Erneuerbare Energien: Wann ist es echter Ökostrom?
Letzte Aktualisierung am: 22. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Naturstrom unter der Lupe
Derzeit erzeugen Naturstrom-Anlagen etwa 27 Prozent des Bruttostromverbrauches in Deutschland. Zum Vergleich: 2000 waren es nur 7 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt). Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, im Jahr 2050 mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauches über erneuerbare Energien in Deutschland zu generieren.
Um dieses Ziel zu erreichen, schafft der Bund entsprechende Gesetze und Verordnungen. Die Energiewende, also der Übergang von einer nicht-nachhaltigen zu einer nachhaltigen Energieversorgung, vollzieht sich bis 2022. Ab diesem Zeitpunkt sollen die Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet und die Nutzung fossiler Brennträger gemindert sein.
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Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Erneuerbare Energie
Als erneuerbare Energien werden Energieträger bezeichnet, die auf der Erde nahezu unerschöpflich verfügbar sind oder die sich verhältnismäßig schnell erneuern. Sie gelten daher als gut für die Umwelt.
Energie kann insbesondere aus der Sonnenkraft, Wind, Wasser und Erdwärme erzeugt werden.
Die Erzeugung von erneuerbarer Energie ist bislang noch relativ teuer. Zudem sind zum Beispiel Wind- und Solarkraft unbeständig, weshalb entsprechende Speicherkapazitäten notwendig sind.
Was sind erneuerbare Energien?
In Deutschland gibt es drei Hauptgruppen der Energieerzeugung:
- fossile Energie
- Kernenergie
- erneuerbare Energien
Fossile Energie beschreibt Brennstoffe wie Braunkohle, Steinkohle, Erdöl und Erdgas, welche verbrannt und so zu Energie umgewandelt werden. Der deutsche Sprachraum nennt sie deshalb „fossil“, weil sie Abbauprodukte aus geologischer Vorzeit sind. Diese Brennstoffe bestehen hauptsächlich aus toten Pflanzen und Tieren, die vor tausenden von Jahren im Gestein verschlossen wurden.
Kernenergie stammt aus Atomkraftwerken. Derzeit gibt es noch acht Kernkraftwerke in Deutschland. Sie werden mit Atomkernen wie Uran betrieben. Kernenergie ist die Art der Energieerzeugung, die am meisten diskutiert wird. Im Rahmen der Energiewende sollen die restlichen Kraftwerke im Jahr 2022 abgeschaltet werden. Dennoch klärt dies noch nicht die Frage, wo die Betreiber den hochradioaktiven und giftigen Atommüll entsorgen können.
Diese beiden Kategorien gehören zu den nicht-nachhaltigen Energieträgern. Das bedeutet, dass sie zwar abgebaut werden können, aber nicht mehr nachwachsen. Ganz im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien. Sie sind nachhaltig und lassen sich reproduzieren.
Auf die Frage „Was ist erneuerbare Energie?“ gibt es mehrere Antworten. Denn Ökostrom hat verschiedene Quellen:
- Solarenergie
- Windenergie
- Wasserkraft
- Bioenergie
- Geothermie
Ein Synonym für erneuerbare Energien sind die Begriffe alternative oder regernative Energien. Regenerativ deshalb, da die Sonne, der Wind und das Wasser quasi unendlich auf unserem Planeten vorhanden sind.
Alternative Energiequellen im Detail
Die größte alternative Energiequelle ist die Windenergie. Etwa 35 Prozent der gesamten Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien geht auf das Konto von Windkraftanlagen.
Die Bruttostromerzeugung ist der Strom, der insgesamt in deutschen Kraftwerken erzeugt wurde. Die Summe schließt auch Strommengen ein, die die Anlagen für die erneute Erzeugung benötigen und die durch Leitungsverluste verloren gehen.
Erneuerbare Energiequelle: Windenergie
Die Windenergie wird mit Windenergieanlagen, also Windrädern, erzeugt. Dabei nutzen die Anlagen die Bewegungsenergie des Windes. Moderne Windkrafträder nutzen das Prinzip des Auftriebes.
Das bedeutet, dass der Wind beim Vorbeiströmen an den Flügeln für einen Auftrieb sorgt und so das Windrad in eine Rotation versetzt. Die dabei erzeugte erneuerbare Energie ist an ein Netz gekoppelt und leitet die Elektrizität weiter in die deutschen Haushalte.
Um die Stromerzeugung durch Windenergie zu erhöhen, baut die deutsche Regierung sogenannte Offshore-Parks. Hiermit sind Windkraftanlagen gemeint, die im Meer stehen. Windkraftanlagen sind gute regenerative Energien, da der Wind und die Bewegung der Erde nie erschöpft sind.
Die Windenergie hat jedoch auch Nachteile. Zum einen sind dies Auswirkungen auf die Gesellschaft, zum anderen auf die Umwelt. Zwar stehen die meisten Menschen in Deutschland den Windkrafträdern positiv gegenüber, dennoch gibt es auch Gegner. Sie argumentieren damit, dass die Rotorblätter Schatten werfen, welche nicht wie bei unbeweglichen Gegenständen an einer Stelle verbleiben, sondern wechseln.
Aus diesem Grund hat das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) beschlossen, dass der Schattenwurf, oder auch Schlagschatten, auf Wohnhäuser nicht mehr als 30 Stunden pro Jahr und 30 Minuten am Tag betragen darf. Das BImSchG regelt auch, dass die Schallimmission in reinen Wohngebieten nachts nicht höher als 35 Dezibel übersteigen darf. Diese Dezibel-Zahl wird beispielsweise durch Blätterrascheln erzeugt.
Windkraftgegner argumentieren meist mit einer Wertminderung der Immobilienpreise. So befürchten Bürgerinitiativen, dass ihr Grundstückspreis dauerhaft gemindert wird, sobald Unternehmen eine Windkraftanlage in der Umgebung errichten. Immobilienexperten zufolge ist dies jedoch nicht der Fall. Viel eher reduziert sich der Wert der Grundstücke für Immobilienunternehmen, wenn Bürgerinitiativen gegen den Bau einer Windkraftanlage protestieren. Dieses Phänomen ist aber nur von kurzer Dauer.
Zusätzlich sollen Windkraftanlagen den touristischen Wert eines Gebietes mindern. Jedoch belegen einige Studien, dass Urlauber eher die Vorteile der Windkraftanlagen sehen und sie nicht als störend empfinden. Anderer Meinung sind jedoch Naturschützer, die die Windanlagen als Eingriffe in das Landschaftsbild wahrnehmen.
Ein wichtiges Gegenargument ist der Vogel- und Fledermausschlag in Deutschland. So belegen Studien, dass Vögel gegen die Rotoren fliegen und danach verenden. Aufgrund von Untersuchungen ist die Standortsuche für neue Windkraftanlagen nun an den Vogelbestand in der Umgebung geknüpft.
Ein weiteres Gegenargument für die Windenergie ist, dass Windkraftanlagen zu viel Landschaft verbrauchen und zerstören. Jedoch stehen etwa 99 Prozent der Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, die auch nach einem Rückbau wieder genutzt werden können.
Die Offshore-Windparks stehen in der Kritik, Meeresbewohner zu stören. Studien belegten jedoch, dass die Tiere die Windanlagen als Ruhezone und Schutz wahrnehmen. Lediglich der Bau der Windparks ist für die Meereslebewesen verstörend.
Regenerative Energiesysteme: Solarenergie
Die Sonne ist die stärkste Energiequelle im Universum. Würde die Welt die gesamte Solarstrahlung der Sonne auffangen, wäre die erhaltene Energie das 7.500-Fache des Bedarfs der Welt.
Die Sonnenenergie wird direkt und indirekt genutzt. Die direkte Nutzung stellen Photovoltaikanlagen dar. Mit der indirekten Nutzung ist die Photosynthese der Pflanzen gemeint, die wiederum als Biomasse erneuerbare Energien erzeugen. Zudem ist die Sonnenenergie für die Gezeitenwirkung verantwortlich, welche abermals den Wind und die Wellen im Wasser erzeugen.
Photovoltaikanlagen besitzen Solarzellen, welche die Lichtenergie der Sonne als erneuerbare Energiequelle nutzen und in Naturstrom umwandeln. Möchte der Verbraucher den Strom nicht nutzen, kann er ihn auch erst einmal speichern. Bei einer Umwandlung in Wechselstrom (vorher: Gleichstrom) kann die erneuerbare Energie auch in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden.
Wer sein Dach oder Grundstück mit Photovoltaikanlagen ausstattet, bekommt eine Förderung. Die Höhe hierfür ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt. Dabei ist es jedoch wichtig, dass der produzierte Naturstrom im öffentlichen Netz landet.
Der Nachteil von Photovoltaikanlagen ist jedoch, dass sie nur dann Ökostrom produzieren, wenn die Sonne scheint. Also in der Nacht oder bei schlechten Witterungsverhältnissen muss auch die vorher in der Batterie gespeicherte Energie zurückgegriffen werden.
Im Januar 2009 trat das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz in Kraft. Dieses besagt u.a., dass neue Gebäude erneuerbare Energien für die Wärmeversorgung nutzen müssen. Dabei kommen nicht nur Photovoltaikanlagen infrage, sondern auch Sonnenkollektoren, die die Strahlung der Sonne in Wärme umsetzen.
Regenerative Energien: Wasserkraft
Wie bereits erwähnt, erzeugt die Sonne durch die Gezeiten auch Wellen. Diese dienen wiederum der Wasserenergie. Bereits vor vielen Jahren nutzten die Menschen Wasserräder, um erneuerbare Energien zu erhalten.
Im weltweiten Ranking in puncto nachhaltige Energie ist Wasserkraft auf dem zweiten Platz. Die Verbrennung von Biomasse ist die erneuerbare Energie, die am meisten genutzt wird.
Das System der Wasserkraft ist ganz einfach: Die Wasserströmung fließt über ein Turbinenrad und bewegt dieses. Daraus entsteht mechanische Rotationsenergie, die wiederum Maschinen und Generatoren antreiben kann.
Das Problem bei Wasserkraftanlagen besteht jedoch darin, dass sie in die Umwelt eingreifen. Die großen Bauwerke stören die Umwelt und die Natur. Aus diesem Grund ist es der Bundesregierung wichtig, vorhandene Anlagen zu reaktivieren und modernisieren. Der Bau einer solchen Ökostrom-Anlage erfordert viele Voraussetzungen, die umwelttechnisch beachtet werden müssen.
Regenerative Energiequellen aus Wasserkraft unterscheidet der Bund in:
- Speicherkraftwerke
- Laufwasserkraftwerke
- Kleinwasserkraftwerke (Diese Art spielt in Deutschland kaum noch eine Rolle)
Speicherkraftwerke sind Naturstrom-Anlagen, die an einem hohen Gefälle erbaut wurden. Zudem benötigen sie Größenordnungen wie Talsperren oder Bergseen. Speicherkraftwerke können die Energie des Wassers zwischenspeichern und dann anrufen, wenn sie gebraucht wird.
Laufwasserkraftwerke werden oft gemeinsam mit Schleusen gebaut und nutzen die Strömung des Gewässers. Dabei ist ein Fluss oder ein Kanal gut für die Stromerzeugung geeignet.
Bioenergie als nachhaltige Energie
Die größte grüne und erneuerbare Energie wird mit Biomasse erzeugt. Dieser regenerative Energieträger ist sehr vielseitig.
Der Begriff Biomasse definiert verschiedene nachwachsende Rohstoffe, wie beispielsweise Holz. Zudem gehören auch Pflanzen dazu, aus denen Pflanzenöl oder Biodiesel gewonnen wird.
Zusätzlich zählt auch der Biomüll aus Privat- und Gewerbeabfällen dazu. Dieser wird in speziellen Anlagen verbrannt und zu Wärme oder Strom umgewandelt.
Laut Bundesregierung soll die Bioenergie in den nächsten Jahren noch mehr genutzt und ausgebaut werden. Der wichtigste Rohstoff für die Bioenergie, aus dem Naturstrom gewonnen wird, ist Holz. Dazu gehört auch Altholz aus gebrauchten Möbeln etc.
Aus diesem Grund steht die nachhaltige Forstwirtschaft zukünftig im Vordergrund. Die alternative Energie aus Raps, den Anlagen zu Biodiesel verarbeiten, soll auch erhöht werden.
Regenerative Energieträger: Geothermie
Eine weitere unerschöpfliche Energiequelle, aus der erneuerbare Energien und somit Naturstrom geschöpft wird, ist die Geothermie. Der Begriff wird auch Erdwärme genannt und erzeugt Strom aus Wärme.
Diese Erdwärme steigt, je weiter man in die Reichweite des Erdkerns kommt. In den letzten Jahren entwickelten Unternehmen und der Bund verschiedenste technische Verfahren zur Energiegewinnung.
Wärmepumpen nutzen die Geothermie und erzeugen daraus Heizwärme, Kälte und auch Warmwasser. Sollten sich Privatpersonen dazu entscheiden, Strom aus Wärme zu erzeugen, können sie durch das deutsche Marktanreizprogramm gefördert werden.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz
Aufgrund der von der Bundesregierung eingeläuteten Energiewende führte sie das Erneuerbare-Energien-Gesetz ein. Das Gesetz soll dabei helfen, den Wandel von fossilen und atomaren Energieträgern zum Naturstrom zu vollziehen.
Bis 2022 möchte der Bund die letzten acht Atomkraftwerke in Deutschland abschalten. Die Energiewende befasst sich jedoch nicht nur mit Strom, sondern auch mit Wärme und der Mobilität. Forscher entwickeln derzeit Strategien, um grüne Energie im Verkehr, im Büro etc. einzusetzen.
Mit dem Gesetz sollen erneuerbare Energie in Deutschland gefördert und erhöht werden. Das Ziel ist es, auch Privatpersonen an erneuerbare Energiequellen zu gewöhnen. So können sie eine Förderung erhalten, wenn sie alternative Energiequellen auf ihrem Grundstück nutzen.
Ein weiteres Ziel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist es, die Umwelt und ihre Ressourcen zu schützen. Aus diesem Grund setzt das Gesetz auf regenerative Energien und Naturstrom. Zeitgleich sollen die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung verringert werden.
Erneuerbare Energien: Die Vor- und Nachteile
Regenerative Energieträger haben viele Vorteile. Erneuerbare Energien produzieren beispielsweise weniger CO2, welches schädlich für das Klima ist. Zudem sind fossile Brennträger irgendwann erschöpft. Erneuerbare Energie wie die Sonne etwa gibt es auch noch in der fernen Zukunft.
Zusätzlich gibt es überall auf der Welt die Möglichkeit, alternative Energien zu nutzen. Somit ist Deutschland zukünftig nicht auf andere Länder angewiesen, um hiervon Strom oder andere Stoffe zu importieren. Heutzutage ist dies jedoch noch so. Bis zum Jahr 2050 soll der erzeugte Anteil von Ökostrom auf etwa 80 Prozent ansteigen.
Jedoch hat das Thema alternative Energien nicht nur Vorteile. Erneuerbare Energien sind teuer in der Anschaffung. Zudem produzieren die Energieträger weniger Leistung wie beispielsweise ein Kohlekraftwerk, sodass mehr Anlagen nötig sind.
Regenerative Energiequellen sind relativ unstetig. Bei schlechten Witterungsverhältnissen können die Photovoltaikanlagen nicht richtig funktionieren. Sollte es an einigen Tagen nicht windig sein, produzieren Windkraftanlagen keinen Strom.
Derzeit fehlen noch technologische Ansätze, um die regenerative Energie dauerhaft zu speichern und über weite Strecken zu transportieren. Bereits der Weg von den Offshore-Windparks bis in den Süden Deutschlands gestaltet sich schwierig.
Grüner Strom: Woran Sie regenerative Energie erkennen
Ökostromanbieter, die Haushalte mit 100 Prozent Naturstrom versorgen, sind z.B.:
- Greenpeace Energy
- Naturstrom
- Lichtblick
- EWS Schönau
- Stadtwerke Stuttgart
- Bürgerwerke
Doch auch neue Ökostromanbieter strömen auf den Markt. Aber wann ist es wirklich grüner Strom? Erneuerbare Energien erkennen Sie an verschiedenen Labels. Doch da der Staat Naturstrom nicht gesetzlich definiert, steht es einem Ökostromanbieter frei, eigene Labels und Zertifikate zu erstellen.
Dies macht es für den Verbraucher schwer, regenerative Energieträger zu erkennen. Ein „echter“ Ökostromanbieter bietet nicht nur Naturstrom an, sondern verpflichtet auch gleichzeitig, weitere Beiträge zur Energiewende zu leisten.
Grüner Strom bzw. regenerative Energie ist dann seriös, wenn sich der Ökostromanbieter mit einem „OK-Power Label“ oder einem „Grüner Strom Label“ auszeichnet. Der TÜV kooperiert mit konventionellen Stromanbietern, weshalb diese auch Labels für Ökostrom-Tarife bekommen. Aus diesem Grund ist hier Vorsicht geboten.
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Ökostrom ist ja schön und gut, aber wie soll das denn funktionieren, wenn mein Nachbar Atomstrom bezieht? Legen die dann 2 verschiedene leitungen, damit ich Ökostrom bekomme und mein Nachbar Atomstrom oder wie läuft das ab?
Hallo Jennifer,
eine extra Stromleitung erhalten Sie nicht; aber Sie unterstützen durch den Kauf von Ökostrom “grüne” Energielieferanten und leisten so einen Beitrag zum Umweltschutz.
Die Redaktion von bussgeldkatalog.org