Schmerzensgeld bei einem Motorradunfall: Besteht ein Anspruch?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 20. August 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Schmerzensgeldtabelle: Wichtige Urteile zum Motorradunfall

Un­fall / Ver­letz­ungBe­tragGe­richt / Ent­schei­dung
lebensge­fährliche Leber­schäden200.000 €OLG Bamberg (Az. 5 U 218/05)
Genital­verletzungen (mit dauerhaften Folge­schmerzen), Prel­lungen an Becken und Wir­belsäule25.000 €OLG Naumburg (Az. „ U 100/13)
diverse Knochen­frakturen, Brustkorb­prellung, Schädelhirn­trauma20.000 €OLG Hamm (Az. 9 U 17/13)
Schultergelenks­sprengung5.500 €OLG Schleswig-Holstein (Az. 7 U 15/12)
Mittelhand­fraktur, Rippen­bruch und Hüftgelenks­prellung3.000 €OLG Koblenz (Az. 12 U 1529/09)

Motorradunfall – Ein Schmerzensgeld-Fundus

Ein Motorradunfall kann Schmerzensgeld in hohen Summen begründen.
Ein Motorradunfall kann Schmerzensgeld in hohen Summen begründen.

Knapp 30.500 Motorrad- und deren Beifahrer kamen nach einer Statistik des ADAC 2014 bei Unfällen zu Schaden.

Freiheit, Wendigkeit und hohe PS-Zahlen verführen einerseits den einen oder anderen zu riskanten Fahrmanövern. Andererseits begünstigen eben diese Merkmale wiederum, einen Unfall zu verursachen, indem ein solcher Flitzer von einem Pkw oder Lkw übersehen, das Tempo unter- oder die eigenen Fahrkünste überschätzt werden.

Crashs mit dem Motorrad enden oftmals nicht glimpflich und gehen stattdessen aufgrund fehlender Knautschzone mit schweren Verletzungen und starken Schmerzen einher. Laut ADAC gab es 2014 knapp 15 Prozent Schwerverletzte und 17 Prozent der verunfallten Motorradfahrer verstarben gar. Entsprechend hoch ist bei gravierenden Schäden die Summe vom Schmerzensgeld bei einem Motorradunfall.

Gerade, um lebensgefährliche Kopfverletzungen in Folge von einem Unfall zu vermeiden, sind Motorradfahrer verpflichtet, einen Helm zu tragen. Wie wirkt sich aber die Missachtung der Helmpflicht auf die Höhe vom Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall aus? Erhält der Verunfallte die volle Summe? Das und mehr erfahren Sie in dem nachfolgenden Ratgeber.

FAQ: Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall

Steht mir nach einem Motorradunfall Schmerzensgeld zu?

Fügen Ihnen Dritte einen körperlichen oder seelischen Schaden zu, kann dies einen Anspruch auf einen finanziellen Ausgleich rechtfertigen. Ob Sie aber tatsächlich Schmerzensgeld erhalten, muss im Einzelfall geprüft werden.

Wie hoch fällt die Entschädigung aus?

Pauschale Aussagen dazu sind nicht möglich, da bei der Bemessung die Verletzungen sowie individuelle weitere Umstände berücksichtigt werden. Eine grobe Orientierung kann diese Schmerzensgeldtabelle ermöglichen.

Beeinflusst das Fahren ohne Helm mögliche Ansprüche?

Ja, ein Verstoß gegen die Helmpflicht beim Motorrad kann dazu führen, dass dem Biker eine Teilschuld zugesprochen wird.

Schmerzensgeld – Entschädigung per Gesetz

Laut Artikel 2 des Grundgesetzes (GG) hat jeder Mensch das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Neben der Unantastbarkeit der Würde gehört diese Leitlinie zu den fundamentalen Grundrechten deutscher Staatsbürger.

Auf dieser Grundlage beruht § 253 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB), welcher eine Entschädigung für den Fall fremdverschuldeter körperlicher Versehrtheit vorsieht.

Ein sogenannter immaterieller Schaden begründet immer dann eine billige Entschädigung in Geld, wenn Körper, Gesundheit, Freiheit oder sexuelle Selbstbestimmung beeinträchtigt wurden.

Der in diesem Gesetz verankerte Anspruch ist als Schmerzensgeld weitläufig bekannt. Dieses findet jedoch nicht nur bei Wunden oder Brüchen Anwendungen, sondern auch bei psychischen Schmerzen, sodass beispielsweise auch Schmerzensgeld für einen Schockschaden möglich ist.

Höhe vom Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall

Die Höhe vom Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall wird individuell festgelegt.
Die Höhe vom Schmerzensgeld nach einem Motorradunfall wird individuell festgelegt.

Die Höhe des Schmerzensgeldes bemisst sich an den Umständen des Einzelfalls durch richterliches Ermessen. So ist für ein Schleudertrauma in der Regel weniger Geld zu zahlen als für eine Gehirnerschütterung. Doch meist ist nicht nur eine Beeinträchtigung Grundlage der Entschädigung, sondern es liegen Polytraumata, also mehrere Verletzungen, vor, die die Summe in beachtliche Höhen treiben.

Neben der Verletzung selbst, fließen unter anderem auch die Dauer der Heilbehandlung oder eine verursachte Erwerbsunfähigkeit in die Bestimmung des Schmerzensgeldes mit ein.

Für Ottonormalbürger, die nicht Anwalt oder Richter sind, ist daher vorab schwer abschätzbar, welche Höhe das Schmerzensgeld bei einem Unfall mit dem Motorrad annehmen wird.

Als Hilfsmittel dient eine Schmerzensgeldtabelle, die Urteile zu vergangenen Zivilverfahren mit zugesprochenem Schadensersatz auflistet. Anhand vergleichbarer Schäden lässt sich so eingrenzen, wie hoch das Schmerzensgeld beim eigenen Motorradunfall ausfallen könnte.

Sehen Sie oben im Text ein Beispiel einer solchen Schmerzensgeldtabelle, die zeigt, wie viel Schmerzensgeld ein Motorradunfall unter Umständen begründen kann. Bei den dort genannten Beträgen handelt es sich jedoch nicht um verbindliche, sondern um orientierende Werte.

Einfluss der Helmpflicht auf die Entschädigungssumme

In Deutschland existiert eine Helmpflicht für Motorradfahrer. Diese ist in § 21a der Straßenverkehrsordnung (StVO) festgelegt.

Verletzt ein Motorradfahrer diese Schutzpflicht, kann dies die Höhe vom Schmerzensgeld bei einem Motorradunfall nach unten schrauben, weil ihm dann vom Gericht eine Mithaftung von bis zu 30 Prozent zur Last gelegt wird.
Das Schmerzensgeld beim Motorradunfall kann gemindert werden, wenn gegen die Helmpflicht verstoßen wurde.
Das Schmerzensgeld beim Motorradunfall kann gemindert werden, wenn gegen die Helmpflicht verstoßen wurde.

Gut zu wissen: Der ADAC rät dazu, verunfallten Motorradfahrern den Helm abzunehmen, da sonst die Gefahr besteht, dass der Verletzte an seinem Erbrochenen erstickt oder er einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet. Nehmen Sie als Ersthelfer einer verletzten Person den Helm ab und verursachen dadurch weitere Schäden, kann von Ihnen keine Entschädigung verlangt werden. Hier stehen Unfallverursacher und dessen Versicherung in der Pflicht.

Auch mangelnde Schutzbekleidung, die zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber dennoch zum Eigenschutz dringend empfohlen wird, kann unter Umständen die Schadensersatzansprüche mindern.

So entschied das Oberlandesgericht Brandenburg 2005 (12 U 29/09), dass einem Motorradfahrer, der keine angemessene Schutzkleidung trägt und dann in einen unverschuldeten Unfall verwickelt wird, eine gewisse Mitschuld an den Verletzungen zur Last gelegt werden kann.

In diesem Fall wurde dem Kläger der geforderte Betrag von 25.000 Euro auf 14.000 Euro gekürzt. Grund war die Mithaftung, die den Verunfallten traf, da er eine Stoff- anstelle einer speziellen Motorradhose trug.

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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2 Kommentare

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  1. Maggi
    Am 4. Juli 2019 um 7:01

    Motorradunfall 3/2014

    Polytrauma
    Plexusschaden links, Arm gelähmt
    Nasenbeinfraktur linkes Auge verletzt gewesen, steht nach hinten
    Rippenverletzungen, Zwergfellverletzungen
    Kreuzband, Knie zu 1/5 noch da
    Miniskusschaden, Knie instabil
    Rechter Arm muss alles tun, da der linke gelähmt ist, Überlastung, wurde auch schon an der rechten Schulter operiert da die Sehne zu wenig Platz hätte, da ich alles mit rechts mache, eventuell Folgeschäden

    Benötige eine ungefähre Berechnung, da die Versicherung mir ein Angebot gemacht von 65.000 Euro, die ich nicht angemessen finde

    Vielen Dank im Voraus.

    • bussgeldkatalog.org
      Am 4. Juli 2019 um 12:01

      Hallo Maggi,

      wir sind dafür der falsche Ansprechpartner. Wenden Sie sich am besten an einen Anwalt.

      Die Redaktion von bussgeldkatalog.org

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