Fiat Ducato: Abgasskandal erreicht Wohnmobil-Branche
Letzte Aktualisierung am: 3. September 2024
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FAQ: Fiat-Ducato-Abgasskandal
Auch beim Fiat Ducato ist eine Abgasmanipulation durch den Einsatz der entsprechenden Software anzunehmen. Hinzukommt: Auf dem Grundgerüst des Fiat Ducato basiert manches Wohnmobil. Der Abgasskandal beim Wohnmobil betrifft somit auch zahlreiche weitere Hersteller.
Insbesondere bei Multijet-Motoren der Fiat Ducato-Modelle wurde die Manipulationssoftware eingesetzt. Sie sind somit Teil des Dieselskandals beim Wohnmobil. Welche Motorkennungen vom Fiat Ducato, die mit Diesel laufen, vom Skandal betroffen sind, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Gehört Ihr Fahrzeug oder Wohnmobil zu den Modellen mit der beanstandeten Software, können Sie ein Ersatzfahrzeug verlangen oder Schadensersatz geltend machen, falls die Gewährleistungsfrist noch nicht abgelaufen ist. Was geschieht, wenn das der Fall ist, lesen Sie hier.
Inhaltsverzeichnis:
Dieselskandal: Ist der Fiat Ducato involviert?
Dass neben VW und Mercedes auch weitere Fahrzeughersteller sogenannte Schummelsoftware bei Ihren Motoren verwendet haben, ist inzwischen kein Geheimnis mehr und beschäftigt weiterhin zahlreiche Gerichte. Nun reiht sich Fiat in die Hersteller ein, die durch Software die Abgaswerte bei ihren Fahrzeugen manipuliert haben. Eine Abgasmanipulation bei Fiat-Ducato-Motoren wurden bei Stichproben durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) entdeckt.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main ermittelt derzeit gegen den italienischen-amerikanischen Fahrzeugbauer und hat im Juli 2021 die deutsche Zentrale durchsucht. Auch Objekte in der Schwesterfirma IVECO sowie Niederlassungen in der Schweiz und Italien waren Ziel der Behörden. Unter anderem besteht aufgrund der Manipulation der Abgaswerte der Tatverdacht des gewerbsmäßigen Betrugs.
Was die Angelegenheit zu einer weitreichenden Sache macht, ist der Fakt, dass viele Wohnmobilherstellen das Grundgerüst des Fiat Ducatos nutzen und ihre Fahrzeuge daher mit den Motoren von Fiat ausgestattet sind. Das bedeutet, dass durch den Fiat-Ducato-Abgasskandal ein Wohnmobil mit der entsprechenden Basis ebenfalls betroffen sein kann.
Fahrzeuge, deren Motoren durch die Schummelsoftware gesteuert wurden, zeigten auf dem Prüfstand wesentlich niedrigeren Abgaswerte als sie im Normalbetrieb im Straßenverkehr tatsächlich produzieren. Untersuchungen des KBA brachten Abweichungen von mitunter bis zum Zwanzigfachen der Grenzwerte hervor. Da ist nicht nur aus umwelttechnischer Sicht problematisch, sondern kann sich auch auf die Zulassung des betroffenen Fahrzeugs auswirken. Liegen die Abgaswerte deutlich über den vorgeschriebenen Grenzwerten, droht der Verlust der Straßenzulassung. In diesem Fall wird das das Fahrzeug stillgelegt und Besitzer dürfen dieses im öffentlichen Verkehr nicht mehr führen.
Auch Dieselfahrverbote in bestimmten Regionen oder Städten drohen, wenn die Abgaswerte zu hoch ausfallen. Zudem bedeutet die Manipulation einen Mangel am Fahrzeug und somit einen erheblichen Wertverlust. Daher hat die Problematik um den Fiat Ducato auch beim Wohnmobil Auswirkungen im Abgasskandal. Doch welche Motoren sind nun genau Teil des Problems?
Abgasskandal: Welche Fiat Ducato Modelle sind betroffen?
Betroffen vom Fiat-Ducato-Abgasskandal sind derzeit Motoren der Multijet-Produktionsreihen. In den Fokus geraten sind Fahrzeuge aus den Produktionsjahren von 2014 bis 2019 mit den Euro-Normen 5 und 6. Fahrzeuge mit der Norm Euro 6d und 6d temp werden nicht untersucht.
Auch Modelle der Marken IVECO, Jeep und Alfa Romeo, die zum Konzern gehören, sind Bestandteil der Ermittlungen. In der Regel sind bei Wohnmobilen von der Diesel-Klage allerdings eher Fiat-Ducato- und IVECO-Modelle betroffen, da die anderen Motortypen meist nicht als Grundlage für Reisemobile dienen.
Insbesondere die Motoren mit den folgenden Kennungen untersuchen KBA sowie die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main derzeit eingehender:
- 1,3 Liter Multijet
- 1,3 Liter 16V Multijet
- 1,6 Liter Multijet
- 2,0 Liter Multijet
- 2,2 Liter Multijet II
- 2,3 Liter Multijet
- 3,0 Liter
Nach Angaben der Ermittler wurden diese Motoren in einer Reihe von Modellen verbaut, sodass bis zu 200.000 Fahrzeuge betroffen sein können. Darunter befinden sich eben auch viele Wohnmobile. Der Fiat-Ducato-Abgasskandal bezieht sich bei Campern und Wohnmobilen größtenteils auf Motoren mit den folgenden Kennungen:
- 110 Multijet (F1AE3481G)
- 115 Multijet (250A1000)
- 150 Multijet (F1AE3481D)
- 180 Multijet (F1CE3481E)
Besitzer sollten also prüfen, welcher Motor im Wohnmobil verbaut wurde und gegebenenfalls testen lassen, ob die betreffende Software vorhanden ist. Darüber hinaus kann eine Prüfung auch bei anderen Motoren-Modellen sinnvoll sein, denn derzeit sucht die Staatsanwaltschaft in Frankfurt auch nach Besitzern von Fahrzeugen und Wohnmobilen mit weiteren Fiat-Ducato- und IVECO-Motoren, um diese als Zeugen zu befragen.
Fiat Ducato im Abgasskandal: Was ist zu tun?
Um feststellen zu können, ob Ihr Wohnmobil vom Fiat-Ducato-Abgasskandal betroffen ist, müssen Sie sich an den Hersteller oder das KBA wenden. Diese verfügen über die notwendigen Informationen und können in der Regel Auskunft geben, ob eine unzulässige Software oder Abschalteinrichtung verbaut wurde. Einen Rückruf für ein vom Dieselskandal betroffenes Fiat-Ducato-Wohnmobil bzw. Wohnmobile mit IVECO-Motoren durch den Hersteller oder das KBA gibt es derzeit jedoch noch nicht.
Steht fest, dass ihr auf einem Fiat Ducato basierendes Wohnmobil vom Dieselskandal betroffen ist, sollten Sie zunächst prüfen, ob für das Fahrzeug noch eine Gewährleistung besteht. Wurde das Fahrzeug innerhalb der letzten 24 Monate geliefert und haben Euro 6 (Euro 6d und Euro 6d temp sind vom Diesel-Abgasskandal beim Fiat Ducato nicht betroffen), besteht eine Sachmängelhaftungsfrist.
Besitzer können hier folgende Ansprüche gegen den Händler geltend machen:
- Rückabwicklung des Kaufs und Rückgabe des Fahrzeugs
- Ersatzlieferung eines Fahrzeuges ohne die bemängelte Abschalteinrichtung
- Nachbesserung beim Fahrzeug, z. B. durch ein Softwareupdate
- Rückerstattung des Kaufpreises bzw. eines Teils
Auch für Gebrauchtwagen kann die Gewährleistung greifen und somit zu Ansprüchen führen, wenn Ihr Wohnmobil auf einem Fiat Ducato basiert und vom Abgasskandal betroffen ist. Allerdings sind private Verkäufer von der Gewährleistung ausgenommen, sodass Ansprüche gegen diese in der Regel nicht durchsetzbar sind.
Ist die Gewährleistung bereits abgelaufen, kommt die Verjährungsfrist ins Spiel. Diese beginnt ab dem öffentlichen Bekanntwerden des Mangels bzw. der Verstöße und beträgt dann drei Jahre. Im Fall von Wohnmobilen, die auf einem Fiat Ducato basieren, gilt der Abgasskandal bzw. die daraus resultierenden Ansprüche erst ab 2023 als verjährt. Auch nach der Frist können Ansprüche auf eine Rückabwicklung, einen Ersatz oder auf Schadensersatz möglich sein.
Abschließende Urteile gibt es im Abgasskandal zum Fiat-Ducato basierten Wohnmobil allerdings noch nicht. Aber sowohl der Bundesgerichtshof (BGH, 25.05.2020, Az.: VI ZR 252/19) als auch der Europäische Gerichtshof (EuGH, 17.12.2020, Az.: C‑693/18) haben bereits festgehalten, dass der Einsatz einer Software zur Manipulation der Abgaswerte eine „vorsätzlich sittenwidriger Schädigung“ darstellt und somit ein Schadensersatzanspruch für die Besitzer betroffener Fahrzeuge besteht. Es ist jedoch zu klären, an wen diese Ansprüche zu richten sind.
Es wird relativ schwierig sein, nachzuweisen, dass die Wohnmobilhersteller von der Beteiligung des Fiat Ducato am Abgasskandal wussten. Sie nutzen ja lediglich die von Fiat produzierte Basis und bauen auf dieser dann das Wohnmobil auf. Ob Ansprüche direkt gegen den Autobauer geltend gemacht werden können bzw. eine solche Geltendmachung auch erfolgreich ist, bleibt derzeit abzuwarten.