Privatgutachten: Wann ist dieses sinnvoll?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 22. August 2024

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Sollten Sie einen Privatgutachter bestellen?

Sie sollten ein Privatgutachten erstellen lassen, um vom Unfallverursacher Schadensersatz zu fordern.
Sie sollten ein Privatgutachten erstellen lassen, um vom Unfallverursacher Schadensersatz zu fordern.

Sie können froh sein, wenn es bei einem Unfall nur zu materiellem Schaden kam und keine Personen verletzt wurden. Dennoch würde es Sie viel Geld kosten, wenn Sie die Reparatur Ihres Autos aus eigener Tasche bezahlen müssten. Von daher sollten Sie unbedingt versuchen, von Ihrem Unfallgegner Schadensersatz zu fordern. Dieser steht Ihnen nämlich zu, weil der Verursacher einer Kollision den entstandenen Schaden wiedergutmachen muss.

Als geschädigte Person liegt die Beweislast jedoch bei Ihnen. Von daher müssen Sie beweisen, dass Ihr Unfallgegner die volle Schuld oder zumindest eine Teilschuld an der Kollision hat und wie hoch genau der Schaden ist, welcher an Ihrem Fahrzeug entstand. Dabei kann ein so genannter Privatgutachter für Sie den Schaden beziffern.

Doch welche Vorteile hat ein eigener Privatgutachter in einem Prozess auf Schadensersatz? Und was kann so ein privates Gutachten kosten? Alle Antworten finden Sie in unserem Ratgeber.

FAQ: Privatgutachten

Wann kommt ein Privatgutachten infrage?

Bei Streitigkeiten zur Schuldfrage oder Höhe des Unfallschadens, kann es sein, dass neben dem eigentlich Unfallgutachten noch ein privates Gutachten angefordert wird.

Was kostet ein Privatgutachten?

Die Kosten bemessen sich wie beim normalen Kfz-Gutachten an der Schadenshöhe.

Was steht im Privatgutachten?

Klicken Sie hier, um die Angaben in einem Privatgutachten nachzulesen.

Was ist ein Privatgutachten überhaupt?

Der Begriff “Privatgutachten” bedeutet, dass das Gutachten nicht vom Gericht selbst, sondern von einer der Parteien in Auftrag gegeben wurde, die an dem Unfall beteiligt waren. Von daher wird es auch als Parteigutachten bezeichnet. In § 404 der Zivilprozessordnung (ZPO) finden sich zur Auswahl von geeigneten Gutachtern für den Sachverständigenbeweis folgende Bestimmungen:

(1) Die Auswahl der zuzuziehenden Sachverständigen und die Bestimmung ihrer Anzahl erfolgt durch das Prozessgericht. […]
(2) Vor der Ernennung können die Parteien zur Person des Sachverständigen gehört werden.

Ein Privatgutachter kann bei einem Prozess auf Schadensersatz eine objektive Meinung einbringen.
Ein Privatgutachter kann bei einem Prozess auf Schadensersatz eine objektive Meinung einbringen.

Dies bedeutet, dass die Konfliktparteien ihre Privatgutachter selbst vorschlagen können. Letztendlich entscheidet jedoch das Gericht darüber, welche Sachverständigen es ernennt. Ein Sonderfall liegt vor, wenn beide Parteien sich auf einen Sachverständigen geeinigt haben. In diesem Fall muss das Gericht dieser Einigung Folge leisten (§ 404 Abs. 5 ZPO).

Von einem Privatgutachten wird auch dann gesprochen, wenn die Haftpflichtversicherung Ihres Unfallgegners ein eigenes Kfz-Gutachten von Ihrem Fahrzeug erstellen möchte. Vor solchen Angeboten sollten Sie sich jedoch in Acht nehmen, da hierbei die Gefahr besteht, dass der Sachverständige das Gutachten im Sinne seiner Auftraggeber verfasst. Dabei würde der Schaden niedriger angesetzt als er eigentlich ist, wodurch die Haftpflichtversicherung weniger bezahlen müsste, als Ihnen eigentlich zusteht.

Wenn keine der beiden Parteien eines Unfalls in der Lage ist, einen vertrauenswürdigen Privatgutachter zu beauftragen, kann das Gericht selbst einen bestellen, um den Fall zu klären. Dann spricht man von einem Gerichtsgutachten, welches anstelle von einem Privatgutachten als Beweis vor Gericht dient.

Welche Punkte umfasst ein Privatgutachten?

Die Kosten für ein Privatgutachten werden bei einem reinen Bagatellschaden nicht übernommen.
Die Kosten für ein Privatgutachten werden bei einem reinen Bagatellschaden nicht übernommen.

Das Privatgutachten für einen Unfallwagen sollte im Wesentlichen folgende Aspekte beinhalten:

  • Genaue Beschreibung der Schäden, die bei einem Unfall entstanden sind
  • Beschreibung aller notwendigen Reparaturen für die Unfallinstandsetzung
  • Berechnung aller anfallenden Reparaturkosten
  • Ermittlung von Restwert und Wiederbeschaffungswert, um einzuschätzen, ob eine Reparatur wirtschaftlich sinnvoll wäre

Mit diesen Informationen kann eine Partei dem Gericht gegenüber genau darlegen, welchen Schadensersatz der Verursacher eines Unfalls – beziehungsweise dessen Haftpflichtversicherung – bezahlen muss.

Was kann ein Privatgutachten kosten?

Ein privater Gutachter berechnet den Preis seiner Dienstleistung üblicherweise auf Basis des ermittelten Schadens. Hat der Sachverständige einen hohen Schaden beziffert, so kostet sein Privatgutachten auch mehr. Allerdings sinkt der prozentuale Anteil der Gutachterkosten am festgestellten Schaden, wenn der Schaden höher ausfällt.

In vielen Fällen bewegen sich die Kosten für den Gutachter im dreistelligen Bereich zwischen 200 und 900 Euro. Bei großen Schäden werden jedoch mitunter vierstellige Summen für so ein Privatgutachten fällig. Die Kostenerstattung obliegt dem Verursacher des Unfalls beziehungsweise dessen Haftpflichtversicherung, sofern der Schaden über 750 Euro liegt. Damit sind die Kosten für einen Privatgutachter ein Teil des Schadensersatzes, den die schuldige Partei entrichten muss.

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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