Kaum wärmen im Frühling die ersten Sonnenstrahlen den Asphalt der Landstraßen, werden die Motorräder aus ihrem langen Winterschlaf geweckt und die Biker machen die Straßen endlich wieder unsicher.
Leider im gelegentlich wahrsten Sinne des Wortes. Denn nach der langen Winterpause überschätzen sich viele Motorradfahrer, so dass es während der ersten warmen Frühlingstage häufig zu Unfällen mit den Zweirädern kommt.
Und auch während der weiteren Motorradsaison sind die Unfallzahlen hoch.
Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit in einen solchen Unfall verwickelt zu werden. Es ist daher von Vorteil, einige Regeln zu kennen, wie man sich bei einem Motorradunfall verhält.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Motorradunfall
Wie kann ich mich vor schweren Verletzungen schützen?
Aufgrund der Helmpflicht sind Kopfverletzungen eher selten. Unterschätzen Sie aber auch nicht den Schutz, den eine gute Motorradkleidung bietet (z. B. Rückenprotektor).
Was sind die häufigsten Unfallursachen bei Motorradfahrern?
Autofahrer können oft die Geschwindigkeit herannahender Motorräder nicht einschätzen. Außerdem Motorradfahrer weniger gut geschützt (keine Knautschzone).
Wie verhalte ich mich bei einem Motorradunfall?
Befolgen Sie die üblichen Schritte bei einem Verkehrsunfall (z. B. Absichern der Unfallstelle, Erste Hilfe etc.). Vorsicht ist geboten, wenn Sie im Rahmen der Ersten Hilfe den Motorradhelm abnehmen müssen, da gefährliche Verletzungen im Halswirbelbereich nicht auszuschließen sind.
Spezifische Ratgeber zu Verkehrsunfällen nach Fahrzeug & Art der Verkehrsbeteiligung
Rund vier Millionen Motorräder sind auf Deutschlands Straßen unterwegs
Ein Motorrad ist für viele Menschen weit mehr als nur ein einfaches Fortbewegungsmittel. Es ist ein Symbol von Freiheit und Abenteuer, von sportlicher Dynamik und Jugendlichkeit. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Anzahl der Motorräder in der Bevölkerung stetig zunimmt. Dem ADAC zufolge sind derzeit mehr als vier Millionen Bikes aller Art auf den Straßen der Bundesrepublik unterwegs, doppelt so viele wie 1990. In den vergangenen Jahren war auch im Altersdurchschnitt der Motorradfahrer ein bemerkenswerter Trend der Biker zu erkennen. So steigt der Altersdurchschnitt der Biker seit einiger Zeit deutlich an. Heute lassen sich zahlreiche Frauen und Männer mittleren Alters auf den Maschinen finden.
Im Gegensatz zum Helm ist Schutzkleidung bei Motorradfahrern keine Pflicht. Doch wie sieht es aus, wenn ein Motorradfahrer einen Unfall erleidet und schwere Verletzungen davonträgt, weil er keine Schutzkleidung trug? Hier erfahren Sie alles zur Haftungsfrage beim Motorradunfall ohne Schutzkleidung. » Weiterlesen...
2014: Erstmals gestiegene Unfallzahlen
Dass die Anzahl der Motorradfahrer mittleren Alters in den vergangenen Jahren anstieg, kann die Ursache für einen erfreulichen Trend in der Verkehrsstatistik sein, da Menschen mit zunehmendem Alter vorsichtiger fahren. Die Zahlen sowohl für Auto- als auch für Motorradunfälle waren Jahr für Jahr rückläufig.
2014 übertraf die Zahl der Unfälle allerdings erneut die Anzahl im Vorjahreszeitraum. Der Polizei zufolge wurden mehr als 45.000 Unfälle mit Zweirädern gezählt, in denen Personen zu Schaden kamen – ein Anstieg um rund 4.000. Das Statistische Bundesamt zählte 675 Motorradunfälle mit tödlichem Ausgang. Die Folgen eines Unfalls mit Motorradfahrern sind vielfältig. Der ADAC ermittelte für das Jahr 2013, dass bei einem Unfall mit Motorradfahrern
5,7 Prozent leicht verletzt wurden,
14 Prozent schwer verletzt
Und 17 Prozent der Motorradfahrer beim Unfall getötet wurden
Viermal höheres Risiko für einen Verkehrsunfall mit Motorradfahrer
Das Risiko, mit dem Motorrad in einen Unfall verwickelt zu werden, ist zudem knapp viermal höher als in einem Auto, hat der Automobilclub ADAC ermittelt. Sehr häufig ist die bereits erwähnte Selbstüberschätzung der Motorradfahrer die Ursache für einen Crash mit dem Bike. Vor allem Fahranfänger und Wiedereinsteiger nach dem Winter können die Gefahren oftmals nicht richtig einschätzen, die ein Motorrad mit sich bringt.
Eine weitere Ursache für Unfälle ist die Motorisierung der Motorräder. Die Hersteller fechten seit einigen Jahren einen Kampf um die höchste PS-Zahl aus, so dass derzeit Serienmaschinen angeboten werden, deren Leistung jeglicher Vernunft entbehrt. Denn eine Leistung jenseits der 250 PS ist von kaum einem Motorradfahrer zu beherrschen.
Falsche Einschätzung der Geschwindigkeit beim Motorradunfall
Verletzungen entstehen oft, weil die Autofahrer die Geschwindigkeit der herannahenden Motorradfahrer oftmals als zu gering einschätzen und ihnen die Vorfahrt nehmen. Und ein Unfall mit einem Motorrad kann schnell fatal enden. Denn im Gegensatz zum Automobil verfügt ein Motorrad nicht über eine Knautschzone, welche die Energie bei einem Aufprall aufnehmen kann. Der Motorradfahrer bekommt nahezu die volle Energie zu spüren, die sich bei einem Aufprall entwickelt. Je nach Geschwindigkeit, Bike und passiver Sicherheitsausrüstung wie Helm und Kleidung können die Folgen unterschiedlich sein bei einem Motorradunfall.
Schutzkleidung als passives Sicherheitselement
Verletzungen, die als glimpflich angesehen werden können, sind Hautabschürfungen. Diese können mit einer geeigneten Schutzausrüstung wie einer Vollschutzkombi vermieden werden, da spezielle Motorradkleidung anders als Alltagskleidung sehr reißfest ist und bei einem Motorradunfall auch eine längere Rutschpartie über den Asphalt aushält. Zudem sind diese Vollschutzkombis gepolstert, so dass sie einiges von der Energie aufnehmen kann, die bei einem Unfall mit Motorrad entsteht. Allerdings verzichten viele Fahrer besonders im sommerlichen Stadtverkehr auf die Schutzausrüstung, wie beispielsweise einen Rückenprotektor, so dass der ohnehin geringe passive Schutz kaum vorhanden ist auf dem Motorrad. Ein Unfall, der mit Schutzkleidung glimpflich ausgehen würde, kann so schnell zum Desaster werden. Ob eine Motorradkleidung im Straßenverkehr Pflicht ist, erfahren Sie in diesem Video:
Sie sind auf der Suche nach geeigneter Motorrad-Schutzkleidung? Finden Sie in unserer Vergleichskategorie hilfreiche Tipps:
Schwere Kopfverletzungen sind bei einem Motorradunfall typisch
Die typischen Verletzungen, die ein Motorradfahrer erleiden kann, sind allerdings schwerwiegender Natur und führen oftmals dazu, dass ein Motorradunfall tödlich endet. So kommt die Unfallforschung Greifswald zu dem Schluss, dass schwerste Kopfverletzungen sowie Beschädigungen der unteren Extremitäten die häufigsten Brüche und Frakturen darstellen, die durch schwere Motorradunfälle verursacht werden. Zumeist treten diese in Kombinationen auf, da es bei einem Unfall mit Motorrad zumeist zu einem sogenannten Mehrfachanprall kommt, bei dem verschiedene Kollisionen im zeitlichen Ablauf des tödlichen Motorradunfalls stattfinden.
Motorradunfall ohne Helm: Mitschuld des Bikers
Das menschliche Gehirn verspürt mangels entsprechender Rezeptoren keine Schmerzen. Operationen am Gehirn sind daher schmerzfrei. Dennoch ist es Allgemeinwissen, dass Verletzungen hier lebensgefährliche Ausmaße annehmen können.
Eine Missachtung der Helmpflicht kann daher als Fahrlässigkeit, also als Sorgfaltspflichtverletzung, gewertet werden. Folglich führt ein Motorradunfall ohne Helm in der Regel dazu, dass diese Pflichtverletzung dem betreffenden Biker alsMitverschulden gemäß § 254 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) angelastet wird, und zwar auch dann, wenn er das Schadensereignis selbst nicht verursacht hat.
Das hat wiederum Folgen hinsichtlich der Schmerzensgeldansprüche beim Motorradunfall, die der Verunfallte im Nachgang geltend machen möchte. Eine Teilhaftung kann nämlich zu einer erheblichen Reduzierung der Entschädigungssumme durch die gegnerische Versicherung führen.
Die Schadensersatzansprüche können auch dann gekürzt werden, wenn der Fahrer vom Motorrad zwar einen Helm trug, dieser aber nicht als gesetzlich geeignet zu charakterisieren war. Ein Arbeits-, Feuerwehr- oder Militärhelm genügt zur Erfüllung der Helmpflicht nicht aus.
Grundsätzlich gilt: Bei einem Motorradunfall ohne Helm ist davon auszugehen, dass der Biker sein wohlverstandenes Interesse, also seinen Eigenschutz, schuldhaft außer Acht lässt. Dies hat auch bei einem unverschuldeten Crash Folgen für die Höhe der zu zahlenden Entschädigung.
Multiple Brüche und Frakturen beim Unfall mit Motorrad sind keine Seltenheit
So kollidiert bei einem Verkehrsunfall mit Motorrad der Kopf des Fahrers zumeist mit dem Auto, etwa an der B-Säule oder der Motorhaube, die unteren Extremitäten werden bei einem frontalen Unfall mit Motorradfahrer beispielsweise vom Lenker des Motorrads in Mitleidenschaft gezogen, bevor ein harter Aufprall des Fahrers auf die Straße folgt. So sind in der Regel bei einem Motorradunfall die Brüche und Frakturen multipler Natur, die Fahrer sind mindestens schwer verletzt.
Verhalten nach einem Verkehrsunfall mit Motorrad
Nach einem Motorradunfall ist es eine Herausforderung, besonnen und richtig zu reagieren. Vor allem nach schweren Motorradunfällen haben alle Beteiligten nicht selten einen Schock erlitten, der ein ruhiges Handeln erschwert. Zunächst steht die Frage im Raum, ob die Polizei gerufen werden muss oder nicht. Wurde beim Unfall das Motorrad nicht oder kaum beschädigt und liegt kein Personenschaden vor, kann auf die Beamten verzichtet werden. Allerdings ist es ratsam, den Unfall genau zu dokumentieren.
Von der Annahme von Handgeldern oder dem Unterschreiben einer Schuldanerkennung wird abgeraten.
Bei schweren Motorradunfällen immer die Polizei rufen
Anders sieht es allerdings bei schweren Motorradunfällen aus. Wurde bei einem Motorradunfall der Fahrer verletzt, sollten die Beamten in jedem Falle alarmiert werden, vor allem, wenn ein Motorradunfall tödlich endet. In jedem Falle ist es auch angeraten, einen Arzt aufzusuchen, um etwaige Brüche und Frakturen zu dokumentieren, auch wenn die Tour nicht im Krankenwagen beendet wird.
Ersthelfer am Unfallort sollten wissen, wie sie nach dem Motorradunfall mit dem Verletzten umgehen. Vor allem die Frage, ob der Helm abgenommen werden soll, ist wichtig. Ist keine Atmung oder kein Puls feststellbar, sollte der Helm mit aller Vorsicht entfernt werden, wobei besser zwei Ersthelfer zum Einsatz kommen, von denen einer den Hals des Verletzten stützt. Wenn der Verletzte atmet, ein Puls spürbar oder er gar bei Bewusstsein ist, sollte der Helm aufbleiben. In dem Fall ist es besser, auf den Notarzt zu warten, um nicht zu riskieren, dass eventuelle Halsverletzungen verschlimmert werden.
Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.
auf welche Ausgangswerte beziehen sich denn die Prozentangaben im Abschnitt “2014: Erstmals gestiegene Unfallzahlen”?
Wenn ich ihren Wert von 17% mit tödlichem Ausgang auf 45000 Unfälle rechne, komme ich auf 7650 tote Motorradfahrer – Sie sprechen aber von 675 mit tödlichem Ausgang.
Und überhaupt: Müssten Sie bei den Prozentwerten nicht unterm Strich auf 100% kommen?
Abgebildet sind nur 36,7%. Was ist mit dem Rest von 63,3% der Unfallopfer? Keine Verletzungen?
es handelt sich um zwei unterschiedliche statistische Erfassungen aus den Jahren 2014 (polizeiliche Unfallstatistik) und 2013 (vom ADAC). Bei den übrigen 63 Prozent handelt es sich um Unfälle ohne Personenschaden.
Guten Tag,
auf welche Ausgangswerte beziehen sich denn die Prozentangaben im Abschnitt “2014: Erstmals gestiegene Unfallzahlen”?
Wenn ich ihren Wert von 17% mit tödlichem Ausgang auf 45000 Unfälle rechne, komme ich auf 7650 tote Motorradfahrer – Sie sprechen aber von 675 mit tödlichem Ausgang.
Und überhaupt: Müssten Sie bei den Prozentwerten nicht unterm Strich auf 100% kommen?
Abgebildet sind nur 36,7%. Was ist mit dem Rest von 63,3% der Unfallopfer? Keine Verletzungen?
Mit freundlichen Grüßen
F.Friedrich
Hallo Friedrich,
es handelt sich um zwei unterschiedliche statistische Erfassungen aus den Jahren 2014 (polizeiliche Unfallstatistik) und 2013 (vom ADAC). Bei den übrigen 63 Prozent handelt es sich um Unfälle ohne Personenschaden.
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