Der Begriff der Trinkerleber ist allgemein bekannt. Oft in ironischem Gebrauch hat die Bezeichnung allerdings durchaus ihre Daseinsberechtigung bzw. einen biologischen Hintergrund. Massiver Alkoholkonsum kann der Leber schaden. Das zeigt sich dann unter Umständen durch erhöhte Leberwerte.
Dieser Zusammenhang kann bei einer Abstinenzbeurteilung zum Beispiel als Teil einer MPU genutzt werden, um ein positives oder negatives Gutachten zu erstellen. Der folgende Ratgeber liefert Ihnen die wichtigsten Informationen über Leberwerte, den Alkoholabbau und erklärt, wie erhöhte Leberwerte konsumierten Alkohol nachweisen können.
Die Leberparameter, die im Zuge des Abstinenznachweises untersucht werden, sind üblicherweise Gamma-GT, GOT, GPT und MCV. Befinden sich diese außerhalb des Normbereichs, deutet das darauf hin, dass der Untersuchte nicht abstinent lebt.
Wie aussagekräftig sind die Leberwerte?
Die Untersuchung der Leberwerte sollte nicht das einzige Kriterium bei der Abstinenzbeurteilung sein. Es ist durchaus möglich, dass Alkoholkonsum die Leber nicht belastet. Ebenfalls können die Leberwerte aufgrund von Krankheiten erhöht sein.
Hohe Leberwerte können eine MPU negativ ausfallen lassen. Regelmäßiger Alkohol- und Drogenkonsum schlägt sich nämlich auf die Leber nieder. In diesem Ratgeber erfahren Sie, mit welchen Maßnahmen Leberwerte gesenkt werden können und welche Tipps aus dem Internet sich als Mythos herausstellen. » Weiterlesen...
Leberwerte und Alkohol – Wie hängt das zusammen?
Die Leber ist das Organ, das hauptsächlich für den Stoffwechsel verantwortlich ist. Beim Konsum von Alkohol ist es also Aufgabe der Leber, diesen abzubauen und auszuscheiden.
Dieser Prozess erfolgt in einem Dreischritt:
Das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) wandelt den Alkohol in das schädliche Azetaldehyd um.
Azetaldehyd wird durch das Enzym Aldehyddehydrogenase (ALDH) in weniger schädliche Essigsäure umgewandelt.
Schließlich bauen verschiedene Enzyme die Essigsäure zu Kohlendioxid und Wasser ab und das wird dann ausgeschieden.
Dieser körpereigene Mechanismus dauert bei allen Menschen unterschiedlich lange, da immer Alter, Gewicht und weitere Umstände Einfluss darauf nehmen. Es lassen sich jedoch Durchschnittswerte für die Geschlechter nennen.
Frauen bauen ungefähr 0,1 Promille pro Stunde ab, bei Männern sind es 0,2 Promille.
Wenn nun, beispielsweise als Maßnahme einer MPU, überprüft werden soll, ob der Betreffende entweder regelmäßig (Sucht) oder unregelmäßig, aber in großen Mengen (Missbrauch) Alkohol konsumiert, dienen die Leberwerte im Blut als biologisches Hilfsmittel.
In der Regel dient die Bestimmung der Leberwerte durch einen Arzt als Ergänzung zu einem anderen Alkohol- bzw. Drogentest.
Schlechte Leberwerte können nämlich ein Ursache von Alkohol sein. Dafür muss ein Bluttest durchgeführt werden, anhand dessen die typischen Leberwerte bestimmt und beurteilt werden.
„Die“ Leberwerte als solche sind immer eine Zusammenfassung verschiedener Komponenten, die im Labor aus dem Blutserum des Menschen gewonnen werden und die ein Arzt dann interpretieren kann. Das Ergebnis dient als Hinweis auf Veränderungen der Leber.
Bei einer Blutprobe spielen folgende Werte eine Rolle hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Alkohol und Leber:
Die Leber spielt allerdings nicht nur im Zusammenhang mit Alkohol eine Rolle, sondern kann auch auf Krankheiten wie Hepatitis oder einen Missbrauch diverser Medikamente nachweisen.
Die einzelnen Leberwerte
Ein Anstieg der Gamma-Glutamyl-Transferase, kurz GGT oder Gamma GT, ist die häufigste Ursache, warum eine MPU mit einem Negativgutachten endet. Dabei handelt es sich um ein membrangebundenes Enzym, also eine Verbindung, die den Stoffwechsel reguliert.
Die GGT ist zwar in vielen Körperzellen zu finden, aber produziert wird sie in der Leber. Kommt es dort, zum Beispiel durch Alkohol, Medikamente oder Gifte, zu einer toxischen Schädigung, steigt die Aktivität dieses Enzyms und der GGT-Wert erhöht sich.
Infolge von Alkoholkonsum ist bereits nach vier bis fünf Tagen der Gamma-GT-Wert erhöht. Zwei bis fünf abstinente Wochen sorgen dann wieder für eine Normalisierung dieses Leberwertes.
Die Glutamat-Oxalacetat-Transaminase, die auch GOT oder ASAT (Aspartat – Aminotransferase) genannt wird, ist ebenfalls ein Stoffwechselenzym, welches für die Verwertung von Kohlenhydraten verantwortlich ist. Es wird ebenfalls in der Leber hergestellt und ist ein wichtiger Indikator für etwaige Veränderungen der Leberwerte.
Die GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) oder auch ALAT (Alanin-Aminotransferase) findet sich vor allem im Plasma von Leberzellen. Ist dieses Enzym in höherer Konzentration vorhanden als die GOT, ist das eher auf eine Leberbelastung durch Übergewicht zurückzuführen. Sind die Leberwerte niedriger, deutet dies zumeist auf Alkohol hin.
Ein weiterer Maßstab für die Leberwerte ist das mittlere Zellvolumen, welches durch das MCV angegeben wird. Er zeigt an, wie groß die roten Blutkörperchen sind. Ein hoher Konsum von Alkohol beeinflusst diese Leberwerte ebenfalls. Denn Alkohol wirkt sich auf die Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark aus, sodass mit steigendem Alkoholgehalt das Volumen der Zellen zunimmt.
Das MCV kann für 90 Tage rückwirkend Ergebnisse liefern, weil die überproportional großen Blutkörperchen diese Zeitspanne benötigen, um abgebaut zu werden.
Eine Angabe, die deutlich präzisere Rückschlüsse erlaubt als die vorher genannten, ist das Kohlenhydrat-Mangel-Transferrin CDT. Es ist im menschlichen Serum vorhanden und übernimmt als Eisentransport-Protein wichtige Aufgaben im Organismus.
Bei regelmäßiger Alkoholzunahme findet eine Veränderung der Struktur dieser Transferrine statt. So sind bereits nach einer kurzen Trinkdauer die Leberwerte zu hoch. Werden innerhalb von zwei bis drei Wochen täglich etwa 60 Gramm Alkohol konsumiert – das entspricht ungefähr einer Flasche Wein (0,75 Liter) oder mehreren Bier (1,5 Liter) – wird dies in einem erhöhten CDT-Wert sichtbar.
Der CDT ist durch eine gewisse Trägheit gekennzeichnet. Das heißt, es muss einige Zeit vergehen, bis die Leberwerte hier ansteigen. Andererseits bleiben die erhöhten Leberwerte, sind sie erst einmal vorhanden, auch eine Weile erhalten, nachdem der Alkoholkonsum geendet hat. Die Halbwertzeit angestiegener Werte beträgt zwischen 14 und 17 Tagen, demnach sind Leberveränderungen bis zu zwei Wochen nachweisbar.
Ein kurzzeitiger Alkoholgenuss schlägt sich ausschließlich in einer Erhöhung von Gamma GT, GOT und GPT nieder. Der CDT bleibt dann unverändert.
CDT eignet sich bestens, um chronischen Alkoholkonsum zu bestätigen bzw. zu verneinen.
Die Bestimmung vom CDT im Zusammenhang mit der Erstellung der Leberwerte ist eine der zuverlässigsten Methoden, um Alkohol zu markieren. Noch genauer sind lediglich Ethylglucuronid (EtG) und Fettsäureethylester (FSEE).
Die Leberwerte, die in diesem Testverfahren ermittelt werden, sind verglichen mit den vorher genannten Leberenzymen deutlich spezifischer und daher aussagekräftiger.
Sollen bei einer MPU die Leberwerte bestimmt werden, wird die Ermittlung des CDTs üblicherweise aber vernachlässigt. Der Grund: Das dazu notwendige Analyseverfahren ist sehr aufwändig und teuer, sodass es vorrangig zu der Bestimmung der anderen Werte kommt.
Um Vergleichsparameter für die Interpretation der Leberwerte, die im Labor gewonnen wurden, zu haben, wurde für Männer und Frauen ein Normbereich der Leberwerte festgelegt.
Neben MCV, GPT und GOT sind spezifische Gamma-GT-Werte in einer Tabelle festgehalten. Sehen Sie hier, wie „normale“ Leberwerte aussehen:
Leberparameter
Normbereich Männer
Normbereich Frauen
Gamma-GT
< 66 U/l*
< 39 U/l
GOT
< 38 U/l
< 32 U/l
GPT
< 41 U/l
< 31 U/l
MCV
78-98 fl**
78-98 fl**
*U/l = Einheit pro Liter; ** fl = Femtoliter
Zeigt sich in einem Blutbild, welches durch einen Bluttest erzeugt wurde, eine Abweichung dieser Normbereiche, können diese Leberwerte bei einer MPU zu einer Ablehnung des Abstinenznachweises führen.
Erhöhte Leberwerte und ihre Ursachen
Wenngleich der Zusammenhang zwischen Anomalien in der Leber und konsumiertem Alkohol erkennbar ist, lassen erhöhte Leberwerte nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf das Trinkverhalten des Betreffenden zu.
Hohe Leberwerte können ebenfalls ein Indiz für Krankheiten, wie Hepatitis (Leberentzündung) oder Gallensteine, sein. Auch eine regelmäßige Einnahme von Medikamenten kann die Leber schädigen und Erkrankungen hervorrufen.
Eine Pilzvergiftung führt ebenfalls zu erhöhten Leberwerten und kann so entsprechende Symptome einer toxischen Ernährung zeigen. Zusätzlich hat eine sehr fetthaltige Ernährung (Fettleber) Auswirkungen auf die Ausprägung der Leberwerte.
Demgegenüber ist es möglich, dass die Leberwerte trotz Alkoholkonsum unauffällig sind. Nicht immer muss Alkohol die Leber belasten.
Eine Untersuchung der Leberwerte sollte daher nicht einziges Entscheidungskriterium bei einer Abstinenzbeurteilung sein. Vielmehr kann es als zusätzliches Verfahren hinzugezogen werden, um beispielsweise die Ergebnisse aus einer Haaranalyse zu ergänzen.
Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.
Müssen bei Autoimmunerkrankung einer Hepatitis MCV und CDT ersatzweise anstatt der klassischen Leberwerte (GGT usw.) bei der MPU als Abstimenznachweiss anerkannt werden?
Müssen bei Autoimmunerkrankung einer Hepatitis MCV und CDT ersatzweise anstatt der klassischen Leberwerte (GGT usw.) bei der MPU als Abstimenznachweiss anerkannt werden?