Synthetischer Diesel: Herstellung, Kosten und Zukunftsperspektiven
Letzte Aktualisierung am: 10. September 2024
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FAQ: Synthetischer Diesel
Beim synthetischen Diesel handelt es sich um einen synthetischen Kraftstoff, für dessen Herstellung kein fossiles Erdöl verwendet wird. Der Treibstoff kann bei nahezu allen Fahrzeugen mit Dieselmotor zum Einsatz kommen und gilt als umweltschonender.
Im Labor lässt sich Diesel synthetisch herstellen. Als Alternative für das umweltschädliche Erdöl können dabei zum Beispiel Pflanzenöl oder Biomasse in Verbindung mit Wasserstoff zum Einsatzkommen. Mehr zur Herstellung erfahren Sie hier.
Bislang wird ein reiner, synthetischer Dieselkraftstoff noch nicht in Masse produziert, was laut einer Studie des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zu hohen Kosten führt. Synthetischer Diesel kommt demnach auf einen Literpreis von bis zu 4,50 Euro. Lässt sich der Preis künftig senken, ließe sich mit dem Treibstoff ggf. ein Beitrag zur nachhaltigen Mobilität leisten.
Inhaltsverzeichnis:
Hat synthetischer Diesel in Deutschland eine Zukunft?
Für Lkw sowie private oder berufsbedingte Vielfahrer ist nicht selten Diesel der Kraftstoff der Wahl, denn die entsprechenden Motoren gelten als besonders sparsam. E-Autos eigenen sich hingegen nur selten als echte Alternative, denn ihre Reichweite ist durch die Akkus und mitunter langen Ladezeiten begrenzt. Eine Umstellung auf nachhaltige Antriebsarten gestalten sich daher schwierig. Bis ein vollständiger Umstieg zur Elektromobilität möglich ist, versuchen Wissenschaftler Verbrennungsmotoren „sauberer“ zu machen. Eine Möglichkeit kann dabei synthetischer Diesel sein.
Bei synthetischen Dieselkraftstoffen wird auf den Einsatz von Erdöl verzichtet. Gleichzeitig zeichnen sich diese durch einen geringeren Ausstoß von Feinstaub sowie Stickoxiden aus und können sogar CO2-neutral sein. Lagerung und Transport sind wie bei regulären Treibstoffen wenig problematisch, weshalb sich synthetischer Diesel über eine Tankstelle beziehen lässt. Eine Umrüstung der Fahrzeuge ist zudem nicht notwendig.
All dies klingt fast zu gut um wahr zu sein und tatsächlich hat synthetischer Diesel auch seine Nachteile. Ein wichtiger Faktor ist der deutlich höhere Preis, weshalb der synthetische Treibstoff nicht konkurrenzfähig ist. Zudem kann auch die Produktion des synthetischen Diesels sehr klimaschädlich sein, etwa wenn dafür Palmöl oder Erdgas verwendet wird. Außerdem benötigt die Herstellung viel Strom, sodass eine umweltfreundliche Produktion große Mengen erneuerbare Energien benötigt. Einen entsprechenden Überschuss besteht in Deutschland üblicherweise nicht.
Nicht zuletzt fehlt es gerade für die umweltfreundlicheren Varianten wie PtL (Power-to-Liquid) oder BtL (Biomass-to-Liquid) an einer Freigabe bzw. Zulassung. Reiner synthetischer Diesel kann daher in Deutschland Privatkunden bislang nicht angeboten werden.
Wie lässt sich Dieselkraftstoff synthetisch herstellen und wie umweltfreundlich ist er?
Für die Herstellung von synthetischen Dieselkraftstoffen wird eigentlich nur Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser benötigt. Durch die Zugabe von Energie reagieren die Stoffe, sodass mithilfe von Wasserstoff Diesel entsteht. Dabei kann das CO2 grundsätzlich aus unterschiedlichen Quellen stammen, weshalb die Treibstoffe dann unterschiedliche Bezeichnungen tragen:
- HVO: Pflanzenöle
- GtL (Gas-to-Liquid): Erdgas
- PtL (Power-to-Liquid): Strom
- BtL (Biomass-to-Liquid): Biomasse
Die Kraftstoffe HVO und GtL kommen in Deutschland bereits zur Anwendung, für Pkw allerdings nur als Beimischung. Zudem gilt es zu bedenken, dass die CO2-Quellen in diesen Fällen nicht die umweltfreundlichsten Optionen sind. Denn bei HVO kommt vor allem Palmöl zum Einsatz, für dessen Anbau meist eine Abholzung im Regenwald erfolgt. Bei Erdgas handelt es sich um einen endlichen Rohstoff, weshalb dieses nicht besser als Erdöl ist.
PtL und BtL befinden sich noch in der Entwicklung. Damit ein PtL-Dieselkraftstoff möglichst umweltfreundlich ist, müsste dieser auf Basis von Öko-Strom hergestellt werden. Einen entsprechenden Überschuss gibt es in Deutschland bislang nicht. Bei BtL hängt die Nachhaltigkeit ebenfalls vom Ursprung der Biomasse ab. Bauen Landwirte dafür extra Rohstoffe an, sodass die Felder nicht mehr für Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, ist dies grundsätzlich keine wirklich gute Idee. Lässt sich hingegen synthetischer Diesel aus Abfall etwa Biomüll gewinnen, sieht die Ökobilanz bei BtL schon deutlich besser aus.
Auch wenn die Regierung das Ende von Neuwagen mit Verbrennungsmotor eingeläutet hat, dauert es noch Jahrzehnte, bis bestehende Fahrzeuge tatsächlich von den Straßen verschwinden. Synthetischer Diesel kann für diese Übergangszeit eine Option sein, solange die Produktion nachhaltig und umweltfreundlich erfolgt.
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