Sportwetten in Deutschland: Eine rechtliche Grauzone

News von Sarah K.

Veröffentlichungsdatum: 24. Mai 2019

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Sportwetten bewegen sich in Deutschland aktuell in einer Grauzone.

Sportwetten bewegen sich in Deutschland aktuell in einer Grauzone.

Borussia Dortmund, Hertha BSC, Bayern München – Diese Mannschaften verbindet nicht nur die Zugehörigkeit zur ersten Bundesliga. Die genannten Vereine haben auch Sponsoringverträge mit großen Wettanbietern im Internet. Sportwetten erfreuen sich großer Beliebtheit, immer mehr Anbieter drängen auf den deutschen Markt. Einheitliche Regelungen, die es ermöglichen, Sportwetten legal anzubieten, gibt es nicht. Warum das allerdings für die Wettanbieter kein Hindernis darstellt, lesen Sie in diesem Artikel.

Illegales Glücksspiel: Mögliche Sanktionen

Die Sanktionen beim illegalem Glücksspiel reichen von Bußgeldern bis hin zu hohen Geldstrafen und sogar Freiheitsstrafen. Welche Verstöße welche Konsequenz nach sich ziehen können, erfahren Sie in der nachstehenden Tabelle.

VerstoßSanktion
Minderjährigen die Teilnahme an einem Glücksspiel ermöglichtBußgeld bis zu 50.000 Euro
Ohne Konzession Sportwetten vermitteltDie Höhe des Bußgeldes wird von den Bundesländern individuell festgelegt
Unerlaubte Veranstaltung eines GlücksspielsFreiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe
Beteiligung am unerlaubten GlücksspielFreiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder Geldstrafe

Das Problem mit der Lizenz für Sportwettenanbieter

Mittlerweile wurde die 3. Änderung zum Glückspielstaatsvertrag in Deutschland beschlossen.

Mittlerweile wurde die 3. Änderung zum Glückspielstaatsvertrag in Deutschland beschlossen.

Der Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland (auch Glücksspielstaatsvertrag oder GlüStV) wurde zwischen allen 16 deutschen Bundesländern beschlossen und trat schließlich zum 1.1.2008 in Kraft. Ziel des Staatsvertrages ist es unter anderem, Glücksspiel und Wettsucht zu verhindern, sowie den Jugend- und Spielerschutz zu gewährleisten.

In Bezug auf Sportwetten sah die ursprüngliche Fassung ein uneingeschränktes Glücksspielmonopol des staatlichen Sportwettenanbieters Oddset vor. Am 8. September 2010 entschied der Europäische Gerichtshof allerdings, dass diese Monopolstellung gegen europäisches Recht verstößt. Der Weg für private Wettanbieter auf den deutschen Markt war damit frei.

Im Dezember 2011 unterzeichneten alle Bundesländer, außer Schleswig-Holstein, einen Glücksspieländerungsstaatsvertrag, welcher zum 1. Juli 2002 in Kraft getreten ist. Dieser sah vor, dass auf dem Sportwettenmarkt nunmehr auch private Anbieter zugelassen werden sollten.

Zu diesem Zweck wurde ein Vergabeverfahren eingeführt, durch welches 20 Konzessionen für Wettanbieter vorgesehen waren. 2015 wurde dieses Verfahren wieder gestoppt. Somit gilt aktuell immer noch das europäische Recht, sodass Wettanbieter mit einer europäischen Lizenz in Deutschland Sportwetten online anbieten dürfen ohne strafrechtliche Konsequenzen oder ähnliches befürchten zu müssen.

Interessant: Schleswig-Holstein beschloss zum 11.9.2011 ein eigenes „Gesetz zur Neuordnung des Glücksspiels“. Dieses gestattete privaten Sportwettenanbietern sowie Online-Casinos vom Bundesland eine Lizenz für fünf Jahre zu erwerben. Nach einer Neubildung der Regierung durch SPD, Grüne und SSW wurde im Januar 2013 diese Sonderregelung beendet.

Dritter Glücksspieländerungsvertrag im März 2019 beschlossen

Am 21. März 2019 wurde auf der Ministerpräsidentenkonferenz ein dritter Glücksspieländerungsvertrag beschlossen. Die konkreten Inhalte sind bis dato nicht bekannt, allerdings ist bereits durchgesickert, dass ab Januar 2020 Genehmigungen an alle Anbieter für Sportwetten, die sich an die Regeln des Spieler- und Jugendschutzes halten, erteilt werden sollen.

Es bleibt abzuwarten, inwiefern nun eine Regelung in Deutschland geschaffen wird, die nicht gegen die europäischen Vorgaben verstößt und etwas mehr Rechtssicherheit in den Raum der Sportwetten bringt.

Jugendliche müssen vor dem Zugang zum Glücksspiel geschützt werden

Allerdings sind auch Anbieter von Sportwetten, die aufgrund der Vorgabe des Europäischen Gerichtshofs in Deutschland agieren können, an deutsche Gesetze gebunden. Bezogen auf das Glücksspiel spielt vor allem § 6 Absatz 2 Jugendschutzgesetz (JuSchG) eine wichtige Rolle:

Die Teilnahme an Spielen mit Gewinnmöglichkeit in der Öffentlichkeit darf Kindern und Jugendlichen nur auf Volksfesten, Schützenfesten, Jahrmärkten, Spezialmärkten oder ähnlichen Veranstaltungen und nur unter der Voraussetzung gestattet werden, dass der Gewinn in Waren von geringem Wert besteht.

Minderjährigen ist es somit untersagt, Sportwetten jeglicher Art abzuschließen. Der jeweilige Wettanbieter muss also darauf achten, dass auch Online-Angebote nur von Personen wahrgenommen werden, die das 18. Lebensjahr bereits vollendet haben.

Übrigens: Erzielen Minderjährige mit einer Sportwette einen großen Gewinn, ist der Wettanbieter nicht verpflichtet, diesen auszuzahlen. Allerdings droht dem Buchmacher ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro für einen Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz.

So können Sie unseriöse Anbieter von Sportwetten erkennen

Unseriöse Sportwettenanbieter: Bei extrem hohen Gewinnquoten sollten Sie stutzig werden.

Unseriöse Sportwettenanbieter: Bei extrem hohen Gewinnquoten sollten Sie stutzig werden.

Zwar droht einem Verbraucher kein Bußgeld, wenn er bei einem unseriösen Anbieter eine Sportwette abschließt, allerdings kann es hier schnell dazu kommen, dass dem Betroffenen keine Gewinne ausgezahlt werden.

Unseriöse Wettanbieter verfügen nicht über die deutsche Wettlizenz. Diese besitzen seriöse Anbieter, wie beispielsweise die Marken betway, bwin, tipico oder bet-at-home. Doch wie genau sollen Nutzer erkennen, wann es sich um einen unseriösen Anbieter für Sportwetten handelt?

Zunächst sollten Sie den Internetauftritt genau betrachten. Lizensierte Anbieter weisen einige Merkmale auf, die bei unseriösen Angeboten nicht zu finden sind. Dabei kann es sich zum Beispiel auf einen Hinweis zur Suchtprävention handeln.

Zudem verfügen die seriösen Buchmacher über einen Kundenservice, der häufig nicht nur per E-Mail oder Chat, sondern auch telefonisch erreichbar ist. Gemäß Jugendschutzgesetz müssen die Anbieter zudem verhindern, dass Minderjährige Sportwetten abschließen können.

Daher ist in aller Regel eine Verifizierung der Identität vonnöten. Bei der Anmeldung müssen Sie daher eine Kopie des Personalausweises sowie einen Kontoauszug oder eine entsprechende Rechnung, aus welcher Ihre Adresse ersichtlich wird, per E-Mail an den jeweiligen Wettanbieter senden (die übrigen Informationen, wie beispielsweise der Kontostand, können selbstverständlich geschwärzt werden).

Ist keinerlei Identifizierung vonnöten, sollten Sie stutzig werden. Weitere Merkmale eines unseriösen Anbieters können utopisch hohe Quoten oder eine Beschränkung auf nur ein oder zwei Möglichkeiten zur Einzahlung sein.

Zusammenfassung: Seriöse und unseriöse Sportwettenanbieter erkennen

Seriöse SportwettenanbieterUnseriöse Sportwettenanbieter
Haben eine deutsche WettlizenzHaben keine deutsche Wettlizenz
Prüfen Identität und Alter durch Personalausweis, Kontoauszug oder RechnungPrüfen Identität und Alter nicht
Geben Hinweise zur SuchtpräventionVersprechen hohe Gewinnquoten
Verfügen über einen Kundenservice (E-Mail, Chat und Telefon)Bieten nur sehr wenig Einzahlungsmöglichkeiten an
Verhindern das Minderjährige Sportwetten abschließenZahlen Gewinne häufig nicht aus

Über den Autor

Sarah
Sarah K.

Sarah absolvierte ein Journalismus-Studium an der DEKRA Hochschule für Medien in Berlin mit dem Schwerpunkt "Onlinejournalismus" und ist seit 2016 Teil unseres Teams. Sie schreibt Texte zu unterschiedlichsten Fragestellungen im Bereich Verkehrsrecht und ist insbesondere für den Newsbereich zuständig.

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1 Kommentar

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  1. NIKOLAI M
    Am 5. November 2020 um 10:46

    bitte Bußgeldkatalog per pdf zuschicken. danke

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