Schmerzensgeld bei einem Rippenbruch: Was steht mir zu?
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Wie viel Schmerzensgeld wird bei einem Rippenbruch gezahlt?
Höhe des Schmerzensgeldes bei Rippenbruch | Gericht |
---|---|
Etwa 3.900 Euro | OLG München, 5 U 3797/83, 1984 |
Etwa 17.900 Euro | LG Flensburg, 4 O 114/95, 1995 |
Genau 1.500 Euro | AG Köln, 135 C 497/03, 2005 |
Genau 1.500 Euro | LG Bielefeld, 2 O 294/09, 2010 |
Genau 3.500 Euro | LG Freiburg im Breisgau, 6 O 217/13, 2014 |
Wenn der Brustkorb Schaden nimmt
Jeder Mensch besitzt Rippen, welche sich als paarweise angeordnete, stabförmige, gebogene Knochen erweisen. In Zusammenarbeit mit den Brustwirbeln und dem Brustbein bilden diese unseren Brustkorb, medizinisch Thorax genannt, und geben ihm seine markante Form.
Ohne Rippen kann unser Körper kaum bestehen: Denn sie haben die essentielle Aufgabe, die innen liegenden Organe zu schützen, darunter das Herz und die Lunge. Verletzungen sind hier nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Schon eine leichte Rippenprellung kann Atem- und Bewegungsprobleme auslösen. Noch schlimmer kann sich die Lage bei einer Rippenfraktur gestalten. Ein solcher Vorfall ist oft mit starken Schmerzen und anderen Leidenserscheinungen verbunden. Entsteht er durch Fremdeinwirkung, stellt sich daher oft die Frage: Kann Schmerzensgeld zum Rippenbruch eingefordert werden?
Der vorliegende Ratgeber beschäftigt sich umfangreich mit dem Thema „Rippenfraktur und Schmerzensgeld“. Hier erfahren Sie, ob diese Art der Entschädigungszahlung den Menschen grundsätzlich zusteht, die unverschuldet einen Bruch an den Rippen hinnehmen mussten. Entsprechend informiert dieser Text darüber, was eine Rippenfraktur ausmacht, welche Rolle die Umstände der Verletzung spielen und auf welche Art und Weise Sie den Anspruch auf Schmerzensgeld durchsetzen können. Nicht zuletzt können Sie eine Schmerzensgeldtabelle einsehen.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Schmerzensgeld bei einem Rippenbruch
Neben starken Schmerzen kann ein Rippenbruch außerdem Bewegungs- sowie Atemprobleme nach sich ziehen. Auch Kreislaufprobleme sind möglich.
Haben Sie sich aufgrund des Fremdeinwirkens einer dritten Person unverschuldet einen Rippenbruch zugezogen, können Sie im Regelfall Schmerzensgeld beanspruchen.
In welcher Höhe sich die Summen bewegen, die Betroffenen in der Vergangenheit bei einem Rippenbruch zugesprochen wurden, können Sie dieser Schmerzensgeldtabelle entnehmen.
Die Bedingungen des Anspruchs auf Schmerzensgeld
Der obige Abschnitt zeigt, dass die Lebensqualität durch einen Rippenbruch durchaus stark eingeschränkt werden kann. Doch selbst eine Rippenserienfraktur garantiert Schmerzensgeld nicht in jedem Fall. Die Chancen stehen grundsätzlich jedoch nicht schlecht, wenn Betroffene durch einen Unfall verletzt worden sind, den ein anderer zu verschulden hat.
Denn in einem solchen Fall besteht ein zivilrechtlicher Anspruch darauf, Schmerzensgeld für den Rippenbruch einzufordern (teilweise ist auch die Formulierung “Schmerzengeld beantragen” üblich). Und nicht nur Unfallopfer können von diesem Recht Gebrauch machen.
Auch Menschen, die im Operationsaal einem Behandlungsfehler erlegen sind, besitzen Chancen darauf, für ihr Leiden Kompensation zu erhalten. So steht in § 253 Absatz 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB):
Ist wegen einer Verletzung des Körpers, der Gesundheit, der Freiheit oder der sexuellen Selbstbestimmung Schadensersatz zu leisten, kann auch wegen des Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld gefordert werden.
Der Begriff billige Entschädigung kann Laien zunächst verwirren. Damit ist jedoch nicht die Höhe des Schmerzensgeldes gemeint, im Gegenteil. Der Terminus bezieht sich darauf, dass es durch die Entschädigung zur Billigung und Genugtuung des Opfers kommt, das bis zu diesem Zeitpunkt mit einem verletzten Rechtsgefühl leben musste.
Der Grundgedanke hinter einer Schmerzensgeldzahlung ist es, die Lebensfreude der Betroffenen zu erneuern. Hierbei hilft auf der einen Seite der finanzielle Ausgleich und auf der anderen Seite die Genugtuung, dass der Täter für sein Verbrechen bestraft wurde. Im besten Fall kommt es sogar zur Aussöhnung mit dem Gegenüber.
Schmerzensgeld nach dem Rippenbruch einfordern: So geht’s!
Wer seinen Anspruch auf Schmerzensgeld nach einem Rippenbruch wahrnehmen möchte, kommt in jeden Fall nicht um einen Arztbesuch herum. Denn ohne eine zuverlässige Diagnose bzw. ärztliches Attest ist eine Durchsetzung der Zahlungen nur schwer möglich. Wird der Arztbesuch erst eine Woche nach dem Vorfall getätigt, der zur Rippenfraktur geführt hat, kann es außerdem zu Betrugsvorwürfen seitens der Gegner kommen.
Geht es um die tatsächliche Einforderung des Schmerzensgeldes, besteht die Option, dass Betroffene den außergerichtlichen Weg beschreiten. Dabei machen sie ihren Anspruch direkt beim Täter bzw. seiner Versicherung geltend. Jedoch kann es dabei leicht zu Schwierigkeiten kommen: Versicherungen ziehen oft ihren eigenen Nutzen daraus, dass Laien nicht genau wissen, in welcher Höhe ihnen Entschädigungen zustehen. Deshalb wird zunächst nur der kleinstmögliche Betrag gezahlt und darauf gehofft, dass sich die Betroffenen nicht rechtlich dagegen wehren.
Der Weg zum Anwalt ist auch dann zu bewältigen, wenn Schadensersatzansprüche vor Gericht durchgesetzt werden sollen. Dabei entscheidet der Einzelfall, welcher Jurist besonders geeignet ist. Kam die Rippenverletzung bei einer Gewalttat wie einer Schlägerei zu Stande, liegt eine Straftat vor und ein Anwalt für Strafrecht eignet sich. Bei einem Autounfall ist ein Anwalt für Verkehrsrecht möglicherweise passender.
Geht es um die „Beantragung vom Schmerzensgeld“ ist jedoch immer ein Zivilverfahren nötig. Dieses findet unabhängig von einem Strafrechts- oder Verkehrsrechtsverfahren statt, welche von Betroffenen nicht angestrengt werden müssen. Letztere dienen der Sanktionierung des Täters und nicht der Entschädigung der Betroffenen. Kommt es also in einem Strafrechtsverfahren zur Zahlung von Geldstrafen, fließen diese in die Staatskasse.
Die Höhe vom Schmerzensgeld nach dem Rippenbruch
Es lässt sich in kaum einem Fall vorhersagen, wie hoch ein Schmerzensgeld ausfallen wird, auch dann nicht, wenn definitiv ein Anspruch darauf besteht. Die Höhe eines Schmerzensgeldes wird von einem Gericht immer im Einzelfall individuell festgelegt. Doch ganz orientierungslos müssen Betroffene trotzdem nicht bleiben. Eine Schmerzensgeldtabelle zum Rippenbruch hilft dabei, die finanzielle Dimension einer solchen Entschädigung einzuschätzen.
Im Folgenden finden Sie eine solche Tabelle. Diese zeigt, chronologisch geordnet, einige Urteile zum Schmerzensgeld nach einem Rippenbruch. Die darin aufgeführten Geldwerte sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Zum einen wird, wie bereits erwähnt, die Schmerzensgeldhöhe für jeden Fall einzeln festgelegt. Und zum anderen spielen in jeder Verhandlung auch zusätzliche Verletzungen und Bedingungen des Heilungsprozesses eine Rolle. Da ist es nur logisch: Ist mehr gebrochen als nur die Rippen, fällt die finanzielle Entschädigung sehr wahrscheinlich auch höher aus.
Doch nicht jede kleine Wunde sorgt dafür, dass die Höhe des Schmerzensgeldes zunimmt. Kommt es durch eine Tat zusätzlich zu kleineren Wunden, welche der Meinung des verhandelnden Gerichts nach das Leben des Betroffenen nicht weiter beeinträchtigen, können diese als Bagatellschäden betrachtet werden. Das bedeutet, sie werden als geringfügig angesehen und bei der Schmerzensgeldberechnung ignoriert. Das ist beispielsweise bei leichten Prellungen und Zerrungen nicht unüblich.
Auch wer sich ohne Hilfe eines Rechtsanwalts an die Versicherung des Täters wendet, muss damit rechnen, dass diese versuchen wird, Verletzungen als Bagatellschäden zu deklarieren. Mit eindeutigen Beweisen in Form von ärztlichen Attesten können solche Behauptungen jedoch untergraben werden.
Die Rolle der Ausgleichsfunktion
Es gibt jedoch nicht nur Faktoren, die ein Schmerzensgeld nach dem Rippenbruch erhöhen können. Bestimmte Umstände sorgen auch dafür, dass der Anspruch geschmälert und damit die Höhe der vom Gericht endgültig festgelegten Entschädigungssumme gesenkt wird. Diesbezüglich darf die sogenannte Ausgleichfunktion nicht ungenannt bleiben. Denn eine Verletzung wie eine Rippenfraktur kann für Betroffene auch einige Vorteile nach sich ziehen.
So können Betroffene nach einem Verkehrsunfall beispielsweise von privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen profitieren, welche in einem solchen Fall eine Auszahlung tätigen müssen. Eine Anrechnung und damit eine Senkung des zu zahlenden Schmerzensgeldes kann durchgesetzt werden, wenn das zuständige Gericht urteilt, dass
- sie dem Kläger zumutbar ist,
- dem Sinn und Zweck des Anspruches auf Entschädigung nicht entgegengewirkt wird und
- die Haftungspflicht des Angeklagten bestehen bleibt.
Es passiert jedoch eher selten, dass eine Versicherung wie die der privaten Unfallversicherung auf das Schmerzensgeld nach einem Rippenbruch angerechnet wird. In der herrschenden Rechtsprechung besteht diesbezüglich die verbreitete Ansicht, dass die eigens gezahlten Versicherungsbeiträge nicht zum Vorteil des Schädigers genutzt werden sollten.
Das gleiche gilt für Leistungen, die im Sinne der Sozialversicherungen bestehen, beispielsweise bei Verletztengeldzahlungen durch die Berufsgenossenschaft. Auch Vorzüge, welche Beamte durch das Beamtenrecht genießen, werden nicht zur Anrechnung und Senkung des Schmerzensgeldes herangezogen.
Eine häufige Ursache: Körperverletzung
Neben Verkehrsunfällen gehören Körperverletzungen zu den häufigsten Ursachen für Rippenfrakturen. So kann es durch eine Schlägerei oder einen tätlichen Angriff zu Schmerzensgeld nach dem Rippenbruch kommen. Denn bei einer wissentlichen bzw. willentlichen körperlichen Misshandlung einer anderen Person besteht für gewöhnlich immer ein Anspruch darauf. Das gilt ebenso für eine Gesundheitsschädigung, die auf diese Art und Weise ausgelöst wird.
- Körperliche Misshandlung: Dieser Begriff beschreibt alle äußerlichen Schäden, die physisch am Körper auftreten.
- Gesundheitsschädigung: Hierbei wird sich auf der Hervorrufung oder Steigerung von psychischen Störungen bezogen.
Neben der einfachen Körperverletzung, welche eine fünfjährige Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe nach sich ziehen kann, kann auch eine schwere oder eine gefährliche Körperverletzung einen Rippenbruch verursachen und den Anspruch auf Schmerzensgeld rechtfertigen. Gefährliche Körperverletzung liegt nach § 224 Strafgesetzbuch (StGB) vor, wenn zusätzliche Mittel wie Gift oder Waffen gebraucht werden, aber auch wenn mehrere Täter Gewalt an einem Opfer ausüben.
Schwere Körperverletzung liegt hingegen dann vor, wenn eine besonders hohe Schadensintensität erreicht wird. Für sich genommen kann ein Rippenbruch zwar Schmerzensgeld rechtfertigen, wird aber allein nie als schwerer Körperverletzung bewertet werden. Denn dafür müssen dauerhafte Schäden der Sinne oder wichtiger Körperteile die Folge sein. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es zum Verlust der Sehkraft kommt oder eine Lähmung auftritt.
Was macht einen Rippenbruch eigentlich aus?
Bevor überhaupt die Frage geklärt werden kann, ob Anspruch auf Schmerzensgeld nach einem Rippenbruch besteht, muss Betroffenen die Definition dieser Verletzung bewusst sein. Folgende Aspekte gibt es diesbezüglich zu beachten:
- Die Ursache: In nahezu allen Fällen ist ein Unfall die Ursache für die Fraktur, beispielsweise ein Autounfall oder ein Sturz aus großer Höhe. Möglich ist aber auch eine starke Gewalteinwirkung, welche in Folge einer Körperverletzung zum Bruch führt. In seltenen Fällen können auch Sportarten wie Golf oder starker, andauernder Husten die Verletzung verursachen.
- Die Folge: Ein Knochenbruch an den Rippen sorgt dafür, dass ein oder mehrere Rippenbögen in ihrer Kontinuität unterbrochen werden. Dadurch nimmt die Stabilität des Brustkorbs ab, was eine sogenannte paradoxe Atmung auslösen kann. Selten können durch Bruchstellen auch Gefäße oder innere Organe verletzt werden.
- Die Stärke der Schmerzen: Starke Schmerzen beim Einatmen, Husten und Liegen und Drehen des Oberkörpers sind nicht unüblich. Es kommt jedoch auf die Bruchstelle an. Bei manchen Betroffenen liegen nur wenig oder sogar gar keine Schmerzen vor.
- Der Heilungsprozess: Oft heilt ein Bruch dieser Art nach sechs Wochen von allein. Einfache Brüche von ein bis zwei Rippen verursachen nicht oft Komplikationen. Aber auch stabile Frakturen, die über mehrere Rippen gehen, auch Rippenserienfrakturen genannt, heilen in der Regel problemlos. Zu Operationen kommt es nur selten.
Patienten, die an einer Bruchstelle an den Rippen leiden, tendieren zudem häufig zu einer Schonatmung, mit der sie die Schmerzen lindern wollen. Davon wird aber generell abgeraten. Denn dadurch können die Lungen geschwächt werden, was dann eine Lungenentzündung nach sich zieht. Betroffene machen also teilweise einiges durch.
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