Digitaler Tachograph: Wie funktioniert das Kontrollgerät?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Fahrtenschreiber: Digital ist er Pflicht seit 2006

Ist Ihr digitaler Tachograph defekt, sollten Sie ihn in einer Werkstatt austauschen lassen.
Ist Ihr digitaler Tachograph defekt, sollten Sie ihn in einer Werkstatt austauschen lassen.

Seit dem 1. Mai 2006 ist ein digital genutzter Tachograph in neu zugelassenen LKW Pflicht – und zwar in der gesamten Europäischen Union.

Dies wurde in einer EU-Verordnung festgelegt und betrifft alle gewerblich genutzten Fahrzeuge, die über 3,5 t wiegen oder mehr als neun Sitzplätze für Fahrgäste aufweisen.

Ein digitaler Tachograph soll dabei nicht nur die Lenk- und Ruhezeiten des Fahrers erfassen, sondern auch die gefahrenen Kilometer sowie Ruhepausen – die sogenannten Lenkzeitunterbrechungen. Aber wie funktionieren digitale Tachographen genau?

Welche Vorteile bietet ein elektronischer Fahrtenschreiber und welche Strafe droht, wenn LKW-Fahrer das Kontrollgerät vergessen? Lesen Sie mehr im folgenden Ratgeber.

Weiterführende Informationen zum digitalen Fahrtenschreiber:

FAQ: Digitaler Tachograph

Wozu dient ein digitaler Tachograph?

Mithilfe der digitalen Fahrtenschreiber erfolgt die Aufzeichnung der Lenk- und Ruhezeiten. Dies ist bei der gewerblichen Güter- und Personenbeförderung vorgeschrieben. Darüber hinaus hält im LKW ein digitaler Tacho auch die gefahrenen Geschwindigkeiten auf dem Kontrollgerät fest.

Was müssen Fahrer beachten, wenn der Lkw einen digitalen Tachographen besitzt?

In einem solchen Fall benötigt der Fahrer eine sogenannte Fahrerkarte. Auf dieser werden die Arbeits- und Lenkzeiten verzeichnet. Die Fahrerkarte muss regelmäßig ausgelesen werden.

Ist eine Umrüstung notwendig?

Nein, verfügt der Lkw über einen analogen Fahrtenschreiber, kann dieser auch weiterhin verwendet werden. Bei einer Neuzulassung ist der digitale Tachograph als Kontrollgerät allerdings vorgeschrieben.

Digitaler Tachograph: Was das Gesetz dazu sagt

Wie bereits erwähnt, sind digitale Fahrtenschreiber seit Mai 2006 in allen neu zugelassenen LKW, die gewerblich genutzt werden und mehr als 3,5 t wiegen, verpflichtend. Dies besagt die EU-Verordnung 561/2006. Die Einführung digitaler Tachographen soll dafür sorgen, dass weniger Manipulationen im Hinblick auf die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten vorkommen. Zudem ist damit eine Vereinfachung des Systems und auch der Kontrolle verbunden. Aber wie funktioniert die Bedienung? Ist ein digitaler Tachograph einfach in der Handhabung?

Digitale Fahrtenschreiber: Wie die Bedienung funktioniert

Ihr digitaler Tachograph zeichnet Lenk- und Ruhezeiten auf.
Ihr digitaler Tachograph zeichnet Lenk- und Ruhezeiten auf.

Viele LKW-Fahrer fragen sich bei der ersten Fahrt mit einem digitalen Tachographen, wie das Gerät generell zu bedienen ist. Jeder Fahrer besitzt – wird ein digitaler Tachograph genutzt – eine Fahrerkarte. Auch dann, wenn ein LKW im 2-Fahrer-Betrieb genutzt wird, erhält jeder seine eigene Fahrerkarte, die jeweils in das Gerät gesteckt werden muss.

Auf dieser Karte werden alle wichtigen Daten des Nutzers 28 Tage lang gespeichert. Dazu zählen Lenk- und Ruhezeiten, Arbeits- sowie Bereitschaftszeiten. Auch die zurückgelegten Wege werden per GPS-Navigation durch den digitalen Tachometer aufgezeichnet. Begeht der Fahrer mit seinem LKW eine Geschwindigkeitsüberschreitung, so wird diese nicht auf der Fahrerkarte, sondern im digitalen Tachographen selbst gespeichert, also im Kontrollgerät. Beginnt der Fahrer seine Arbeitszeit, so steckt er die Fahrerkarte in den linken Kartenslot.

Ein weiterer Beifahrer verwendet den rechten. Wechseln sich die Fahrer mit der Führung des Fahrzeugs ab, so müssen auch die Kartenschächte getauscht werden. Ladezeiten, die zwar zur Arbeits-, aber nicht zur Lenkzeit gehören, müssen manuell eingestellt werden.

Lenk- und Ruhezeiten werden normalerweise automatisch erfasst bzw. zwischen diesen unterschieden. Zusätzlich kann ein digitaler LKW-Tachograph einen Ausdruck der erfassten Zeiten erstellen.

Digitaler Tachograph: Ist eine Schulung sinnvoll? In den meisten Unternehmen erhalten LKW-Fahrer vor Beginn der ersten Fahrt mit einem digitalen Kontrollgerät eine kurze Einweisung, wie es zu benutzen ist. Nur so kann gewährleistet werden, dass Lenk-, Ruhe- und Arbeitszeiten gewissenhaft und vollständig aufgezeichnet werden. Der Umgang mit dem digitalen LKW-Tacho muss einwandfrei sein.

Digitaler Tachograph: Gibt es Ausnahmen von der Nutzungspflicht?

Ein digitaler Fahrtenschreiber ist jedoch nicht für alle Fahrzeuge vorgeschrieben, die mehr als 3,5 t wiegen. Denn wie in so vielen Bereichen des Straßenverkehrsrechts gibt es auch hier Ausnahmen. Folgende Fahrzeuge benötigen keinen Tachographen, weder in digitaler noch in analoger Form:

  • Fahrzeuge, die nicht schneller als 40 km/h sind,
  • Fahrzeuge, die auf einer Linie mit weniger als 50 km in der Personenbeförderung eingesetzt werden,
  • Fahrzeuge der Polizei, Feuerwehr, des Katastrophenschutzes, o. ä.,
  • Fahrzeuge, die zur Pannenhilfe im Umkreis von 100 km des jeweiligen Standortes dienen,
  • Fahrzeuge, die humanitär oder für medizinische Hilfe genutzt werden,
  • Fahrzeuge, mit denen aufgrund technischer Maßnahmen Probefahrten durchgeführt werden sowie noch nicht in Betrieb genommene Fahrzeuge,
  • Fahrzeugkombinationen, die mehr als 7,5 t wiegen und nicht gewerblich eingesetzt werden.

Ist Ihr digitaler Tachograph defekt?

Digitaler Tachograph: Die Uhrzeit können Sie einstellen, gespeichert ist von vornherein allerdings immer die UTC-Zeit.
Digitaler Tachograph: Die Uhrzeit können Sie einstellen, gespeichert ist von vornherein allerdings immer die UTC-Zeit.

Wie jedes andere technische Gerät auch zeigt der digitale Tachograph ebenfalls zeitweise Fehler an, die zuerst behoben werden müssen, bevor eine Weiterfahrt stattfinden kann.

Je nachdem, von welchem Hersteller ein digitaler Tachograph ausgegeben wurde, können unterschiedliche Codes auf dem Display angezeigt werden, die jeweils für einen bestimmten Fehler stehen.

Die Hersteller der Fahrtenschreiber sind mittlerweile dazu übergegangen, Fehlertabellen mit den wichtigsten Codes auf Ihren Internetseiten online zu stellen, damit sich die LKW-Fahrer hieran orientieren können.

Häufig liegt dann eine interne Störung im Gerät vor oder die Fahrerkarte kann nicht richtig ausgelesen werden. Sinnvoll ist es dann, die Karte kurz herauszunehmen und wieder neu einzustecken oder auf den Knopf „OK“ zu drücken.

Digitaler Tachograph ist „out of scope“? Wird diese Meldung auf Ihrem Fahrtenschreiber angezeigt, so ist das kein Fehler. Der „out-of-scope“-Modus wird dann geschaltet, wenn beispielsweise Fahrten auf privatem Betriebsgelände – also zum Beispiel beim Rangieren – ausgeführt werden. In einem solchen Modus ist es auch nicht nötig, dass eine Fahrerkarte steckt.

Aufbewahrung der Daten

Wie bereits erwähnt, werden die Daten der Fahrerkarte 28 Tage lang gespeichert, die Informationen im Tachographen selbst sogar drei Monate. Nach diesen Zeiträumen müssen jeweils die Daten ausgelesen und archiviert werden. Ein digitaler Tachograph muss an Auslesegeräte angeschlossen werden, um diesen Download zu vollziehen. Eine Aufbewahrung der Daten bis zu einem Jahr ist vom Gesetzgeber für den Unternehmer vorgeschrieben.

Kontrolle durch die Polizei

Digitaler Tachograph: Ab wann ist er Pflicht? Seit 2006 besitzen alle neu zugelassenen LKW digitale Fahrtenschreiber.
Digitaler Tachograph: Ab wann ist er Pflicht? Seit 2006 besitzen alle neu zugelassenen LKW digitale Fahrtenschreiber.

Wichtig für LKW-Fahrer ist es, die Lenk- und Ruhezeiten genau einzuhalten. So können die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht und Unfälle durch Müdigkeit oder zu lange Arbeitszeiten vermieden werden. Polizisten besitzen zur Überwachung der Arbeitszeiten von LKW-Fahrern eine sogenannte Kontrollkarte.

Diese kann in jedes beliebige Gerät jeden Herstellers eingesteckt werden und ermöglicht einen Zugriff auf alle Daten. Ein ein Kontrollgerät wie ein digitaler Tachograph kann beim Auslesen durch die Polizei also alle relevanten Informationen preisgeben. Hat der LKW-Fahrer gegen die Richtlinien verstoßen, können Sanktionen – sowohl für den Fahrer selbst als auch den beauftragenden Unternehmer – folgen. Bereits dann, wenn ein Fahrer die Lenkzeit bis zu 30 Minuten überschritten hat, ist ein Bußgeld von 30 Euro fällig.

Wird die Fahrerkarte vom Fahrer gar nicht mitgeführt und kann deshalb keine Kontrolle erfolgen, so muss dieser 250 Euro bezahlen. Sowohl auf Fahrer als auch auf den Unternehmer kommen Konsequenzen zu, wenn die Lenkzeit mehr als zwei Stunden überschritten wurde. Hier zahlt der Fahrer 60 Euro, der Unternehmer das Dreifache, nämlich 180 Euro.

Über den Autor

Male Author Icon
Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

Konnten wir Ihnen weiterhelfen? Dann bewerten Sie uns bitte:
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (52 Bewertungen, Durchschnitt: 4,31 von 5)
Loading ratings...Loading...
Diese Themen könnten Sie auch interessieren:

16 Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

  1. Claudia Z
    Am 12. Januar 2024 um 0:47

    Darf ich privat ,ohne Fahrerkarte mit einem Firmen LKW (40t) auf einer Demonstration/Autokorso mitfahren?

  2. Thomas M.
    Am 3. Mai 2023 um 14:55

    Ich fahre einen Transporter 3,5t (gewerblich) nun muss ich (Privat) ein Fahrzeug überführen!!!
    Quer durch Deutschand über 2 Tage
    Das heißt den Transporter + Anhänger fahren.
    Kann ich dafür Out of Scope stellen und wie weise ich im Falle einer Kontrolle den überhaupt nach das ich Privat fahre.
    Dazu finde ich rein gar nichts im www.

    Info wäre Klasse

  3. Jürgen
    Am 6. Juli 2022 um 18:15

    Ich fahre LKW von der Werkstatt zu Kunden bzw. hole diese auch vom Kunden zur Werkstatt es sind Fahrten von 4 bis 25 km entsprechen die Zeitdauer.
    Wird hierfür eine Fahrerkarte benötigt
    Dankeschön
    Jürgen

  4. Antje
    Am 2. Mai 2021 um 12:20

    Hallo, hier taucht die Frage auf, ob man während seiner Pause den digitalen Fahrtenschreiber ausstellen (out of Skorpe) und die Fahrerkarte rausnehmen darf und dann das Gerät ausschaltet, um z.B. Lebensmittel einzukaufen oder weil man eine Toilette aufsuchen muss. Der Fahrtenschreiber wird nach Beendigung der Pause wieder eingeschaltet und es wird ein Nachtrag gemacht. Ist das so zulässig?

  5. Konkret Driver
    Am 28. April 2021 um 19:26

    Wie muss man Die Fahrerkarte einsetzen und raus nehmen?
    Welche Symbole dafür antippen?
    Danke

  6. Michael H
    Am 7. Oktober 2020 um 12:21

    Frage fahre hauptberuflich nen Lkw war in der Werkstatt musste auf sprinter ausweichen bis 3.5 to. Ohne digi tachograf habe an diesen Tag kontrollheft ausgefüllt muss ich nun diese Daten beim nächsten stecken der Karte nachtragen oder reicht das mitführen des kontrollblattes für die Fahrt mit dem sprinter.

  7. Matthias
    Am 8. Juni 2020 um 18:18

    Ich bin in einer freiwilligen Feuerwehr und wir wollen einen gebrauchten Sprinter kaufen bis 3,5 to
    Dieser hat jetzt ein Kontrollgerät, wir werden diesen zu einem Feuerwehrfahrzeug umbauen mit Blaulicht usw.
    Müssen wir das Kontrollgerät benutzen wenn eins vorhandenen ist oder können wir dieses vernachlässigen?

  8. Klaus
    Am 24. April 2020 um 8:25

    Muss ich, wenn ich immer dasselbe Fahrzeug führe bei Schichtende zwangsläufig meine Fahrerkarte entnehmen?
    Kann ich die Fahrerkarte auch steckenlassen, wenn ich das DTCO auf Ruhezeit stelle und auch immer die Länderkennung eingebe?
    Wenn ja, wodurch ist dies geregelt?

  9. Frosch
    Am 14. März 2020 um 18:53

    Beim nächsten Einlegen der Fahrerkarte fragt dieses nach der vergangenen Zeit(z.b. diese drei Tage) und wie diese nachzutragen sind. Ruhezeit etc…
    Somit sind die Daten der FK dann lückenlos :)

  10. Wolfgang
    Am 4. Dezember 2019 um 13:21

    Ich z.b. arbeite mehr im Unternehmen mit und fahre nur im Umkreis von 30 km. Oft fahre ich drei Tage am Stück gar nicht. Der Lkw steht dann. Wie ist denn das mit dem Lesegerät zuhandhaben?

    • Ted
      Am 24. April 2023 um 21:29

      Mann muss jeden Tag auf der Karte eintragen, oder Ausdrucke machen für jeden Tag weil das ist nur 30km Umkreis Mann darf ohne Karte fahren aber muss trotzdem Pausen machen nach 6std 30min glaube ich und dann kann noch weitere 6 std arbeiten aber dann ist schön Feierabend.
      Aber grundsätzlich jeden Tag muss Manuel eingetragen werden auch wann nur 1 Tag gefahren ist :)

  11. Philipp
    Am 12. November 2019 um 9:36

    Die Antwort das die Fahrerkarte nur für den gewerblichen Gütertransport vorgeschrieben ist, ist falsch! Erschreckend hier sowas zu lesen.
    Die 561/ 2006 spricht nicht von gewerblicher Güterbeförderung, sondern von Fahrzeugen über 3,5t die zur Güterbeförderung vorgesehen sind!

    In der Fahrpersonalverordnung §18 steht die Ausnahme für Fahrten mit einem LKW bis zu einer zgm von 7,5 t wenn diese privat ist.

  12. Tobias
    Am 20. Oktober 2019 um 18:37

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    darf ich mit einem Sprinter (unter 3,5 t) Fahrten (10 bis 100 km) im out of scope durchführen.
    Ich habe keine Fahrerkarte der Sprinter hat aber einen digitalen Tachographen.

  13. Goran
    Am 20. Oktober 2019 um 0:10

    Hallo, ich fahre pkw farzeuge Kia Sorento mit blindanhaner fur 2 Autos, ich muss fahre mit tachograph oder nein, Danke

    Mit freundlichen Grüßen
    Goran

  14. Eberhard
    Am 11. September 2019 um 13:51

    Darf ich einen LKW ohne das ich im Besitz einer Fahrkarte fahren ? wenn ja ,wie erfolgt der Nachweis über Lenk-u. Ruhezeiten ?

    Mit freundlichen Grüßen
    Eberhard

    • bussgeldkatalog.org
      Am 11. September 2019 um 15:12

      Hallo Eberhard,
      eine Fahrerkarte ist grundsätzlich nur für den gewerblichen Transport vorgeschrieben. Führen Sie einen solchen mit einem Lkw, der über einen digitalen Tachographen verfügt, durch, ist dies in der Regel nur mit Fahrerkarte zulässig.

      Die Redaktion von bussgeldkatalog.org

Verfassen Sie einen neuen Kommentar