Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Letzte Aktualisierung am: 10. September 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Schmerzensgeldtabelle zum Thema „Posttraumatische Belastungsstörung”
Unfallfolgen | Höhe des Schmerzensgeldes | Gericht / Jahr |
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Körperliche Verletzungen (u.a. HWS-Trauma des Typs II), dauerhafte Berufsunfähigkeit, chronische Schmerzsymptomatik, Posttraumatisches Belastungssyndrom | 20.451 € | OLG Celle / 2000 (Az. 14 U 277/99) |
Schwerwiegende körperliche Verletzungen (u.a. Oberkieferfraktur, Prellung der Lunge, schweres Schädelhirntrauma), Posttraumatische Belastungsstörung mit chronischen Schlafstörungen und Depressionen | 86.919 € | OLG Celle / 2003 (Az. 14 U 29/03) |
Posttraumatische Belastungsstörung nach einem Verkehrsunfall
Ein Autounfall ist für alle Beteiligten ein einschneidendes Erlebnis – vor allem, wenn nicht nur Schäden am Fahrzeug zu beklagen sind, sondern Personen verletzt werden. Von Januar bis März des Jahres 2016 verunglückten laut dem Statistischen Bundesamt rund 77.000 Menschen bei Verkehrsunfällen – eine alarmierend hohe Zahl.
Es ist weithin bekannt, dass Unfallopfer für erlittene körperliche Schäden und Beeinträchtigungen entschädigt werden. Zum Beispiel kann bei Knochenbrüchen oder einem Schleudertrauma Schmerzensgeld eingefordert werden. Wie verhält es sich jedoch mit den Auswirkungen auf die Psyche, die ein Unfall haben kann?
Oft wird in diesem Zusammenhang von der sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung – kurz PTBS – gesprochen. Wodurch wird diese ausgelöst und welche Symptome zeigen Betroffene? Können Geschädigte Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung nach einem Verkehrsunfall verlangen? Wie hoch kann dieses ausfallen? Diesen und weiteren Fragen wollen wir im folgenden Ratgeber nachgehen.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Es handelt sich dabei um eine psychische Reaktion, die von einem traumatischen Erlebnis ausgelöst werden. Häufig ist sie die Folge von von Vergewaltigung oder anderer Gewaltverbrechen, Kriegserlebnissen oder Naturkatastrophen. Auch einige Unfallopfer erkranken an PTBS.
Im Einzelfall kann ein solcher Anspruch bestehen, wenn der Geschädigte beweisen kann, dass die Belastungsstörung auf den Unfall zurückzuführen ist.
Diese Frage ist immer eine Einzelfallentscheidung. Die Höhe des Schmerzensgeldes hängt von zahlreichen Faktoren ab, etwa Art und Schwere der Erkrankung, Beeinträchtigungen im Alltag etc. pp.
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?
Bevor wir uns mit dem Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung auseinandersetzen können, ist zunächst zu klären, wodurch diese psychische Erkrankung ausgelöst wird und welche Symptome mit ihr einhergehen.
Bei der PTBS handelt es sich um eine psychische Reaktion auf eine schwere traumatische Erfahrung, die außergewöhnlich belastend wirkt. Zu den aufkommenden Emotionen zählen große Angst und Verzweiflung, außerdem fühlt sich die Person hilflos und ausgeliefert. Folgende Situationen können unter anderem eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösen:
- Naturkatastrophen
- Vergewaltigung
- Diagnose einer schweren Erkrankung
- Geiselnahme
- Gewaltverbrechen
Die PTBS muss sich nicht sofort nach dem durchlebten Trauma entwickeln, oftmals können sogar Jahre vergehen, bis die ersten Symptome auftreten. Betroffene fühlen sich meist ständig bedroht, haben deshalb Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen oder sind äußerst reizbar und schreckhaft.
Außerdem können schon einfache Reize – auch “Trigger” genannt – Erinnerungen an das Erlebte wiederaufkommen lassen. In solchen Situationen kochen die Emotionen, die während des Traumas auftraten, mit voller Wucht wieder hoch.
Um dies zu vermeiden, grenzen sich viele Betroffene von ihrer Umwelt ab und isolieren sich zunehmend, werden depressiv oder versuchen sich mit Alkohol oder Drogen zu betäuben. Die Folgen können verheerend sein.
Weiterer Auslöser: PTBS nach einem Unfall
Neben den bereits genannten Auslösern kann auch ein schwerer Unfall ein Trauma darstellen und damit eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösen. Nicht nur Unfallopfer selbst, sondern auch Augenzeugen können durch das Geschehene derartig traumatisiert werden, dass psychische Folgeschäden entstehen.
Sind die körperlichen Verletzungen verheilt, heißt dies dann noch lange nicht, dass das Unfallopfer gänzlich geheilt ist. Die psychischen Folgeschäden können sich noch Jahre später auf das Leben der Betroffenen auswirken. Oftmals brechen sie soziale Kontakte ab oder können ihrem Beruf nicht mehr nachgehen.
Viele Opfer fragen sich deshalb, ob Ihnen Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung zusteht.
Posttraumatische Belastungsstörung – Steht Betroffenen Schmerzensgeld zu?
Psychische Erkrankungen – wie etwa die Posttraumatische Belastungsstörung – können nach einem Unfall stärkere Auswirkungen auf die Lebensqualität haben als körperliche Schäden und Verletzungen.
Kann jedoch Schmerzensgeld bei PTBS verlangt werden?
Laut dem deutschen Bundesgerichtshof besteht nicht nur für physische Verletzungen ein Anspruch auf Schmerzensgeld.
Auch die Posttraumatische Belastungsstörung kann einen solchen begründen, da diese psychische Erkrankung massive Einschränkungen im Alltagsleben mit sich bringt.
Welche Höhe hat das Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung?
Die Frage, wie viel Geld Ihnen nach einem Verkehrsunfall zusteht, der die PTBS ausgelöst hat, lässt sich nicht pauschal beantworten. Vielmehr sind hier viele unterschiedliche Faktoren ausschlaggebend.
Unter anderem muss, wie bereits erwähnt, das Gutachten eines Sachverständigen vorliegen. Nur wenn der Unfall die Erkrankung ausgelöst hat, steht Betroffenen Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung zu.
Um die Höhe des Schmerzensgeldes festzulegen, wird unter anderem betrachtet, inwiefern die PTBS die Lebensqualität beeinflusst und einschränkt. Kann das Unfallopfer noch seinem Beruf nachgehen oder ist die Erwerbsfähigkeit eingeschränkt? Liegt letzteres vor, können höhere Forderungen gestellt werden.
Ein Geschädigter ist jedoch auch dazu verpflichtet, Schadensminderung zu betreiben. Dies bedeutet bei Vorliegen einer PTBS, dass sich der Betroffene in ärztliche Behandlung begeben und eine geeignete Therapie machen muss. Ist dies nicht der Fall, kann das Schmerzensgeld verringert werden.
Auch wenn bereits psychische Vorerkrankungen vorlagen, kann das Einfluss darauf haben, wie viel Geld Betroffenen vor Gericht zugesprochen wird. In manchen Fällen kann dies zu Abschlägen beim Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung führen.
Nähere Informationen zur Schmerzensgeldtabelle
Bei der Bemessung der Höhe des Schmerzensgeldes müssen Richter und Anwalt immer den jeweiligen Einzelfall mit seinen individuellen Charakteristika betrachten. Als Anhaltspunkt hierfür kann eine sogenannte Schmerzensgeldtabelle dienen.
Diese enthält Urteile zum Schmerzensgeld für eine Posttraumatische Belastungsstörung, die in der Vergangenheit gefällt wurden. Auch wenn Betroffene sich selbst darüber informieren möchten, wie viel Geld ihnen möglicherweise zusteht, können sie vergleichbare Fälle in einer solchen Tabelle nachschlagen.
Zu den bekanntesten Schmerzensgeldtabellen, die in der Praxis gebräuchlich sind und beispielsweise vom Rechtsanwalt verwendet werden, um die Höhe der Forderungen vor Gericht festzulegen, gehören die folgenden:
- Celler Schmerzensgeldtabelle des Oberlandesgerichts (OLG Celle)
- Beck’sche Schmerzensgeldtabelle
- Schmerzensgeldtabelle nach Hacks/Ring/Böhm
Hallo, ist eine Klage auf Schmerzensgeld auch möglich, wenn es einen Gerichtsbeschluss gibt, der besagt, dass die Belastungsstörung ausgeheilt ist?