Unfallrekonstruktion durch einen Sachverständigen: So funktioniert´s
Letzte Aktualisierung am: 24. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Die Unfallrekonstruktion nach einem Unfall ist enorm wichtig
Ereignet sich im Straßenverkehr ein Unfall, kann dieser bei den beteiligten Personen zu Verletzungen führen und gleichzeitig auch seine Spuren an den Fahrzeugen hinterlassen. Dabei ist vielen Menschen nach einer Kollision – wohl auch aufgrund des Schocks – nicht klar, wie es überhaupt zu diesem Zusammenstoß kommen konnte.
Nicht immer können die Aussagen von Zeugen dazu beitragen, Licht ins Dunkel zu bringen, denn unter Umständen widersprechen sich deren Berichte. Dies gilt insbesondere bei komplexeren Unfallgeschehen. Schließlich nehmen wir unsere Umgebung sehr selektiv wahr und können daher nicht alles was geschieht im Blick behalten.
Ist es auch für die verständigte Polizei nicht möglich, den Unfallhergang anhand der vorliegenden Spuren eindeutig zu rekonstruieren, nehmen sich Experten der Situation an. Im Zuge der Unfallrekonstruktion analysieren Sachverständige die verschiedenen Spuren, um die Ereignisse, der zum Zusammenstoß führten, nachzuvollziehen.
Wir erklären in diesem Ratgeber, wie die Unfallrekonstruktion funktioniert, wann ein Sachverständiger gerufen werden sollte und welche Kosten auf die Beteiligten zukommen.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Unfallrekonstruktion
Dies funktioniert anhand der Spuren an der Unfallstelle und den Schäden am Kfz.
Die Kosten können sehr unterschiedlich ausfallen. Es ist mit Beträgen von bis zu 2.000 Euro zu rechnen.
Theoretisch kann dies die Polizei tun, da diese aber meist keine Zeit am Unfallort hat, kommt alternativ ein Sachverständiger infrage. Kontaktieren Sie diesbezügliche Ihre Versicherung.
Wie funktioniert eine Unfallrekonstruktion?
Im Zuge einer Unfallrekonstruktion wird der Unfallhergang umfassend untersucht. Die Sachverständigen wollen dadurch herausfinden, welche Gründe zur Kollision führten und dadurch auch zu klären, wer Schuld trägt. Aus diesem Grund können die entsprechenden Gutachten bei Gerichtsverhandlungen oder Versicherungen eine wichtige Rolle spielen, um zum Beispiel mögliche Ansprüche auf Schadensersatz zu klären.
Um sicherzustellen, dass der Sachverständige auch tatsächlich alle Spuren in seiner Einschätzung berücksichtigen kann, wird dieser im Idealfall direkt zum Unfallort bestellt werden. Damit er sich dort ein umfassendes Bild machen kann, sollten die Fahrzeuge und deren Teile nicht aus dem Weg geräumt werden, sondern am ursprünglichen Fundort verbleiben. Denn nur so kann der Sachverständige diese für die Unfallrekonstruktion auf Fotos dokumentieren. Neben den Unfallspuren können zudem auch die Unfallskizzen der Beteiligten Fahrer berücksichtigt werden.
Der Gutachter berücksichtigt bei seiner Einschätzung verschiedenste Spuren, Daten und Informationen. Von großer Bedeutung sind dabei unter anderem:
- Schäden an den Fahrzeugen
- Positionen der Personen und Fahrzeuge
- Spuren an Fahrzeugen, Bauwerken und auf der Fahrbahn
Mithilfe dieser Spuren können Experten unter anderem Aussagen zum Aufprallpunkt, der gefahrenen Geschwindigkeit der involvierten Fahrzeuge und deren Bewegungsrichtung treffen.
Ebenso kommen spezielle Computerprogramme zum Einsatz, die mithilfe der Fotos und zusätzlicher Informationen komplexe Berechnungen anstellen. Durch diese lassen sich die Ausgangspunkte der verschiedenen Kfz bestimmen.
Zusätzlich dazu ist am Computer mithilfe von 3D-Modellen eine anschauliche Unfallrekonstruktion möglich. Dabei können die Parameter – wie etwa das Tempo – variiert werden. So lässt sich herausfinden, ob bei einer geringeren Geschwindigkeit der Zusammenstoß ausgeblieben wäre. Diese Einschätzung ist vor allem in Bezug auf die Schuldfrage und mögliche Ansprüche auf Schadensersatz relevant.
Rufen Sie gerade bei schweren Unfällen sofort einen Sachverständigen, welcher eine Unfallrekonstruktion anfertigt. Die Polizeibeamten haben oftmals nicht die Zeit, eine solche komplexe Analyse durchzuführen, da die Beamten noch weitere Aufgaben im Rahmen eines Unfalls zu erledigen haben. Die Unfallrekonstruktion kann gerade bei Gerichtsverhandlungen und Streitigkeiten mit den Versicherungen wichtig sein.
Wie sieht ein Unfallrekonstruktionsgutachten aus?
Der Aufbau eines Unfallrekonstruktionsgutachtens lässt sich nicht pauschalisieren, da es immer auf den einzelnen Unfall ankommt und jedes Gutachten individuell angefertigt wird. Darüber hinaus hängen der Umfang und die Qualität des Gutachtens auch von den gesicherten Beweisen ab.
Wurde die Unfallstelle bereits gereinigt, können Sachverständige unter Umständen Probleme haben, ein einwandfreies Gutachten zu erstellen. Deshalb sollten die Beteiligten auch bei kleinen Kollisionen, bei denen nur ein Blechschaden entstanden ist, sicherheitshalber Fotos anfertigen. Denn in einem solchen Fall ist es nicht gesetzlich vorgeschrieben, die Polizei zu verständigen. Sollten sich die Versicherungen aber nicht bei der Übernahme der Kosten einigen können, kann aber auch im Nachhinein noch eine Unfallrekonstruktion nötig sein.
Verschiedene Punkte finden sich allerdings in fast jedem Unfallgutachten. So beschäftigt sich jeder Sachverständige mit den Unfallörtlichkeiten und den Fahrzeugbeschädigungen. Alle Details werden im Gutachten verschriftlicht. An dieser Stelle wird im Gutachten von „Anknüpfungstatsachen“ gesprochen.
Zum Schluss geht der Sachverständige auf die Vermeidbarkeit des Unfalls ein und zieht vor allem die Geschwindigkeiten heran. Dieses Kapitel dürfte für alle Beteiligten das entscheidende sein.
Darüber hinaus werden durch ein Programm ein wahrscheinlicher und der tatsächliche Kollisionspunkt errechnet. Eine Weg-Zeit-Analyse hilft dabei, die Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu bestimmen.
Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Treten Sie als Kläger im Rahmen eines Gerichtsverfahrens auf und die Richter halten es für nötig, eine Unfallrekonstruktion zu veranlassen, muss der Kläger die Auslagen als Vorschuss an das Gericht überweisen.
Ein Unfallrekonstruktionsgutachten verursacht Kosten, doch wer muss diese tragen? Hat ein Betroffener selbst einen Sachverständigen gerufen, so muss dieser zumeist auch selbst die Rechnung begleichen.
Wie teuer ein solches Gutachten ist, ergibt sich aus der Komplexität des Unfallhergangs. Durchschnittlich ist von ca. 1.500 bis 2.000 Euro auszugehen. Klären Sie im Vorfeld mit der Versicherung, wer die Kosten trägt, damit Sie wissen, worauf Sie sich einstellen müssen.
Wie Sie den richtigen Sachverständigen finden
Möchten Sie eine Unfallrekonstruktion in die Wege leiten, so beauftragen Sie einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen. Nehmen Sie, wenn möglich, nicht den Sachverständigen, den Ihnen die gegnerische Versicherung vorschlägt, sondern wählen Sie einen Sachverständigen, welchem Sie vertrauen.
Ist ein Sachverständiger öffentlich bestellt und vereidigt, so kann das Gutachten zumeist auch vor Gericht verwendet werden und es muss keine weitere Unfallrekonstruktion durchgeführt werden.
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Ich fand die Ausführung interessant, jedoch vermisse ich, entsprechende Daten von Ansprechpartnern.
Bzw. vielleicht wäre es sehr interessant, ob es auch entsprechende Gutachter gibt, die die Unfallsituation wie ein Video darstellen können.
Ich habe das vor kurzer Zeit einmal im TV gesehen und das war so gut verständlich, dass es selbst für Richter und Staatsanwälte sicher hilfreich ist.
Aus den fachlichen Äußerungen können manche Menschen ja leider nicht so richtig schlau werden.
Ich suche nach einem solchen Sachverständigen, der mir in dieser Richtung helfen könnte.