Toter Winkel beim LKW: Ist ein Assistent Pflicht?
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024
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Besonders gefährlich bei LKW: ein toter Winkel
Als toter Winkel wird im Straßenverkehr der Bereich bezeichnet, der aus dem Fahrzeug heraus auch mit Rück- und Seitenspiegeln nicht eingesehen werden kann. Problematisch ist der tote Winkel besonders beim Überholmanöver auf mehrspurigen Straßen, da das überholende Fahrzeug vom Fahrer des überholten Wagens durch einen schnellen Blick in den Seitenspiegel oft nicht wahrgenommen wird, wenn es sich gerade im toten Winkel befindet.
Für LKW stellt ein toter Winkel ein besonderes Problem dar, da der Fahrer kein Rückfenster zur Hilfe hat und der tote Winkel größer und gefährlicher ausfallen kann, als bei PKW. Doch wie kann ein toter Winkel beim LKW eingesehen werden? Wie sieht die Rechtslage aus? Ist für LKW eine Toter-Winkel-Kamera vorgeschrieben, um mehr Einsicht zu garantieren? Dieser Ratgeber beantwortet die wichtigsten Fragen.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Toter Winkel beim LKW
Beim LKW ist der tote Winkel üblicherweise der Bereich, der nicht vom Rückspiegel abgedeckt wird. Da oft kein Rückfenster vorhanden ist, ist dieser Bereich wesentlich größer als beim PKW.
Ja, gemäß der StVZO sind jeweils zwei Spiegel an den Seiten vorgeschrieben. Beide Spiegel müssen in unterschiedlichen Winkeln eingestellt sein. Des Weiteren sind ein Front- und ein Rampenspiegel vorgeschrieben.
Nein, Abbiegeassistenten oder Warnsystem zum Spurwechsel sind derzeit gesetzlich nicht vorgeschrieben.
Wo ist ein toter Winkel beim LKW zu finden?
Im Gegensatz zum Auto haben Lastwagen in der Regel kein Rückfenster. Der Bereich, der also sonst durch den Rückspiegel eingesehen werden kann, fällt im Sichtbereich der LKW-Fahrer weg. Die Gefahr darin besteht besonders für Fahrradfahrer und andere Fahrzeuge, die sich dem LKW von hinten nähern.
Das klassische Beispiel, wie ein toter Winkel am LKW für ein Fahrrad gefährlich werden kann, ist das Abbiegen an der Kreuzung. Radfahrer fahren in der Regel am Fahrbahnrand zur Rechten der Kraftfahrzeuge auf der Straße, wenn keine speziellen Fahrradwege vorhanden sind. So geraten sie schnell in den toten Winkel.
Wenn ein LKW nun rechts abbiegt, entsteht eine akute Gefahr für den Fahrradfahrer. Durch die Länge der LKW können besonders die Hinterreifen gefährlich werden. Diese haben beim Abbiegen einen kürzeren Fahrweg als die Vorderräder und Radfahrer können leicht darunter geraten, wenn ein LKW-Fahrer sie in der Kurve übersieht.
Regeln für LKW-Fahrer: Toter Winkel und Sicherheitsmaßnahmen
Welche Maßnahmen gibt es, damit ein toter Winkel im Spiegel des LKW besser einzusehen ist? Tatsächlich hat sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) zusammen mit vielen anderen Gruppen dafür eingesetzt, dass die Risiken, die ein LKW und sein toter Winkel darstellen, verringert werden.
Bereits 1992 wurde deshalb in Deutschland die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) geändert und ein zweiter Spiegel für LKW vorgeschrieben. Kraftfahrzeuge über 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht sind seitdem mit einem zweiten Seitenspiegel ausgestattet, der in einem anderen Winkel eingestellt wird und so ein größeres Sichtfeld abdeckt. Mittlerweile sind durch EU-Recht außerdem ein Frontspiegel und ein Rampenspiegel Vorschrift.
Allgemein muss gewährleistet sein,
dass der Fahrzeugführer nach rückwärts, zur Seite und unmittelbar vor dem Fahrzeug auch beim Mitführen von Anhängern – alle für ihn wesentlichen Verkehrsvorgänge beobachten kann. (§ 56 Abs.1 StVZO)
Im LKW kann im Spiegel ein toter Winkel aber nur dann eingesehen werden, wenn der Fahrer vor jedem Manöver alle Spiegel sorgfältig kontrolliert. Leider gehen regelmäßig LKW-Fahrer dieser Pflicht nicht nach und es kommt weiterhin zu Abbiege- und Überholunfällen.
In Deutschland kommt es jährlich zu rund 135 Unfällen mit Personenschaden, an denen rechts abbiegende LKW beteiligt sind. Kein Wunder also, dass LKW-Fahrer mit einem Bußgeld in Höhe von 70 Euro sowie einem Punkt in Flensburg rechnen müssen, wenn sie innerorts beim Rechtsabbiegen nicht mit Schrittgeschwindigkeit fahren.
Technische Errungenschaften helfen, wenn ein toter Winkel beim LKW besteht
Die moderne Technik hat vieles leichter gemacht und auch schnell einen Einzug in den Straßenverkehr erhalten. Wenn ein toter Winkel beim LKW mit einem Spiegel nicht vollständig eingesehen werden kann, dann gibt es heutzutage andere Maßnahmen, um für mehr Sicherheit zu sorgen.
Fahrassistenten – digitale Warnsysteme
Es gibt verschiedene sensorische Vorrichtungen, die das Einsehen toter Winkel erleichtern können. Eine davon ist der Spurwechselassistent, der beim Spurwechsel vor drohenden Kollisionen warnen soll. Bei diesem System sind links und rechts am Fahrzeug, oft an den Seitenspiegeln, Sensoren angebracht. Diese überwachen mittels Ultraschall, Radar, Laser oder Kamera den Raum neben dem Fahrzeug.
Wird der Blinker am LKW aktiviert, registriert das Gerät, dass ein Abbiege- oder Überholmanöver bevorsteht und gibt dem Fahrer ein Warnsignal, wenn sich ein Fahrzeug im Weg befindet. Sogenannte “aktive Assistenten” greifen auch selbst in die Lenkung ein, wenn vom LKW-Fahrer ein toter Winkel übersehen wurde, um einen Unfall zu vermeiden.
Beim LKW ein toter Winkel? Eine Kamera kann Abhilfe schaffen
Wenn dem LKW-Fahrer ein Spiegel zur Einsicht toter Winkel nicht mehr ausreicht, können auch Kamera-Systeme angebracht werden, die Bilder an einen Monitor in der Fahrerkabine senden. Besonders Stellen, die herkömmlicherweise durch Spiegel nicht eingesehen werden können, werden so erreicht.
Dazu zählt auch der Bereich direkt vor der Schnauze eine Lastwagens. Da LKW-Fahrer erhöht sitzen, können sie oft einen kleinen Bereich direkt vor ihnen nicht einsehen. Besonders im Stau oder an Ampeln kann dieser tote Winkel riskant sein, da vorbeigehende Fußgänger, die zu nah am LKW entlanggehen, nicht immer gesehen werden. Ein solcher toter Winkel kann im LKW mit einer Front-Kamera beobachtet werden. Die Technik kann auch als Einparkhilfe dienen.
Forderungen nach Neuerungen nehmen nicht ab
Trotz der bestehenden Sicherheitsvorschriften und -maßnahmen gibt es von Seiten der Politik und von Vereinen in Deutschland oft Forderungen nach Verschärfungen. Häufig werden aktuelle Unglücksfälle zum Anlass genommen, die Ausstattung von LKW zu überarbeiten.