Sollten Sie eine Verzichtserklärung nach dem Unfall abgeben?
Letzte Aktualisierung am: 31. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Was gilt es bei der Verzichtserklärung nach einem Autounfall zu beachten?
Der Stress direkt nach einem Kfz-Unfall kann den ein oder anderen dazu treiben, gegenüber dem Unfallgegner unbedachte Eingeständnisse zu machen.
Neben einem vorschnell unterzeichneten Schuldeingeständnis zählt hierzu auch die Erklärung, in der die Unfallbeteiligten auf Schadensersatzansprüche nach einem Unfall zu verzichten und den Schaden so ohne die Versicherung zu regulieren.
Eine solche Verzichtserklärung nach einem Unfall ist zwar durchaus möglich und kann gerade bei kleineren Bagatellschäden die langwierige Schadensregulierung über die Versicherungen abkürzen, doch ist ein solches Schriftstück auch immer uneingeschränkt gültig?
Erfahren Sie im Folgenden, ob nach einer erteilten Verzichtserklärung für den Unfallschaden tatsächlich kein Schadensersatzanspruch mehr besteht.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Verzichtserklärung nach dem Unfall
Sie verzichten gegen eine Abschlagszahlung darauf, etwaige Schadenersatzansprüche nachträglich geltend zu machen.
Die Unterzeichnung kann sich auch im Rahmen eines Einigungsprotokolls empfehlen, um den Schaden ohne Versicherung zu regeln. Allerdings kann es sein, dass sich erst nachträglich herausstellt, dass die Abschlagszahlung nicht ausreicht, um den Schaden zu decken.
Klicken Sie her, um unser kostenloses Muster herunterzuladen.
Verzichtserklärung nach dem Autounfall unterschreiben – ja oder nein?
Kommt es zu einem Unfall mit Sachschäden, besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich die Unfallbeteiligten in einem Einigungsprotokoll dahingehend verständigen, dass gegen eine Abschlagszahlung auf weitere Schadensersatzansprüche verzichtet wird. Dies kann zwei Vorteile haben: Zum einen entgeht der Unfallverursacher durch Verzicht auf Schadensmeldung bei seiner Versicherung einer möglichen Höherstufung. Zum anderen erfolgt die Schadensregulierung ohne Einbeziehung der Versicherer schnell und weitgehend unbürokratisch.
Das klingt zunächst schön, doch das Problem bei der ganzen Sache: Mit einer solchen abgegebenen Verzichtserklärung nach dem Unfall können Sie auf wichtige Anspruchsrechte verzichten. Im Zweifel wartet auf Sie im Anschluss ein Rechtsstreit, wenn die Abschlagszahlung den tatsächlichen Schaden doch nicht abdeckt. Der Grund: Stellt sich später heraus, dass zum Zeitpunkt der Unterzeichnung der Verzichtserklärung bei dem Unfall doch größere Kfz-Schäden entstanden sind als gedacht, ist eine nachträgliche Anfechtung des Vertrages schwierig.
Wenn Sie also nach einem Unfall eine Verzichtserklärung unterzeichnen wollen, sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Der entstandene Unfallschaden muss beziffert werden können. Es sollte sich hierbei jedoch nur um einen Bagatellschaden handeln. Größere Schäden am Auto und gar Personenschäden können durch eine Verzichtserklärung nach einem Unfall nicht anspruchsfrei gestellt werden.
- Die Schuldfrage sollte eindeutig geklärt sein. Wenn also Zweifel dahingehend bestehen, ob dem Unfallgegner nicht doch zumindest eine Teilschuld angelastet werden kann, sollten Sie davon absehen, eine Verzichtserklärung nach dem Kfz-Unfall aufzusetzen.
Verzichtserklärung nach Unfall aufsetzen – Unser Muster als Download
Im Folgenden stellen wir für die Verzichtserklärung ein Muster bereit. Der Unfall sollte jedoch – wie bereits oben angemerkt – keine größeren Schäden verursacht haben und Sie sollten diese auch weitgehend beziffern können, um nachträgliche Schadensersatzforderungen zu verhindern. Sie müssen in der Verzichtserklärung u. a. Unfallschaden anpassen. Das Muster dient lediglich einer groben Orientierung.
Vorlage für eine Verzichtserklärung nach einem Unfall
Name, Vorname [Unfallverursacher]
Anschrift
Telefonnummer
Personalausweis-Nr.
Fahrzeug mit Kennzeichen
[wenn abweichend: Fahrzeughalter]
– im Folgenden Unfallverursacher –
Name, Vorname [Geschädigter]
Anschrift
Telefonnummer
Personalausweis-Nr.
Fahrzeug mit Kennzeichen
[wenn abweichend: Fahrzeughalter]
– im Folgenden Geschädigter –
Unfallzeitpunkt: Datum und Uhrzeit
Unfallort: Straße, Postleitzahl, Stadt
Unfallbeteiligte: [Unfallverursacher, Geschädigter, ggf. weitere]
Die oben genannten Beteiligten vereinbaren am heutigen Tage [Datum] eine gütliche Einigung und Schadensregulierung nach dem Autounfall vom [Datum, Uhrzeit] und treffen folgende Regelungen:
- Der Unfallverursacher zahlt an den Geschädigten [bzw. Fahrzeughalter] eine einmalige Entschädigungssumme in Höhe von [Betrag].
- Mit erfolgter Zahlung sind sämtliche aus dem Unfall resultierende Ansprüche abgegolten. Der Geschädigte [bzw. Fahrzeughalter] verzichtet auf alle weiteren Forderungen bezüglich Schäden, Folgeschäden, Ersatz- sowie Entschädigungsansprüchen.
- Die oben genannten Beteiligten verzichten auf die Meldung des Schadensereignis gegenüber den Versicherungen [beide Versicherungen inkl. Versicherungsscheinnummern].
- Die Zahlung der unter 1. vereinbarten Entschädigungssumme erfolgt binnen 7 Werktagen in bar oder durch Überweisung auf das folgende Konto: [Kontoinhaber, Institut, IBAN, BIC].
- [Angepasste salvatorische Klausel einfügen; Bsp.: Sollten einzelne Punkte dieser Vereinbarung durch ein Gesetz/eine Verordnung rechtswidrig werden/sein, verlieren die betroffenen Punkte Ihre Rechtskraft, ohne dass die Rechtskraft der Vereinbarung insgesamt davon berührt wird.]
Die oben genannten Beteiligten nehmen diese Vereinbarung an und bestätigen dies durch Leistung ihrer Unterschrift:
Ort, Datum
[Unterschrift Unfallverursacher]
Ort, Datum
[Unterschrift Geschädigter]
Download: Verzichtserklärung nach Autounfall als Vorlage
Gerne können Sie dieses für eine Verzichtserklärung nach einem Autounfall bereitgestellte Muster* herunterladen. Im Folgenden finden Sie die Vorlage sowohl im PDF- als auch im Word-Format zum Download:
- Kostenloser Download
- Muster als PDF & Word-Dokument
- Vor Gebrauch überprüfen lassen
* Übernehmen Sie die für die Verzichtserklärung bei Unfall erstellte Vorlage nicht unverändert!
Verzichtserklärung als Vertragsbestandteil beim Fahrsicherheitstraining
In anderen Zusammenhängen kann eine solche Verzichtserklärung sogar vorm Unfall abgegeben werden.
Dies ist zum Beispiel im Falle der Haftungsentlassung möglich, die Teilnehmer bei einem Fahrsicherheitstraining unterzeichnen müssen.
Innerhalb des Vertrages findet sich dann eine Klausel, die bestimmt, dass der unterzeichnende Teilnehmer auf eigenes Risiko handelt und im Schadensfall keine Ansprüche gegenüber dem Veranstalter erheben wird (“Teilnahme auf eigene Gefahr”).
Wollen Sie ein Fahrsicherheitstraining absolvieren, müssen solche oder ähnlich lautenden Haftungsentlassungen unterzeichnen, um überhaupt daran teilnehmen zu dürfen. Das dient nicht zuletzt auch dem Schutz der Unternehmer, die solche Dienstleistungen anbieten.
Doch ist eine solche Verzichtserklärung, wenn ein Unfall während des Trainings geschieht, nicht automatisch auch allumfassend. Das Oberlandesgericht Koblenz hat in einem Urteil (Aktenzeichen: 12 U 1529/09) festgelegt, dass sich solche Klauseln, wenn sie sich nur auf den Veranstalter beziehen, nicht grundsätzlich sämtliche Schadensersatzansprüche aufheben, wenn es zum Schadensfall kommt.
In dem verhandelten Fall hat ein Motorradfahrer beim Fahrsicherheitstraining durch das Verschulden eines anderen Teilnehmers einen Schaden erlitten. Die Verzichtserklärung bestimmte beim Unfall zwar die Haftungsentlassung des Veranstalters, der andere Teilnehmer wurde jedoch nicht befreit, sodass gegen ihn ein Schadensersatzanspruch bestehen blieb.