Sachverständigenbeweis: Wann wird dieser eingeholt?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wie ein Sachverständiger einem Prozess die entscheidende Wendung geben kann

Ein Sachverständigenbeweis kann dem Prozess die entscheidende Wendung bringen.
Ein Sachverständigenbeweis kann dem Prozess die entscheidende Wendung bringen.

Es ist schnell passiert: Sie haben im Straßenverkehr einen Unfall gebaut und bei der Schadensregulierung hat Ihr Unfallgegner Sie nun auf einen hohen Schadensersatz verklagt. Und auf einmal stecken Sie bis zum Hals in einem Zivilprozess, den Sie unbedingt gewinnen möchten.

Das Gerichtsverfahren zieht sich hin, weil Ihre Aussage gegen die Aussage des Unfallpartners steht und die wenigen vernommenen Zeugen dem Prozess keine entscheidende Wendung geben konnten.

Doch es gibt eine Möglichkeit, die Meinung eines unabhängigen Experten in den Prozess zu bringen. Ein Sachverständigenbeweis, der besonders aussagekräftig ist, kann dazu führen, dass der Prozess schneller endet als Sie das im Moment für möglich halten. Doch wer kann einen solchen Beweis vorbringen, und wie wird er erhoben?

FAQ: Sachverständigenbeweis

Was ist ein Sachverständigenbeweis?

So ein Gutachten wird von einem Sachverständigen erstellt, der sich in einem bestimmten Bereich besonders gut auskennt. Bei Fällen im Straßenverkehr kann das etwa die Wirkung von Alkohol oder Drogen auf den Körper und damit die Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit sein.

Wann wird so ein Beweis eingeholt?

In einem Streitfall kann die Meinung eines Experten von großer Bedeutung sein. Denn Richter sind zwar in rechtlichen Themengebieten bewandert, oftmals sind aber ganz spezielle Kenntnisse gefragt, mit denen ein Sachverständiger dienen kann. Ein Sachverständigenbeweis kann einen Prozess u. U. entscheiden.

Welchen Pflichten unterliegt der Gutachter?

Ein Sachverständiger muss ein unabhängiges Gutachten erstellen, dessen Untersuchungen den Anforderungen des Gerichts entsprechen. Die Richter können also festlegen, was der Sachverständige genau untersuchen soll.

Wer kann einen Sachverständigenbeweis vorbringen?

Ein solcher Beweis kann von einem Sachverständigen erbracht werden, der sich mit einem bestimmten Gebiet besonders gut auskennt. Er füllt damit eine Lücke, da Richter in erster Linie Rechtsexperten sind und deshalb oft nicht genug Ahnung von sachlichen Aspekten haben, die ein großes Spezialwissen erfordern.

Typische Expertengebiete von Sachverständigen bei verkehrsbezogenen Prozessen sind:

  • Alkohol- und Drogenkonsum
  • Bewertung von Kraftfahrzeugschäden
  • Biomechanik
  • Kraftfahrzeugprüfwesen
  • Psychologie
  • Unfallrekonstruktionen
  • Unfalluntersuchungen
  • Verkehrsmesstechnik

Gemäß Zivilprozessordnung (ZPO) § 404 Abs. 1 wählt das jeweilige Gericht, bei dem der Prozess läuft, geeignete Sachverständige aus. Dabei ist es nicht auf eine einzelne Person beschränkt, sondern kann auch mehrere bestimmen. Das Gericht darf aber auch beide Parteien dazu auffordern, Personen zu nennen, die deren Meinung nach einen geeigneten Sachverständigenbeweis vorbringen können. Wenn sich beide Parteien auf einen Sachverständigen geeinigt haben, so muss das Gericht diesem den Vorrang geben.

Für manche Fachgebiete gibt es Sachverständige, die öffentlich bestellt werden, was bei Verkehrsprozessen vor allem beim Kraftfahrzeugprüfwesen der Fall ist. Diese Personen muss das Gericht bei der Auswahl seiner Sachverständigen bevorzugen.

Wie wird ein Sachverständigenbeweis erbracht?

Ein Sachverständigenbeweis trägt oft entscheidend zum Urteil bei.
Ein Sachverständigenbeweis trägt oft entscheidend zum Urteil bei.

Will ein Gericht einen Sachverständigenbeweis berücksichtigen, so muss es getreu der ZPO erst einen Beweisbeschluss erlassen, was sowohl während als auch schon vor dem Verfahren sein darf. In diesem Dokument steht, zu welcher streitigen Tatsache der Beweis zu erheben ist. Außerdem beinhaltet der Beweisbeschluss, wer Sachverständiger wird.

Nun macht sich der Sachverständige daran, ein unabhängiges Gutachten zu der streitigen Tatsache zu erstellen, wobei er jedoch an Weisungen des Gerichts gebunden ist. So kann das Gericht die Umstände, die der Experte untersuchen soll, weiter präzisieren. Ein Sachverständiger ist gemäß ZPO nicht befugt, den Beweis an eine andere Person zu übertragen. Falls er weitere Personen als Zuarbeiter hinzuzieht, hat er diese namentlich zu nennen.

Laut ZPO erstellt der Sachverständige zum Abschluss seiner Untersuchungen ein Sachverständigengutachten, dessen Inhalt vor Gericht vorgetragen wird. Der Richter ist aber keinesfalls an Sachverständigengutachten gebunden, wenn er das Urteil im vorliegenden Fall entwickelt.

Der Sachverständigenbeweis steht in der ZPO in einer Reihe von verschiedenen Beweisträgern, wozu auch der Beweis durch Augenschein gehört sowie der Zeugenbeweis. Aufgabe des Richters ist es nun, sämtliche Beweise zu berücksichtigen und sich auf dieser Basis für ein gerechtes Urteil zu entscheiden. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass ein Sachverständigenbeweis vor Gericht häufig ein großes Gewicht hat.

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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