Die meisten Menschen versuchen Spritzen so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Bei verschiedenen medizinischen Behandlungen und Untersuchungen lässt sich ein kleiner Pieks allerdings nicht vermeiden. Dies ist zum Beispiel bei Impfungen der Fall. Der gesundheitliche Nutzen überwiegt dabei allerdings die kurzfristigen Unannehmlichkeiten, weshalb es heißt: Augen zu und durch!
Doch wie schützen Impfungen? Gegen welche Krankheiten ist eine Immunisierung möglich bzw. welche sind sinnvoll? Gibt es dabei Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen? Sind Auffrischungen notwendig? Und wer trägt die Kosten für Schutzimpfungen in Deutschland? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der nachfolgende Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Impfungen
Was wird unter dem Begriff „Impfung“ verstanden?
Schutzimpfungen sind laut Definition eine präventive Maßnahme, um eine Infektion mit ansteckenden Krankheiten zu verhindern. Möglich ist dies einerseits durch den direkten Schutz der geimpften Personen und andererseits verhindert eine hohe Impfquote die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, sodass auch ungeimpfte Personen geschützt werden.
Welche Impfungen gibt es für Kinder?
Informationen zu den wichtigsten Impfungen im Kindesalter finden Sie hier.
Ist bei Schutzimpfungen regelmäßig eine Auffrischung notwendig?
Haben Kinder eine Grundimmunisierung gegen bestimmte Krankheiten erhalten, muss im Erwachsenenalter häufig alle 10 Jahre eine Auffrischung erfolgen. Dies ist zum Beispiel bei Tetanus und Hepatitis B der Fall. Eine gesetzliche Impfpflicht gibt es für die Auffrischungen allerdings nicht. Wann bei Ihnen die nächste Impfung ansteht, lässt sich dem Impfpass entnehmen.
Wollen Sie sich und Ihre Kinder vor Infektionskrankheiten schützen, sollten Sie die Impftermine wahrnehmen, die führende Gesundheitsorganisationen empfehlen. Wie diese Impfempfehlungen lauten, erfahren Sie hier. » Weiterlesen...
Was sind Schutzimpfungen?
In der Medizin gibt es für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten verschiedenste Verfahren und Behandlungen, die sowohl vorsorglich (präventiv) als auch im Akutfall (kurativ) zum Einsatz kommen können. Zu den wirksamsten präventiven Maßnahmen zählen Impfungen, welche die geimpften Personen vor eine Infektion schützen sollen.
Allerdings sorgen Impfungen nicht nur für einen solchen Individualschutz. Denn sind viele Personen gegen einen Erreger immun, verhindert dies die Ausbreitung von Krankheiten und auch ungeimpfte Personen sind dadurch indirekt geschützt. Experten sprechen in diesem Zusammenhang vom Gemeinschaftsschutz oder der Herdenimmunität. Ab wann ein solcher Schutz vorliegt, variiert je nach Krankheit. Bei Masern liegt die Durchimpfungsrate bei 95 Prozent, wohingegen bei Diphterie bereits rund 80 Prozent ausreichen.
Bei einer hohen Impfquote – wenn langfristig ein Großteil der Bevölkerung gegen eine Krankheit geschützt ist – besteht sogar die Möglichkeit, Erreger regional zu eliminieren und schlussendlich auch weltweit auszurotten. So gilt zum Beispiel die Kinderlähmung (Polio) in Europa und Amerika als besiegt. Da aber in Asien und Afrika noch Fälle auftreten, ist es weiterhin sinnvoll, gegen diese Erkrankung zu impfen.
Wie genau die Herdenimmunität funktioniert, veranschaulicht auch das nachfolgende Video:
Übrigens! Je nach Art des Impfstoffs differenzieren Mediziner zwischen Schutzimpfung und Heilimpfung. Die Schutzimpfung wird auch als aktive Immunisierung bezeichnet, bei welcher das körpereigene Abwehrsystem durch die Injektion von abgetöteten oder geschwächten Erregern selbst Antikörper bilden soll. Im Gegensatz dazu enthält der Impfstoff bei einer Heilimpfung bzw. passiven Immunisierung bereits Antikörper, die aus einem Labor oder von Tieren stammen.
Empfohlene Impfungen laut STIKO
Eine Verpflichtung sich gegen eine Infektionskrankheit impfen zu lassen, besteht in den meisten Fällen nicht. Lediglich für Masern gilt seit dem 1. März 2020 für Schul- und Kindergartenkinder sowie Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen oder medizinischen Einrichtungen tätig sind eine Impfpflicht. Bei allen anderen Impfungen handelt es sich daher um Empfehlungen.
Gegen welche Erreger eine Impfung in Deutschland sinnvoll ist, erarbeitet die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO). Diese Empfehlungen bilden die Grundlage für die Schutzimpfungen, die gemäß der Schutzimpfungs-Richtlinie (SI-RL) von den Krankenkassen übernommen werden.
Die STIKO berücksichtigt bei den empfohlenen Impfungen unter anderem das Alter der Menschen und erstellt damit einen entsprechenden Impfkalender bzw. Impfplan. Wichtig ist dies unter anderem, um bei einer Impfung mögliche Nebenwirkungen auszuschließen. So sind zum Beispiel manche Impfstoffe für Babys ungeeignet, weshalb eine Immunisierung erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen kann. Wie sich die Schutzimpfungen laut STIKO je nach Altersgruppe unterscheiden, beleuchten wir nachfolgend separat.
Schutzimpfungen für Säuglinge, Kinder und Jugendliche
Damit Babys und Kinder frühzeitig einen ausreichenden Schutz gegen schwere Infektionskrankheiten aufbauen können, sind Impfungen nicht selten unerlässlich. Mit dem Erreichen der sechsten Lebenswoche steht für Babys bereits die erste Schutzimpfung an. Hierbei handelt es sich um eine Schluckimpfung, die vor Rotaviren schützt. Diese können schweren Durchfall sowie Erbrechen auslösen und somit lebensbedrohlich sein.
Weitere Schutzimpfungen erhält ein Baby ab dem zweiten Monat. Hierbei handelt es sich um eine Impfserie, die eine Grundimmunisierung gewährleisten soll. Diese Sechsfachimpfung schützt vor folgenden schweren Infektionskrankheiten:
Diphtherie
Hepatitis B
Hib
Keuchhusten
Kinderlähmung
Tetanus
Im Alter von zwei Monaten wird zudem eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen. Ab zwölf Monaten steht dann die Immunisierung gegen Meningokokken Typ C an. Zudem sollte zwischen dem elften und vierzehnten Monat mit den Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln begonnen werden. Parallel dazu ist zudem die Verabreichung eines Impfstoffs gegen Windpocken möglich.
Um einen umfassenden Infektionsschutz aufzubauen, sind in der Regel mehrere Impfungen bei Kindern notwendig. Ab fünf Jahren sieht der Impfkalender zudem Auffrischungsimpfungen vor. Genaue Informationen dazu erhalten Sie beim Kinderarzt oder können Sie dem Impfausweis entnehmen.
Im Alter von neun bis vierzehn Jahren empfiehlt die STIKO die HPV-Impfung. Diese schützt vor Viren, die Gebärmutterhalskrebs sowie Krebserkrankungen im Bereich der Geschlechtsorgane, des Afters und im Mund- und Rachenraum auslösen. Bei der Infektion mit HPV handelt es sich um eine sexuell übertragbare Krankheit, weshalb die Schutzimpfung vor dem ersten Sexualkontakt erfolgen sollte.
Welche Schutzimpfungen werden für Erwachsene in Deutschland empfohlen?
Die meisten Menschen haben durch die zahlreichen Impfungen in der Kindheit einen gewissen Impfschutz. Allerdings ist es wichtig, diesen regelmäßig zu überprüfen und ggf. auffrischen zu lassen. So empfiehlt die STIKO beispielsweise alle zehn Jahre den Schutz gegen Diphtherie und Tetanus zu erneuern.
Ergänzend dazu können abhängig von den individuellen Lebensumständen weitere Impfungen sinnvoll sein. Zum Beispiel wird bei Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranken, Schwangeren oder Menschen mit einer erhöhten Infektionsgefahr die jährliche Grippeimpfung empfohlen.
Eine Schutzimpfung gegen Gürtelrose empfiehlt die STIKO für Personen ab 50 Jahren mit einer Grunderkrankung wie Diabetes, Rheuma, Herz-Kreislauf- sowie chronische Atemwegserkrankungen. Ab 60 Jahren kann eine Immunisierung laut Experten auch ohne Vorerkrankung sinnvoll sein.
Die Impfung gegen Pneumokokken kommt ebenso für Personen über 60 Jahren infrage. Weitere Zielgruppen können zudem Menschen vor einer immunsupprimierenden Therapie oder mit chronischen Erkrankungen sein.
Neben dem Alter und möglichen Vorerkrankungen kann auch der Wohnort entscheidend sein, wenn es um die Frage geht, ob eine Impfung sinnvoll ist. So empfiehlt die STIKO eine Schutzimpfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) vor allem für Süddeutschland. Hierbei handelt es sich um eine Gehirn-, Gehirnhaut- oder Rückenmarkentzündung, die auf Viren zurückzuführen ist, die vor allem von infizierten Zecken übertragen wird.
Für Personen, die beruflich Kontakt zu Wildtieren haben oder von einem solchen gebissen wurden, haben die Möglichkeit, sich gegen Tollwut impfen zu lassen.
Schutzimpfungen fürs Ausland: Was Reisende wissen sollten
Vor einer Reise sollten Sie sich immer über die im Urlaubsland vorgeschriebenen und empfohlenen Impfungen informieren. Denn unter Umständen besteht die Möglichkeit, dass Sie ohne den Nachweis eines entsprechenden Impfschutzes gar nicht erst einreisen dürfen.
Um Ihr individuelles Infektionsrisiko bewerten zu lassen, sollten Sie frühzeitig einen Termin bei Ihrem Hausarzt vereinbaren und diesen über die geplante Reise informieren. Neben dem Reiseziel und der Reiseroute spielen unter anderem auch die Art der Unterbringung, die Reisezeit oder mögliche Vorerkrankungen eine wichtige Rolle.
Eine Übersicht typischer Reiseschutzimpfungen liefert die nachfolgende Tabelle. Diese erhebt dabei allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient vor allem der Orientierung.
Impfung
Mögliche Reiseziele
Cholera
Sinnvoll vor allem für Beschäftigte der Flüchtlings- und Katastrophenhilfe in Südostasien, Indien und Indonesien, Vorderasien, Afrika sowie in Mittel- und Südamerika
FSME
Zentraleuropa und -asien
Gelbfieber
Afrika und Südamerika
Japanische Enzephalitis
Ländliche Regionen Ost- oder Südostasien (vor allem während der Regenzeit)
Hepatitis A
Reisen außerhalb von industrialisierten Ländern
Hepatitis B
Afrika und Ostasien
Kinderlähmung (Auffrischung)
Südasien und Südostasien
Tollwut
Tropische Länder
Typhus
Latein- und Südamerika, Südostasien und Afrika
Übrigens! Eine Reiseschutzimpfung muss nicht zwangsläufig unter die Leistungen der Krankenkasse fallen. Erkundigen Sie sich daher im Vorfeld, ob Sie die anfallenden Kosten der Impfungen selbst tragen müssen.
Seit 2016 verstärkt Nicole die Redaktion von bussgeldkatalog.org. Zuvor absolvierte sie ein Studium der Buchwissenschaft und Kulturanthropologie in Mainz. Zu ihren thematischen Schwerpunkten zählen unter anderem die verschiedenen Aspekte der Verkehrserziehung und Verkehrssicherheit, Verkehrsregeln im Ausland sowie das Zollrecht.