Jura-Jobs: Karrierechancen für Rechtswissenschaftler
Letzte Aktualisierung am: 4. September 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Ein weites Berufsfeld: Vom Anwalt bis zum Wissenschaftler
Bekannte Schriftsteller wie Juli Zeh und Heinrich von Kleist haben es getan, ebenso der Talkmaster und TV-Produzent Alfred Biolek sowie der Journalist Ulrich Wickert. Sie alle haben Jura studiert und sind ein hervorragendes Beispiel dafür, dass es nicht immer die klassischen Jura-Jobs sein muss. Auch viele Politiker sind Juristen, beispielsweise Gregor Gysi, Edmund Stoiber und Renate Künast.
Nicht nur in den klassischen Jura-Jobs können sich Juristen nach Herzenslust „austoben“, auch in anderen Lebensbereichen gibt es sehr viele berufliche Möglichkeiten und Entwicklungschancen. Zunächst stellen wir die herkömmlichen Berufe für Juristen vor und werfen anschließend einen genaueren Blick auf berufliche Alternativen. Außerdem finden Sie diesem Ratgeber eine Übersicht über renommierte Anwaltskanzleien.
Sie möchten alle Informationen jederzeit verfügbar haben? Laden Sie sich hier unseren kostenlosen Ratgeber als PDF-Datei herunter.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Jura-Jobs
Juristen arbeiten klassischerweise als Rechtsanwalt, Staatsanwalt oder Richter oder sie sind bei einem Unternehmen oder einer Behörde angestellt und beraten und vertreten ihren Arbeitgeber in juristischen Angelegenheiten. In diesem Abschnitt erfahren Sie mehr.
Rechtliche Fragestellungen spielen in fast allen Lebensbereichen eine Rolle. Dementsprechend viele berufliche Alternativen gibt es. Volljuristen sind z. B. auch bei der Polizei gefragt und in den Redaktionen der Printmedien sowie von Rundfunk und Fernsehen gefragt. Weitere Alternativen finden Sie hier.
Wer als Anwalt, Staatsanwalt oder Richter arbeiten möchte, kommt um das 2. Juristische Staatsexamen nicht herum. Auch im öffentlichen Dienst ist dieses oft Einstellungsvoraussetzung. In anderen Bereichen reicht aber mitunter das 1. Juristische Staatsexamen aus.
Klassische Jura-Jobs – 2. Juristisches Staatsexamen zwingend erforderlich
Der klassische Weg eines Juristen führt über das Jurastudium und das Rechtsreferendariat in die Kanzlei oder ins Gericht:
- Rechtsanwälte beraten ihre Mandanten in rechtlichen Angelegenheiten, vertreten sie gegebenenfalls im Rechtsstreit vor dem Gericht und setzen Verträge und andere juristische Schriftstücke auf. Die Arbeit eines Anwalts ist so bunt und abwechslungsreich wie das Leben selbst, weil Jura in praktisch allen Lebensbereichen eine Rolle spielt. Sie können sich mit Umweltthemen auseinandersetzen oder einen Mandanten bei der Scheidung vertreten. Sie prüfen verkehrsrechtliche Bußgeldbescheide und vertreten Beschuldigte oder Opfer im Strafverfahren. Doch die meisten Anwälte finden irgendwann ihr Steckenpferd und spezialisieren sich.
- Dem Richter ist laut Verfassung (Art. 92 GG) die rechtsprechende Gewalt anvertraut. Er ist dabei unparteiisch, unabhängig und nur den Gesetzen unterworfen. Er entscheidet in gerichtlichen Verfahren per Urteil oder Beschluss oder Vergleich. Angesichts der vielen Rechtsgebiete sind die Möglichkeiten auch hier sehr breit gefächert.
- Die Staatsanwaltschaft ist die Strafverfolgungsbehörde, die immer dann auf den Plan tritt, wenn der Verdacht einer Straftat im Raum steht. Sie leitet das Ermittlungsverfahren, erhebt gegebenenfalls Anklage und vertritt die Anklage vor dem Strafgericht. Staatsanwälte überprüfen die polizeilichen Ermittlungsergebnis unter juristischen Gesichtspunkten, zum Beispiel ob ein hinreichender Tatverdacht und damit die Voraussetzungen für eine Anklage vorliegt.
- Notare beurkunden bestimmte Rechtsgeschäfte, zum Beispiel Erbverzichtsverträge und Kaufverträge über Immobilien. Dieser Beruf setzt zwar eine volljuristische Ausbildung und damit das 2. Juristische Staatsexamen voraus, erfordert anschließend aber je nach Bundesland noch einen Anwärterdienst oder den Nachweis von Fortbildungen und Berufserfahrung.
Berufseinsteiger, die lediglich das 1. Juristische Staatsexamen abgelegt haben, können diese Berufe nicht ausüben. Sie müssen hierfür das Rechtsreferendariat durchlaufen und das 2. Juristische Staatsexamen bestehen oder aber sich einen anderen Berufsweg suchen.
Eine kleine Auswahl renommierter Anwaltskanzleien in Deutschland
Die folgende Tabelle listet einige Anwaltskanzleien auf, die verschiedene Jura-Jobs anbieten. Es handelt sich dabei eher um international agierende, renommierte Kanzleien, die als Arbeitgeber sehr gefragt sind.
Unternehmen | Schwerpunkte | Jura-Jobs | Standorte |
---|---|---|---|
Baker McKenzie | Rechtsanwalt (Wirtschaftskanzlei) | Praktikum, Referendariat, wissenschaftliche Mitarbeit, Juristen, Steuerberater, Wirtschaftsjuristen | Berlin, Düsseldorf, München, Frankfurt Amsterdam, Barcelona, London, Mailand, Moskau, New York, Warschau |
Bird & Bird | Rechtsanwalt (Technologie, gewerblicher Rechtschutz) | Praktikum, Referendariat, wissenschaftliche Mitarbeit, Rechtsanwalt | Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München Brüssel, Lyon, Paris, London, Mailand, Rom, Amsterdam, Den Haag, Madrid u.a. |
CMS Hasche Sigle | Rechtsanwalt, Steuerberater, Notar (Wirtschaftskanzlei) | Ausbildung, Praktikum, Referendariat, wissenschaftliche Mitarbeit, Rechtsanwalt, Wirtschaftsjurist | Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Stuttgart |
Gleiss Lutz | Rechtsanwalt (Wirtschaftsrecht) | Praktikum, Referendariat, wissenschaftliche Mitarbeit, Rechtsanwalt | Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München, Stuttgart Brüssel |
Hengeler Mueller | Rechtsanwalt | Praktikum, Referendariat, wissenschaftliche Mitarbeit, projektbezogene juristische Mitarbeit, Rechtsanwalt | Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München Brüssel, London, Schanghai |
Sonntag & Partner | Rechtsanwalt, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer (Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung) | Ausbildung & duales Studium, Werkstudent & Praktikum, Referendariat, Promotion & LL.M., juristische Nebentätigkeit, Steuerberater / Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwalt, Steuerfachkraft, Rechtsanwaltsfachangestellter | Augsburg, München, Nürnberg, Ulm |
White & Case | Rechtsanwalt (nationales und internationales Wirtschaftsrecht, Insolvenzverwaltung) | Praktikum, Referendariat, wissenschaftliche Mitarbeit, juristische Mitarbeit, Rechtsanwalt | Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg Brüssel, Helsinki, London, Madrid, Moskau u. a. |
Ziefle Unger | Rechtsanwalt (Handels- u. Gesellschaftsrecht, Familienrecht, Arbeitsrecht, Insolvenzrecht) | Praktikum, Referendariat, wissenschaftliche Mitarbeit, Rechtsanwaltsfachangestellter / Rechtsfachwirt, Rechtsanwalt | Freudenstadt, Nagold, Rottweil |
Tipp! Überlegen Sie sich genau, ob Sie bei einem großen Unternehmen oder lieber bei einer kleinen bzw. mittelständischen Kanzlei beginnen möchten. Was passt besser zu Ihren Interessen und Bedürfnissen? Beides hat seine Vor- und Nachteile:
Große Kanzlei
- fachübergreifende Arbeit
- abwechslungsreiche, internationale Mandate
- interne Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
- gutes Einkommen
- mehrere nationale und internationale Standorte
- hohe Anforderungen (Prädikatsexamen, verhandlungssicheres Englisch)
- lange Arbeitszeiten und hoher Stresspegel
- hohe Spezialisierung
- große Konkurrenz bei den Aufstiegsmöglichkeiten
- Zuarbeit für andere Anwälte, viel Teamarbeit, eher kleines Rad im Getriebe
Kleine und mittelständische Kanzlei
- sehr schnell hohe Eigenverantwortung
- frühzeitig komplette Betreuung von Mandaten und Kontakt zu den Mandanten
- Einsteiger lernen schnell alle Seiten der Mandatsarbeit kennen
- Arbeitspensum und Arbeitszeiten ähneln mitunter dem in der Großkanzlei
- auch für Einzelkämpfer geeignet
- Rechenschaftspflicht überwiegend nur gegenüber dem Mandanten
- Prädikatsexamen nicht immer zwingend erforderlich
Die etwas anderen Jura-Jobs – Alternativen zum klassischen Weg
Es muss aber nicht immer der klassische Weg sein. Es gibt noch zahlreiche andere Möglichkeiten, von denen wir einige Beispiele im Folgenden kurz vorstellen:
Journalist
Für Juristen, die kein Interesse an der klassischen „Jura-Karriere“ haben, bieten die Medien eine spannende Alternative. NSU, Klimawandel, Bundestagswahlen – bei allen medienrelevanten Themen stellen sich auch rechtliche Fragen. Menschen mit juristischem Sachverstand bereichern schon aus diesem Grund die Redaktion, sollten aber im Gegenzug schon einige journalistische Erfahrungen mitbringen – und sei es nur in Form von Veröffentlichungen in einer Lokalzeitung.
Justitiar
Justitiare arbeiten innerhalb eines Unternehmens, Verbands oder einer Behörde. Sie beraten und vertreten dort ihren Arbeitgeber in juristischen Angelegenheiten. Die meisten Arbeitgeber verlangen für eine Einstellung als Justitiar mindestens das 1. Juristische Staatsexamen.
Mediator
Mediatoren unterstützen Streitparteien dabei, einen Konflikt außergerichtlich zu lösen und beizulegen. Sie vermitteln, ohne selbst Vorschläge zu unterbreiten oder Entscheidungen zu treffen. Seine Aufgabe beschränkt sich darauf, die Parteien dabei zu unterstützen, selbst eine Lösung zu finden. Nicht nur für Anwälte kann eine Ausbildung zum (zertifizierten) Mediator eine nützliche Ergänzung sein, etwa um teure und zeitintensive Gerichtsverhandlungen zu vermeiden. Auch in der Wirtschaft sind Mediatoren mittlerweile sehr gefragt.
Öffentlicher Dienst
In zahlreichen öffentlichen Einrichtungen arbeiten auch Juristen, z. B. als Verwaltungsjurist in rechtsberatender und vertretender Funktion für Ministerien oder Landratsämter. Weitere interessante Einsatzmöglichkeiten gibt es beim Auswärtigen Amt, Bundeskartellamt, Bundeskriminalamt und beim Bundesnachrichtendienst.
Polizei
Bei der Polizei bearbeiten Juristen Disziplinarverfahren, Dienstaufsichtsbeschwerden, daten-, arbeits- sowie beamtenrechtliche Fragen und sie vertreten die Polizeibehörde vor Gericht. Auch im höheren Polizeivollzugsdienst oder dem höheren Kriminaldienst bieten sich abwechslungsreiche Berufschancen. Hier werden an die Bewerber besondere gesundheitliche Anforderungen gestellt und körperliche Fitness erwartet.
Wissenschaft und Lehre
Juristen, die sich eher für die rechtswissenschaftliche Forschung interessieren, können nach dem 2. Staatsexamen eine Doktorarbeit und ihre Habilitation absolvieren und anschließend zum Beispiel als Jura-Professor arbeiten.
Konnten wir Ihnen weiterhelfen? Dann bewerten Sie uns bitte: