im Wesentlichen auf die Tankmischung und die Menge an. Darüber hinaus ist wichtig zu wissen, ob der Motor aus blieb oder eine Stecke zurückgelegt wurde.

Bleibt der Motor aus, reicht es in der Regel den Tank abpumpen zu lassen. Bei manchen Modellen muss dieser allerdings ausgebaut werden, da aufgrund seiner Form nicht alles ausgesaugt werden kann. Für einen solchen Vorgang zahlen die Falschtanker mehrere hundert Euro.

Richtig teuer wird es hingehen, wenn der Motor einmal lief. Dann muss das gesamte Einspritzsystem erneuert werden. Dazu zählen auch die Hochdruckpumpe, die Kraftstoffleitungen, die Injektoren und der Tank selbst. Hier entstehen, wenn Benzin statt Diesel getankt wurde, Kosten von mehreren tausend Euro. Gleiches gilt auch, wenn Diesel statt Benzin getankt wurde.

Wenn es richtig schlecht läuft, kann das Versehen auch zum Motorschaden führen. Ist Ihr Wagen bereits in die Jahre gekommen, übersteigen diese Kosten meist den Wert des Wagens. Muss ein neuer Motor her, fallen je nach Modell und Alter zwischen vier- und fünfstelligen Beträge an. Eine Reparatur lohnt sich daher nicht.

Da auch keine Versicherung für den Schaden aufkommt, ist dies nicht nur besonders ärgerlich sondern auch teuer, denn die meisten Autofahrer sind dann auf einen neuen Wagen angewiesen.

Haben Sie einen falschen Kraftstoff getankt, so lassen Sie den Motor aus, ansonsten riskieren Sie einen Motorschaden. Eine Reparatur übersteigt dann meist den Wert des Wagens, es kann also richtig teuer werden. Nicht immer ist es dann nötig, den Wagen abschleppen zu lassen, manche Notdienste können auch vor Ort den Tank ausgepumpen.

Woran ist ein Motorschaden zu erkennen?

Wurde falsch getankt und dann der Wagen zu lange gefahren, kann es zum Motorschaden kommen. Zu erkennen ist dies an mehreren Faktoren. Der Wagen verbraucht dann sehr viel Öl. Zu sehen ist dies nicht nur am Ölstand, sondern eventuell auch an blauem Rauch der aus dem Auspuff heraustritt.

Darüber hinaus verringert sich die Motorleistung des Wagens. Auch wenn ungewöhnliche Geräusche auftreten, wie beispielsweise ein Klopfen oder Klackern, kann dies auf einen Motorschaden schließen lassen. Merken Sie nach einer Fehlbehandlung und Weiterfahrens, dass sich der Wagen schwer starten lässt, könnte dies ebenfalls ein Anzeichen für einen Motorschaden sein.

Auch ein erhöhter Verbrauch an Kühlwasser, kann für einen Schaden am Motor sprechen. Dies wird Ihnen zum einen über die Anzeige im Cockpit verdeutlicht, allerdings kann auch weißer Rauch aus dem Auspuff kommen. Um Ihren Motor zu schonen, sollten Sie angepasst fahren. Auf diese Weise fahren Sie spritsparend und senken so die Benzinpreise.

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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