Neuwagen einfahren: Tipps für Motor, Reifen, Bremsen und Stoßdämpfer
Letzte Aktualisierung am: 20. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Muss man neue Autos überhaupt noch einfahren?
Das Warten hat ein Ende: Ihr neuer Wagen wurde vom Hersteller produziert und wartet nun darauf, Sie von A nach B zu bringen. Ein Neufahrzeug ist nicht ganz billig, weshalb natürlich der Wunsch besteht, dass es lange Zeit optimal läuft. Nichts ist ärgerlicher als ein Neuwagen, der bereits nach wenigen Kilometern Mängel aufweist. Um diesen vorzubeugen, müssen Neubesitzer ihren PKW richtig einfahren, oder nicht?
Noch immer hält sich dieser Mythos. Doch was ist dran? Muss ein Neuwagen noch eingefahren werden? Tatsächlich galt noch bis vor einigen Jahren, dass ein neuer Pkw besondere Zuwendung bedarf, um seinem Besitzer lange Zeit Freude zu bereiten. Wer sein Fahrzeug nicht richtig eingefahren hatte, riskierte eine kürzere Lebensdauer des Motors und einen verfrühten Verschleiß. Die Frage „Wie fahre ich einen Neuwagen richtig ein?“ hatte also durchaus eine gewisse Berechtigung.
Doch wie ist das heute zu bewerten? Die Fertigungstechniken haben sich in den letzten Jahren enorm verbessert. Die einzelnen Bauteile werden immer präziser produziert. In den Handbüchern von Neufahrzeugen wird das Kapitel zum Einfahren nur noch kurz abgehandelt oder sogar völlig ausgespart. Ist das Einfahren vom Neuwagen also nicht mehr notwendig? Nicht ganz!
In diesem Ratgeber informieren wir Sie darüber, wie Sie Ihr neues Fahrzeug einfahren können und worauf beim Motor, den Bremsen oder den Stoßdämpfern am Anfang zu achten ist.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Neuwagen einfahren
Haben Sie einen Neuwagen gekauft, ist es sinnvoll diesen einzufahren. Dadurch stellen Sie sicher, dass die Bauteile gut miteinander harmonieren.
Ein paar Tipps haben wir hier zusammengestellt.
Hierzu zählen unter anderem der Motor, die Bremsen, die Reifen und die Stoßdämpfer.
Beim Neuwagen den Motor einfahren
Wenn die frischgebackenen Besitzer ihren Neuwagen einfahren wollen, liegt der Schwerpunkt in der Regel auf dem Motor.
Er ist das Herzstück des Pkw – seine Lebensdauer entscheidet darüber, wie lange das Fahrzeug hält.
Obwohl Neuwagen ab Werk direkt fahrbereit sind und Kraftfahrer einfach drauf los fahren könnten, macht es auch heute noch Sinn, ein neues Auto erst einzufahren.
Wie bei neuen Schuhen, die zunächst eingelaufen werden müssen, verhält es sich also auch beim Pkw. Die Hersteller bieten zwar eine sehr hohe Fertigungsqualität an, aber Unebenheiten an Kolben und Zylinder lassen sich noch immer nicht vollständig vermeiden.
Beide Bauteile müssen sich erst aneinander „gewöhnen“. Dies erfolgt durch Abrieb.
Zu Beginn herrscht im Motor eine höhere Reibung, welche sich erst dann verringert, wenn sich durch die Kolbenbewegungen die verbauten Teile „eingeschliffen“ haben. Danach sind sie perfekt aufeinander abgestimmt. Als Neubesitzer können Sie diesen Prozess des Schleifens durch Ihre Fahrweise beeinflussen und entsprechend für einen optimalen Abrieb sorgen.
Auch heute sollten Sie also einen Neuwagen noch einfahren. Das gelingt, wenn Sie auf den ersten 1.000 Kilometern auf Vollgas verzichten und die Drehzahl in einem moderaten Bereich lassen. Empfohlen wird, maximal mit zwei Drittel der Höchstdrehzahl zu fahren. Wird dagegen das Kfz schon zu Beginn voll ausgefahren, werden die Zylinderoberflächen nicht geglättet, sondern können großflächig abgetragen werden. Der Verschleiß wird dadurch beschleunigt, der Ölverbrauch erhöht und die Lebensdauer vom Motor insgesamt verringert. Auch ein Kolbenklemmer ist ein ernstzunehmendes Risiko.
Drehzahl variieren
Wichtig ist ebenfalls, nicht ausschließlich mit konstanter Drehzahl zu fahren. Leichte Schwankungen sind grundsätzlich erwünscht, damit der neue Pkw verschiedene Lastzustände erfährt. Wenn Sie den Neuwagen einfahren, sollten Sie daher lieber die Landstraße nutzen als Autobahnstrecken, welche mit konstanter Geschwindigkeit befahren werden können. Ein hügeliges und kurviges Terrain sorgt dagegen für die notwendige Varianz.
Beachten Sie, wenn Sie Ihren Neuwagen einfahren, auch folgende Tipps:
- Beginnen Sie im Bereich von 1.000 bis 1.500 Kilometern die Drehzahl Stück für Stück zu erhöhen.
- Erhöhen Sie die Drehzahl immer erst nachdem, der Motor warm gelaufen ist. Das ist nach ca. 5 Kilometern der Fall.
- Lassen Sie den Motor nach dem Start ein paar Sekunden im Leerlauf. Anschließend sollten Sie langsam losfahren und früh bei ca. 2.000 U/min in einen höheren Gang schalten.
Brauche ich spezielles Motoröl, um ein neues Auto richtig einfahren zu können?
Früher wurde für das Einfahren vom Neuwagen ein spezielles Motoröl verwendet. Dieses sorgte in der Einfahrphase für die notwendige Schmierung. Außerdem nahm es die metallischen Partikel des Abschleifprozesses auf, welche mit dem ersten, oft vorzeitigen Ölwechsel den Motor verließen. Ein spezielles Öl ist bei modernen Kfz nicht mehr notwendig. Ein Ölwechsel bei 3.000 Kilometern gilt aber auch weiterhin als empfehlenswert.
In Sachen Reifen: Wie fährt man ein neues Auto richtig ein?
Neue Reifen haben ab Werk noch nicht den optimalen Grip. Ursächlich ist, dass diese in einer Form „gebacken“ werden. Um die Autoreifen besser lösen zu können, wird diese Backform mit einem öligen Silikongemisch benetzt. Auf den Reifen hinterlässt dies eine dünne Schicht, welche sich erst nach ca. 200 bis 300 Kilometern vollständig gelöst hat.
Entsprechend sollten Neubesitzer vorsichtiger in Kurven fahren und auch bei Nässe oder Laub achtsam sein, denn die dünne Silikonschicht erhöht die Rutschgefahr. Wenn Sie Ihren Neuwagen einfahren, ist es also empfehlenswert, dies stets im Hinterkopf zu behalten.
Die Bremsen vom Neufahrzeug einfahren
Auch die Bremsanlage braucht einen gewissen Zeitraum, bis sie ihre volle Bremskraft entfaltet. Frisch ab Werk werden Sie daher das Bremspedal etwas stärker drücken müssen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. In der Phase, in der Sie Ihren Neuwagen einfahren, härtet die Oberfläche der Bremsscheiben noch aus. Jeder Bremsvorgang erhitzt die Scheiben, was den Aushärtungsprozess begünstigt.
Um einer Beschädigung vorzubeugen, sollten Sie zu Beginn Vollbremsungen generell vermeiden. Abruptes Bremsen vor dem vollständigen Aushärten kann den Verschleiß der gesamten Bremsanlage begünstigen, weshalb Sie am Anfang vorausschauend fahren sollten, um behutsam bremsen zu können.
Einfahren von Neuwagen: Stoßdämpfer brauchen ihre Zeit
Wenn Sie Ihren Neuwagen einfahren, geben Sie auch den Stoßdämpfern die notwendige Zeit, sich richtig „einzuspielen“. Bei fabrikneuen Autos sind diese zu Beginn recht stramm verbaut und wirken dadurch etwas steif. Daher haben sie auch noch nicht die federnde bzw. dämpfende Wirkung, die sie nach dem Einfahren entwickeln. Der eigentliche Fahrkomfort stellt sich also erst etwas später ein.
Von schwerer Zuladung oder gar einer Überladung sollten Sie grundsätzlich die Finger lassen. Insbesondere dann, wenn unebene Straßen befahren werden sollen. Schlaglöcher sollten Sie unbedingt meiden. Kommt es zur Überlastung, kann eine noch steife Feder durchaus brechen.
Ein neues Auto einfahren: Weitere Tipps
Für manche Menschen ist es der schönste Duft auf Erden. Er macht sie stolz und lässt die Brust anschwellen. Dennoch ist Neuwagengeruch für viele auch störend. Kunststoffe und Textilien aus chemischen Fasern können durchaus unangenehme Ausdünstungen fabrizieren. Manch einen benebeln die Dämpfe so sehr, sodass die Reaktionszeit verlängert und das Reaktionsvermögen eingeschränkt wird. Daher wird das regelmäßige Lüften wärmstens empfohlen. Nach kurzer Zeit ist der unangenehme Geruch verflogen.
Vielleicht sollten Sie das Radio nicht direkt voll aufdrehen, denn beim Einfahren von Ihrem Neuwagen ist es ratsam, auch auf die Geräusche vom Fahrzeug zu achten. Manche Autos werden trotz großer Qualitätssicherung beim Hersteller mangelhaft ausgeliefert. Macht Ihr Neuwagen seltsame Geräusche oder verschluckt sich gar der Motor, könnte ein Defekt vorliegen.
Gibt es beim Einfahren einen Unterschied zwischen Benziner und Diesel?
Spielt der Fahrzeugtyp eine Rolle, wenn Sie ein neues Auto einfahren? Benzin- und Diesel-Fahrzeuge können in dieser Hinsicht grundsätzlich gleich behandelt werden. Achten Sie auf eine schonende Fahrweise, vermeiden Sie zunächst, Vollgas zu geben und bremsen Sie vorsichtig.