Runderneuerte Reifen: So gut wie neu?
Letzte Aktualisierung am: 6. September 2024
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FAQ: Runderneuerte Reifen
Es handelt sich hierbei um bereits ausgemusterte Reifen, die mit einem neuen Profil versehen wurden. Sie sind preisgünstiger als fabrikneue Reifen, weisen jedoch mitunter eine schlechtere Qualität auf. Trotzdem gelten auch runderneuerte Reifen in der Regel als sicher.
Ja, Winterreifen, die runderneuert wurden, verstoßen nicht gegen die Winterreifenpflicht in Deutschland. Gleiches gilt für runderneuerte Ganzjahresreifen bzw. Allwetterreifen.
Optisch unterscheiden sich runderneuerte Reifen nicht von fabrikneuen. Sie weisen aber üblicherweise eine entsprechende Reifenkennzeichnung auf. Diese ist nicht normiert, weshalb verschiedene Varianten existieren. Mögliche Markierungen sind z. B. „retreaded”, „runderneuert” oder „R”.
Inhaltsverzeichnis:
Reifen runderneuern zu lassen, hat Vor- und Nachteile
Auch die besten Autoreifen nutzen sich ab und spätestens, wenn Ihre Reifen die empfohlene Mindestprofiltiefe unterschreiten, wird es Zeit für einen Austausch. Doch brandneue Reifen können ziemlich teuer sein. Möchten Sie Ihren Geldbeutel schonen, sollten Sie darüber nachdenken, stattdessen runderneuerte Reifen zu kaufen. Das sind Reifen, die bereits ausgemustert und dann mit einem neuen Profil versehen wurden, sodass sie wieder nutzbar sind.
Runderneuerte Reifen bringen folgende Vorteile mit sich:
- Sie sind bedeutend günstiger als fabrikneue Reifen. Unter Umständen können Sie hier bis zu 50 Prozent an Anschaffungskosten sparen.
- Durch das Runderneuern der Reifen wird die Umwelt geschont, da hier erheblich weniger Energie und Erdöl benötigt wird als für die Produktion neuer Reifen.
- Die Haftungseigenschaften runderneuerter Reifen sind in der Regel genauso gut wie die von fabrikneuen.
- Auch in puncto Sicherheit stehen runderneuerte Reifen den fabrikneuen kaum nach.
Es gibt demnach einige Punkte, die für die Anschaffung runderneuerter Reifen sprechen. Sie haben aber auch ein paar Nachteile: Zum einen neigen sie zu einem schnelleren Verschleiß, da eben nur das Profil erneuert wird und nicht der Reifenkorpus. Dieser hat somit schon einige Jahre auf dem Buckel, wenn Sie die Reifen kaufen.
Zum anderen ist beim Erwerb eines ganzen Satzes runderneuerter Reifen nicht gewährleistet, dass deren Unterbau, die sogenannte Karkasse, identisch ist. Stammen die Karkassen der einzelnen Reifen von verschiedenen Herstellern, weisen diese möglicherweise unterschiedliche Brems-, Lenk- und Federungseigenschaften auf, was sich negativ beim Fahren auswirken kann.
Hinweis: Egal, ob Sie fabrikneue oder runderneuerte Reifen kaufen möchten – achten Sie immer darauf, dass diese eine gültige EWG-Zulassung besitzen. Suchen Sie dazu nach dem entsprechenden Prüfzeichen auf Ihrem Reifen: ein eingekreistes „E” mit einer Ziffer (z. B. „E1”). Damit ist gewährleistet, dass die Reifen in Deutschland zugelassen sind und somit die nötigen Sicherheitsstandards erfüllen.
Runderneuerung von Reifen – So funktioniert’s
Egal ob Pkw-, Motorrad-, Traktor- oder Lkw-Reifen – runderneuert werden können sie fast alle. Selbst Flugzeuge besitzen häufig runderneuerte Reifen. Der Prozess dahinter ist jedoch etwas aufwendig.
Zuerst werden die alten Reifen genauestens auf Schäden untersucht. Dies geschieht einerseits durch spezialisierte Fachleute, andererseits kommt auch ein maschinelles Prüfverfahren zum Einsatz, die sogenannte Shearografie. Bei dieser tastet ein Laser die Reifen ab und erkennt selbst kleinste Risse und Löcher. Nur wenn die Karkasse des Reifens keine erheblichen Schäden aufweist, eignet sich der Reifen zur Runderneuerung. Andernfalls wird er aussortiert.
Im nächsten Schritt wird die Karkasse abgehobelt und die Lauffläche des Reifens entfernt. Auch dies geschieht wieder maschinell. Falls die Karkasse oberflächliche Schäden aufweist, können diese in jenem Schritt erkannt und oftmals auch repariert werden. Somit findet auch in diesem Teil des Prozesses eine Qualitätsprüfung statt.
Als nächstes erfolgt das Belegen, also das Aufbringen der neuen Lauffläche. Dafür gibt es zwei unterschiedliche Verfahren:
- Bei der Heißerneuerung wird eine unvulkanisierte Gummimischung auf die Karkasse gebracht. Anschließend kommt die Karkasse in eine Heizform, die das gewünschte Profil besitzt, und wird bei etwa 165 °C vulkanisiert. Der neue Laufstreifen wird praktisch auf der Karkasse „in Form gebacken” und gleichzeitig mit dieser verbunden.
- Alternativ dazu gibt es die Kalterneuerung. Hier ist der Laufstreifen schon vorvulkanisiert und besitzt bereits das gewünschte Profil. Bei diesem Verfahren wird zunächst eine unvulkanisierte Bindegummmischung auf die Karkasse aufgetragen und direkt danach der Laufstreifen. Anschließend wird der Reifen bei ca. 110 °C vulkanisiert, um die einzelnen Bestandteile miteinander zu verbinden.
Zum Abschluss wird der runderneuerte Reifen einer letzten Inspektion unterzogen, um sicherzugehen, dass er allen Qualitätsstandards genügt.
So erkennen Sie runderneuerte Reifen
Auf den ersten Blick ist es unmöglich, runderneuerte Reifen von fabrikneuen zu unterscheiden. Woher wissen Sie also, ob sich unter dem schicken, neuen Laufstreifen ein alter Reifenkorpus verbirgt? Möglich macht es die Reifenkennzeichnung. Runderneuerte Reifen weisen in der Regel eine entsprechende Markierung auf, für die es jedoch keine einheitliche Normierung gibt. Üblich sind folgende Kennzeichnungen:
- „runderneuert”
- „retread”
- „retreaded”
- „R”