Die häufigsten Unfallursachen in Deutschland
Letzte Aktualisierung am: 5. September 2024
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Warum es zur Kollision kommt
Jeden Tag ereignen sich auf Deutschlands Straßen Unfälle. Allein 2017 erfasste die Polizei laut Statistischem Bundesamt (destatis) 2.643.098 davon. Dabei kann sich die Schwere der Kollisionen stark unterscheiden: Von kleinen Parkremplern und Auffahrunfällen bis hin zu dramatischen Massenkarambolagen, durch die Menschen ihr Leben verlieren.
Die Auswertung der zugrunde liegenden Unfallursachen in Deutschland kann dabei dazu beitragen, die Straßen noch sicherer zu machen. Denn dadurch lassen sich Trends und negative Entwicklungen erkennen, gegen die der Gesetzgeber ggf. mit entsprechenden Maßnahmen gegensteuern kann.
Doch welches Fehlverhalten führt in Deutschland am häufigsten zu Verkehrsunfällen? Unterscheiden sich die Unfallursachen laut Statistik innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften? Warum ist die Datenerfassung und Unfallursachenanalyse wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der nachfolgende Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Unfallursache
Untersucht die Polizei einen Verkehrsunfall, muss sie die Ursachen für diesen auf einem Erhebungspapier verzeichnen. Auf diesem werden bis zu zwei Ursachen aus dem bundeseinheitlichen Ursachenverzeichnis notiert, welches insgesamt 89 mögliche Unfallursachen umfasst.
Am häufigsten werden solche Unfälle durch Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie Ein- und Anfahren verursacht.
Ja. Außerhalb geschlossener Ortschaften führen meist Geschwindigkeitsüberschreitungen zu Unfällen mit Personenschäden.
Weiterführende Ratgeber zu Unfallhergang & einzelnen Unfallarten
Wie und warum werden die Unfallursachen im Straßenverkehr ausgewertet?
Um die Aussagekraft einer Statistik beurteilen zu können, ist es unerlässlich sich mit den Methoden der Datenerhebung vertraut zu machen. So beruht die Auswertung der Unfallursachen auf den Aufzeichnungen von Polizisten. Werden die Beamten zu einem Verkehrsunfall gerufen, tragen diese die Ursache in ein sogenanntes Erhebungspapier ein.
Die Angabe erfolgt dabei anhand des seit 1975 geltenden Unfallverzeichnisses, welches insgesamt 89 verschiedene Unfallursachen auflistet. Das Verzeichnis unterteilt die verschiedenen Bezeichnungen in folgende Hauptkategorien:
- Verkehrstüchtigkeit: Alkohol/Drogen am Steuer, Übermüdung, etc.
- Fehler der Fahrzeugführer: Geschwindigkeit, Abstand, Überholen, Wenden, Abbiegen, Ladung, etc.
- Technische Mängel/Wartungsmängel: Beleuchtung, Bereifung, Bremsen, etc.
- Falsches Verhalten der Fußgänger: Falsches Verhalten beim Überschreiten der Fahrbahn, Nichtbenutzen des Gehweges, etc.
- Allgemeine Unfallursachen: Straßenverhältnisse, Witterungseinflüsse, Hindernisse, etc.
Pro Kollision können die Polizisten zwei allgemeine Unfallursachen benennen. Des Weiteren können dem Hauptverursacher und einem anderen Unfallbeteiligten jeweils maximal drei personenbezogene Fehler zugeordnet werden. Demnach lassen sich einem Unfall mit dieser Methoden insgesamt acht Ursachen zuschreiben.
Die mithilfe des Erhebungspapiers gewonnenen Informationen der einzelnen Bundesländer erhält das Statistische Bundesamt in Wiesbaden zu Auswertung. Die Behörde erstellt damit jedes Jahr die Verkehrs- und Unfallstatistik für Deutschland.
Häufigste Unfallursachen im Straßenverkehr: Statistik zum Fehlverhalten
Mithilfe der durch die Polizeibeamten erfassten Daten erstellt das Statistische Bundesamt für jedes Jahr Statistiken zu den Straßenverkehrsunfällen. Die Unfallursachen werden dabei für Unfälle mit Personenschaden aufgeführt. Hierbei handelt es sich um Zusammenstöße, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden.
Die Beschränkung auf ebensolche Kollisionen macht durchaus Sinn. Denn sobald eine Person bei einem Verkehrsunfall zu Schaden kommt, ist grundsätzlich die Polizei zu benachrichtigen. Dadurch lässt sich gewährleisten, dass zumindest der Großteil der Zusammenstöße für die Auswertung der Unfallursachen erfasst wird. Bei Parkremplern hingegen wäre von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Das Fehlverhalten der Fahrzeugführer würde bei Unfällen mit Personenschaden insgesamt 360.736-Mal als Grund angegeben. Eine Übersicht zu den einzelnen Verkehrsverstößen bzw. Gruppierungen liefert die nachfolgende Tabelle:
Fehlverhalten von Fahrer | Anzahl |
---|---|
Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren | 56.642 |
Nichtbeachten der Vorfahrt | 52.332 |
Ungenügender Abstand | 50.267 |
Nicht angepasste Geschwindigkeit | 45.058 |
Falsche Straßenbenutzung | 24.203 |
Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern | 15.877 |
Fehler beim Überholen | 13.084 |
Alkoholeinfluss | 12.873 |
Wie sich anhand dieser Auswertung zeigt, handelte es sich bei Geschwindigkeitsüberschreitungen, Abstandsverstößen oder Alkoholdelikten im Jahr 2017 nicht um die häufigsten Unfallursachen. Stattdessen bilden Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren den traurigen Spitzenreiter.
Das Statistische Bundesamt schlüsselt auch die Unfälle auf, die auf technische Mängel am Fahrzeug zurückzuführen sind. Beeinträchtigungen am Fahrzeug wurden demnach 3.528-Mal als Unfallursachen benannt. Eine genaue Aufschlüsselung zeigt unsere Tabelle:
Technische Mängel der Fahrzeuge | Anzahl |
---|---|
Bereifung | 1.166 |
Beleuchtung | 609 |
Bremsen | 586 |
Lenkung | 153 |
Zugvorrichtung | 71 |
Die verhältnismäßig geringe Anzahl von Kollisionen, die aufgrund von technischen Fehlern entstanden sind, können ein Indiz für eine relativ hohe Fahrzeugsicherheit sein. Dies kann im Rückschluss zeigen, dass die Hauptuntersuchung grundsätzlich ihren Zweck erfüllt.
Auch die Daten zu den allgemeinen Unfallursachen wertet das Statistische Bundesamt aus. Die Zahlen dazu können Sie der nachfolgenden Übersicht entnehmen:
Allgemeine Unfallursachen | Anzahl |
---|---|
Straßenverhältnisse | 32.555 |
- Glätte durch Regen | 6.387 |
- Glätte durch Schnee, Eis | 6.103 |
Witterungseinflüsse | 4.286 |
- Sichtbehinderung durch Sonne | 2.942 |
- Sichtbehinderung durch Nebel | 242 |
Hindernisse | 4.435 |
- Wild auf der Fahrbahn | 2.551 |
Unterscheiden sich die Unfallursachen je nach Ortslage?
Durch die Erfassung der Unfalldaten besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse weiter zu differenzieren. So lässt sich zum Beispiel überprüfen, ob sich die Unfallursachen je nach Ortslage – also innerorts, außerorts und auf der Autobahn – unterscheiden.
Innerhalb geschlossener Ortschaften ereigneten sich 2017 insgesamt 302.656 Unfälle mit Personenschaden. Dabei wurden als häufigste Unfallursachen Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren (49.112), das Missachten der Vorfahrt (39.906) und ein ungenügender Abstand (30.008) registriert.
Außerhalb geschlossener Ortschaften (ohne Autobahnen) nahm die Polizei insgesamt 74.166 Zusammenstöße auf, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden. Zurückführen ließen sich diese auf Geschwindigkeitsüberschreitungen (19.957), Vorfahrtsverstöße (11.953) und Abstandsunterschreitungen (11.529).
Als häufigste Unfallursachen auf der Autobahn gelten ein ungenügender Abstand (8.730), das Fahren mit unangepasster Geschwindigkeit (7.385) und eine eingeschränkte Verkehrstüchtigkeit der Fahrer (1.917). Insgesamt ereigneten sich auf den Autobahnen 20.928 Unfälle mit Personenschaden.
Nicht zuletzt ermöglicht die Auswertung der Unfallursachen auch eine Einschätzung zum Fahrverhalten bestimmter Verkehrsteilnehmer. So wurden zum Beispiel 2017 15.442 Motorradfahrer bei Unfällen mit Personenschaden als Hauptverursacher verzeichnet. Dabei ließen sich die Motorradunfälle auf folgende Ursachen zurückführen:
Ursachen von Motorradunfällen | Anzahl |
---|---|
Nicht angepasste Geschwindigkeit | 6.448 |
Abstandsfehler | 2.507 |
Fehler beim Überholen/überholt werden | 1.972 |
Falsche Straßenbenutzung | 942 |
Missachtung der Vorfahrt, des Vorrangs | 587 |
Unfallursachen Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren | 457 |
Alkoholeinfluss | 410 |
Andere Fehler beim Fahrzeugführer | 5.155 |
Auch solche konkreten Daten zu bestimmten Verkehrsteilnehmern ermöglichen Rückschlüsse. Natürlich reichen diese Zahlen nicht für pauschale Aussagen, allerdings lassen sich Tempoverstöße als häufige Unfallquelle ausmachen.
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Unachtsamkeit wird leider nicht erfasst. Gut das die Handys nicht genutzt werden dürfen. Was fehlt sind die bedienbaren Bildschirme in Fahrzeugen.
Diese dürften gar nicht während der Fahrt bedienbar sein.
Auf Blendungen werden nicht aufgenommen, wobei doch 50% wissen das weißes helles Licht auch sehr gefährlich ist. Die zugelassenen 55 Watt sind bei neuen Scheinwerfern eine Waffe. Als Radfahrer erlebe ich dies oft!
In allen Kategorien ist die häufigste Unfallursache “Andere Ursachen”, also vor Ort von der Polizei nicht feststellbar. Diese Zahlen nehmen seit Jahren zu. Wieviele dvon gehen vielleicht auf das Konto “Autotechnik”, also Sensoren, Aktuatoren, also technische Mängel, die eben nicht mit einem Blick auf die Reifen festgestellt werden können, sondern tief verborgen liegen. Ich vermute hier ein große Dunkelziffer. In der Tat glaube ich, dass im Betrieb die ganzen elektronischen Hilfsmittel fehleranfälliger sind, als es heute erscheint.
Abgesehen davon werden Unaufmerksamkeitsdefizite aus meiner Sicht ebenfalls nachträglich bei der Unfallermittlung nicht wahrgenommen, dabei nicht nur solche durch Handy oder Bedienung der immer üppiger ausfallenden Elektronik.
Auf Dauer wird nur eine Black Box helfen, die alle Daten der letzten drei Minuten vor einem Unfall aufzeichnen und nachträglich Aufschluß geben können, was genau versagt hat, oder was gearde der Fahrzeuglenker bedient hat.